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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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PROLOG
    »Zum Teufel mit diesen verdammten Rekruten! Was führen sie denn jetzt wieder im Schilde?«
    Sergeant Dren schlug mit der Faust so hart auf den Tisch, dass der Federkiel über die Tischplatte hüpfte und zwei der zusammengerollten Pergamente zu Boden fielen. Er sprang auf, stieß den Stuhl zurück und stampfte wütend über den Steinboden zum Fenster. Draußen stoben die Rekruten kreuz und quer über den Waffenübungsplatz. Verwirrte Rufe und lautes Geschrei machten das Durcheinander komplett und brachten Dren vollends in Rage.
    Seit Baron Keevan mit dem Großteil seines Heers nach Süden gen Mantor aufgebrochen war, hatte sich Sergeant Dren gemeinsam mit dem völlig unfähigen Hauptmann Risslan darum bemüht, dem Nachwuchs Zucht und Ordnung beizubringen. Das Hauptproblem war, dass die Rekruten nun, da so gut wie alle Soldaten fort waren, Aufgaben bewältigen mussten, für die sie noch nicht bereit waren. Auch die Ausbildungsoffiziere, die sich sonst um die Rekruten kümmerten, waren nach Süden gezogen und hatten den Sergeanten mit einem unerfahrenen Ausbildungsstab zurückgelassen, der die Schwierigkeiten eher noch verschärfte. Trotzdem, dachte Dren wutschnaubend und riss die Tür auf, war das Chaos, das auf der Burg herrschte, unentschuldbar.

    »Stillgestanden!«, donnerte er.
    Die meisten Rekruten auf der Ostseite der Burg blieben wie angewurzelt stehen. Zwei jedoch überhörten Drens Anweisung geflissentlich und wuselten unbeirrt weiter in Richtung Waffenkammer.
    »Seid ihr taub? Ich sagte, still-ge-stan-den«, brüllte Dren die beiden Rekruten an.
    »Aber Sergeant …«, setzte der ihm näher stehende junge Mann an und blieb widerstrebend stehen.
    »Komm mir nicht mit ›Aber Sergeant‹!«, knurrte Dren. »Wenn ich sage ›Stillgestanden‹, dann meine ich ›Stillgestanden‹. Verstanden?«
    »Ja, Sergeant, aber wir werden angegriffen …«, platzte der Rekrut heraus. Dren wollte ihn schon für seine freche Widerrede herunterputzen, da begriff er, was der junge Mann gesagt hatte.
    »Angegriffen?«
    »Ja, Sergeant. Ein großer Stoßtrupp aus Shandar nähert sich der Ostmauer.«
    »Warum wurde kein Alarm ausgelöst, Rekrut?«
    »Reldan wollte das Horn blasen, Sergeant, aber er hat keinen Ton herausgebracht. Deshalb ist er losgerannt, um Hauptmann Risslan Bescheid …«
    »In Ordnung«, unterbrach ihn Dren. »Ihr«, befahl er und deutete mit dem Finger auf fünf Rekruten, »holt Schwerter aus der Waffenkammer. Du, du und du, ihr bringt so viele Bögen her, wie ihr auftreiben könnt. Ihr vier sucht alle Kammern der Burg ab und sorgt dafür, dass sich jeder – und ich meine wirklich jeder – draußen auf der Burgmauer einfindet. Ihr anderen geht sofort auf die Mauer und macht euch bereit, die Leitern und Eisenhaken des Feindes abzuwehren. Los, los, ihr habt nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Obwohl Dren vor Wut kochte, war seine Stimme ruhig
und seine Befehle wohlüberlegt, was die kopflosen Rekruten mit neuer Zuversicht erfüllte. Nun, da sie klare Vorgaben hatten, legten die Nachwuchssoldaten eine Zielstrebigkeit an den Tag, die sie bis dahin hatten missen lassen. Wo der Hauptmann sich aufhielt, brauchte der Sergeant nicht zu fragen. Er konnte es sich schon denken.
    Energisch marschierte er über den Waffenübungsplatz und eilte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe zur Ostmauer hinauf. Oben angekommen sah er Hauptmann Risslan neben dem Wachturm stehen. Die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst, ging Sergeant Dren zu dem Hauptmann, der die Rekruten dermaßen in Angst und Schrecken versetzte. Ein Blick über die Mauer verriet Dren, dass der Feind schon in wenigen Minuten angreifen würde. Er musste schnell handeln.
    »Hauptmann Risslan«, donnerte er.
    Der Hauptmann war so in Panik, dass ihm der Zorn in Drens Stimme völlig entging.
    »Sergeant, wir werden angegriffen. Darauf sind wir doch gar nicht eingerichtet. Wir haben ja nicht einmal Soldaten, mit denen wir die Stellung halten könnten …«
    »Sir, vergebt mir, wenn ich Euch unterbreche«, warf Dren ein, der nicht willens war, mehr Zeit als nötig an den aufgeregten Hauptmann zu verschwenden. »Ich glaube, es wäre weise, wenn Ihr Euer Pferd für die Schlacht fertig machtet.«
    »Mein Pferd?«
    »Ja, Sir. Ein Hauptmann sollte gut gerüstet in den Kampf ziehen. Außerdem, wer soll denn den Oberbefehl übernehmen, wenn Ihr auf der Burgmauer umkommt? Immerhin seid Ihr derzeit der einzige Hauptmann auf Burg Keevan. Wenn wir Euch

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