0594 - Die Sterbenden von Talos
zurück.
»Der Kaminanzünder…!«
»Kannst du das nicht gleich sagen?« rüffelte die schwarzhaarige Schönheit.
»Weißt du's oder nicht?«
»Nein! Aber hatten wir nicht letztens noch zwei Flaschen Wein aus Zamorras Keller hier? Ich kann sie nicht finden!«
Ted atmete tief durch. Wer klaut denn hier Wein? durchfuhr es ihn verdrossen. Seit es die Regenbogenblumen-Verbindung zwischen seiner Villa und Zamorras Château Montagne gab, war es üblich, sich gegenseitig mal schnell einen Besuch abzustatten, und ebenso daß sich der eine im Weinkeller des anderen bediente.
Allerdings konnte Ted sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß Zamorra oder seine Gefährtin Nicole Duval einen Montagne-Wein aus Teds Keller mitnahm. Davon hatten sie drüben im Château doch mehr als genug.
Er war schon unten, als ihm einfiel, daß er selbst die beiden Flaschen geköpft hatte. Vor ein paar Tagen, nach einer der unzähligen Streitigkeiten mit Carlotta. Sie war in die City gefahren, und Ted war gefrustet dem Inhalt der beiden Flaschen auf den Grund gegangen, um danach noch mit einer Viertelflasche Whisky nachzuspülen und am nächsten Tag die prachtvollsten Kopfschmerzen von dieser diabolischen Mixtur zu haben.
»Was? Die hast du ganz allein weggesoffen?« kommentierte Carlotta seine Beichte wenig vornehm. »Dabei weißt du doch genau, wie gern ich diese Sorte mag!«
»Trinken wir eben eine andere«, schlug Ted vor.
»Ich denke ja gar nicht dran! Ich will den 86er Montagne! Ich geh mal eben rüber ins Château und hole eine Flasche. Brennt das Kaminfeuer eigentlich schon?«
Natürlich nicht. Wie denn auch ohne Anzünder oder Feuerzeug?
»Dann mach mal voran! Ich bin gleich zurück…« Dabei griff sie ins Regal, zog eine beliebig andere Flasche hervor, um sie als Austausch-Exemplar zu verwenden.
Um zu den Regenbogenblumen zu kommen, mußte sie den Keller erst wieder verlassen, die Schiebetür schließen und zur anderen Seite hin öffnen. Magie sorgte dafür, daß sich dann an gleicher Stelle eine Dimensionsfalte öffnete, in einen großangelegten unterirdischen Komplex hinein, der sich an der gleichen Stelle befand wie der normale Keller.
Trotzdem hatten beide Hohlräume keinen gemeinsamen Bezugspunkt und ließen sich auch nicht direkt erreichen.
Für Ted im normalen Keller änderte sich nichts, außer daß Carlotta ihm die Schiebetür direkt vor der Nase zuzog.
Das regte ihn schon wieder auf. Während sie die Tür zur anderen Seite hin öffnete, sah es für Ted so aus, als sei sie unbeweglich verschlossen.
Mit einem heftigen Ruck schob er sie wieder auf.
Carlotta war bereits im Stollen verschwunden, der zum Arsenal der Ewigen und zu den Regenbogenblumen führte. Da kam Ted der Gedanke, einmal nachzusehen, welchen Wein Carlotta für den Austausch auf Gegenseitigkeit gewählt hatte.
»Nein!« entfuhr es ihm. »Doch nicht den… Das hat das kleine Biest doch mit Absicht gemacht, weil ich den Montagne weggesüffelt habe!«
An dieser Flasche hingen Erinnerungen.
An sich wäre es kein Problem gewesen, eine andere Flasche zu nehmen und sie später wieder gegen diese zu tauschen. Aber Ted Ewigk machte ein Problem daraus.
Er benutzte die Schiebetür wieder und eilte hinter Carlotta her.
»Bleib stehen! Warte! Laß die Flasche hier!« rief er zornig.
Sie war schon im großen Dom vor den Regenbogenblumen. »Was ist denn jetzt wieder los?« wollte sie verärgert wissen. »Ich dachte, du setzt das Kaminfeuer in…«
»Du läßt diese Flasche hier, verdammt noch mal!« fuhr er sie an. »Gib sie her! Sofort!«
»Bist du jetzt völlig übergeschnappt?« schrie sie auf. Sie schlug seine zugreifenden Iiände zurück.
»Ist es jetzt schon so weit, daß wir uns auch noch schlagen?« bellte er sie an wie ein wildgewordener Straßenköter. »Du gibst die Flasche her und…«
Sie wollte bereits zwischen die Blumen treten, um sich mit einem Gedankenbild zum Château Montagne versetzen zu lassen, innerhalb einer Sekunde über Hunderte von Kilometern hinweg von Rom ins Loire-Tal in Frankreichs Südosten. Doch Ted hielt sie an ihrem Bademantel fest.
Carlotta befreite sich mit einem schnellen, heftigen Ruck, fuhr herum. Ted sah noch etwas Großes auf seinen Kopf zurasen.
Dann sah er Sterne.
Als er wieder erwachte, war er allein mit einer langsam verdunstenden Weinlache, einer Menge Scherben und starken Kopfschmerzen. Seine Kleidung war mit Weinflecken übersät. Als er nach seiner Stirn tastete, spürte er angetrocknetes
Weitere Kostenlose Bücher