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0592 - Die Wächter der Verfluchten

0592 - Die Wächter der Verfluchten

Titel: 0592 - Die Wächter der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Erwachsenen.
    Etwas später tauchten zwei junge Männer auf, die scheinbar ebenfalls zur Familie gehörten. Wortlos setzten sie sich ans Feuer und begannen zu essen.
    Zwischendurch wurde ein vergorener Saft gereicht, über dessen Zubereitung van Dyke lieber nicht nachdachte. Das Zeug schmeckte auch nicht besonders, schien aber extrem berauschende Wirkung zu haben.
    Da hielt sich van Dyke doch lieber an das Wasser aus dem großen Becken.
    Wenn du die Höhle der Zwerge betrittst, dachte er, iß und trink nichts von dem, was sie dir anbieten. Denn sonst gewinnen sie Macht über dich…
    Er wußte nicht mehr, wann und von wem er diesen Spruch zum ersten Mal gehört hatte. Doch er hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt.
    Das hier waren keine Zwerge. Aber sie waren ihm nicht weniger fremd. Vielleicht sogar noch fremder. Das Schweigen wirkte bedrückender denn je.
    Eigentlich wäre es normal gewesen, das Abendessen zu einer größeren dörflichen Veranstaltung auszuweiten, überlegte der Reeder. So zumindest hatte er es in anderen Fällen erlebt. Man feierte ein wenig mit den Einheimischen, tanzte und sang, und der Rest der Nacht ergab sich dann von selbst.
    Hier jedoch wurde kein Fest gefeiert! Man wies die Hungernden zwar nicht ab, sondern lud sie durchaus freundlich in die Hütten ein, aber das war auch schon alles. Es sah auch nicht danach aus, als biete man den Fremden besondere Leckerbissen zum Gastmahl, man drängte ihnen das Essen auch nicht auf, sondern ließ sie nur zulangen.
    Was den Gästen aber aufgedrängt wurde, war das berauschende Getränk. Van Dyke mußte immer wieder höflich ablehnen, er wollte einen klaren Kopf behalten.
    Ihm fiel auf, daß Takaroa ihn zuweilen lauernd ansah. Daß dieser Mann nicht sein Freund war, das war van Dyke längst klar. Der Kriegerführer mußte es auch für eine Provokation halten, daß sich van Dyke ausgerechnet seine Hütte fürs Essen ausgesucht hatte - und genau das war es auch. Der Schiffseigner wollte den Kriegerführer im Auge behalten.
    Draußen war es bereits dunkel geworden, als sich Takaroa schließlich erhob. Er trat vor den Reeder und deutete erst auf ihn, dann mit ausgestrecktem Arm zur Tür.
    Van Dyke lachte leise auf. »Du willst mir kein Nachtlager anbieten?«
    Der Krieger sagte etwas Unverständliches. Wieder deutete Takaroa nach draußen.
    »Schon gut. Ich habe verstanden.« Van Dyke erhob sich und verließ die Rundbütte.
    Die Nacht war kühl. Am samtschwarzen Himmel funkelten Sterne. Aus den Öffnungen der Hütten, aus den Türen und kleinen Fenstern, drang der schwache Lichtschein der Herdfeuer. Die Hütten selbst wirkten wie finstere, abschreckende Kolosse, hinter denen sich undurchdringliche Schwärze erhob - der Wald.
    Irgendwo zwischen den Schatten bewegte sich jemand.
    Van Dyke machte ein paar Schritte vorwärts.
    Und plötzlich spürte er einen Luftzug hinter sich in der Dunkelheit.
    Instinktiv versuchte van Dyke noch, sich zu ducken.
    Aber es war bereits zu spät.
    Etwas traf mit brutaler Gewalt seinen Hinterkopf!
    Und ließ die ganze Welt in absolute Finsternis versinken!
    ***
    Irgendwann später erwachte er. Vorsichtig tastete er nach seinem Hinterkopf. Dort schwoll eine Beule, aber zumindest konnte er kein Blut ertasten.
    Langsam richtete er sich auf.
    Und erst da bemerkte er den Schatten dicht neben sich!
    Neben ihm hockte eine dunkle Gestalt.
    »Alles in Ordnung, gospodin ?« krächzte eine Stimme. »Nix passiert mit Schädel?«
    »Jos?« murmelte van Dyke. »Was zum Teufel…?«
    »Nix Teufel. Nackte Wilde«, grunzte Jos. »Haben auch Käpten geschlagen, ist aber wieder wach. Auch nix passiert mit Schädel, aber viel Wut.«
    »Die Eingeborenen haben mich und den Kapitän niedergeschlagen?« Van Dyke stellte fest, daß er sich auch nicht mehr vor Takaroas Hütte befand. »Wo sind die anderen?«
    »Mitkommen, sehen«, verlangte Jos.
    Van Dyke folgte ihm. Nach ein paar hundert Metern sah er die Männer - sie lagen sorgfältig nebeneinander aufgereiht am Boden. Neun Männer, und einige schnarchten. Kapitän Heeremaas lehnte im Schatten an einem Baumstamm.
    »Sie haben sie betrunken gemacht«, sagte er.
    »Und Sie und Jos?« fragte der Reeder.
    »Fusel schmeckt wie eingeschlafene Füße. Trinke nix«, sagte Jos.
    »Ich wollte mir einen klaren Kopf bewahren«, sagte Heeremaas. »Aber als ich das Gesöff immer wieder ablehnte, hat man mich aus der Hütte gejagt. Tja, und dann…« Er tastete nach seinem Hinterkopf. »Schätze, daß Euch dasselbe

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