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0595 - Radio-Grauen

0595 - Radio-Grauen

Titel: 0595 - Radio-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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daß es sich zu einer tödlichen Gefahr verdichtete, denn aus der offenen Tür der Scheune raste der Tod in Form einer scharfgeschliffenen Sense hervor…
    ***
    Die kleine Sense drehte sich – aus welchem Grunde auch immer – wie ein Kreisel über den Boden. Ich hörte die dabei entstandenen pfeifenden Geräusche, die mir möglicherweise Angst einjagen sollten, was sie nicht brauchten, denn Furcht hatte ich sowieso.
    Viel Platz zum Ausweichen bot die Scheune nicht. Der Weg zum Ausgang war zwar frei, aber auch zu lang. Wenn ich der Sense entwischen wollte, gab es nur eine Chance.
    Bevor sie in meine unmittelbare Nähe gekommen war, tauchte ich zur Seite, berührte den Boden, und die Sense wischte dicht an meiner Schulter vorbei, drehte sich noch und hämmerte mit einem dumpfen Laut in die Wand der Scheune.
    Ich hatte der kleinen Sense ausweichen können, aber wie sah es mit den beiden anderen aus?
    Noch bewegten sie sich nicht, aber einen Augenblick später schwangen sie in die Höhe.
    Und sie kamen von zwei Seiten!
    Ihnen auszuweichen, war so gut wie nicht zu schaffen. Ich konnte weder nach links noch nach rechts weg. Mir blieb nur eine Chance – vor und volles Risiko!
    Riesengroß und wie ein futuristisches Gebilde wirkend wuchs der gewaltige Mähdrescher vor mir auf. An manchen Stellen waren seine Schaufeln wie Gitter, doch es gab genügend Lücken, durch die ich mich drücken konnte.
    Aus dem Sprung heraus warf ich mich vor. Riesengroß erschien das eiserne Rad der Maschine. Speichen teilten die runde Fläche, sie liefen nach oben hin wie Kuchenschnitten weg.
    Durch eine mußte ich.
    Es war ein Spiel um Kopf und Kragen, doch ich fand eine Lücke und wuchtete mich hindurch.
    Hart prallte ich auf, stieß mir das Kinn, auch die Brust, rutschte über den staubigen Boden und hörte in meinem Rücken ein Geräusch, das mich wieder munter machte.
    Es war ein Hämmern und ein gleichartiges Klingeln, als der blanke Sensenstahl gegen die Speichenräder prallte und die beiden Waffen einen dermaßen schrägen Winkel angenommen hatten, daß die Waffen zwischen den Speichen verkanteten.
    Für einen Moment hatte ich Ruhe – nur wie ging es weiter? Welche Teufelei hatte sich die andere Macht noch ausgedacht, um mich ins Jenseits zu befördern?
    Die Sensen boten Ziele. Hatte es Sinn, wenn ich sie mit einer geweihten Silberkugel angriff?
    Als plötzlich ein scharrendes Geräusch erklang, schreckte ich aus meinen Überlegungen hoch. Die verkanteten Sensen bewegten sich innerhalb der Speichen, um sich aus ihrer Lage zurückzuziehen.
    Erst dann konnten sie einen erneuten Anlauf nehmen.
    Nicht nur die Geräusche hatten mich irritiert, auch andere Dinge wirkten verändert. Ich atmete die Luft ein; sie besaß keinen bestimmten Geruch oder keinen veränderten, aber ich bekam das Gefühl, als wäre sie mit Magie gefüllt worden.
    Das konnte ich nur ahnen, kaum konkret bestimmen – oder worum handelte es sich bei dem fernen, wispernd klingenden Raunen, das von den Geräuschen der fahrenden Trecker auf dem Hof überdeckt wurde.
    Die Stimmen der Toten, die Mordgier der Sensen – beides stand in einem unmittelbaren Zusammenhang.
    Noch klemmten die Waffen fest. Ich schaute an ihnen vorbei, weil ich an die dritte Sense dachte. Sie traf keinerlei Anstalten, mich zu attackieren, sie deckte ihren beiden größeren Brüdern den Rücken.
    Plötzlich waren sie frei. Mit einem singenden Geräusch, das entstand, als sich der Stahl etwas dehnte, hatten sie es geschafft.
    Augenblicklich drehten sie sich herum, weil sie mich anvisieren wollten.
    Ich wartete eiskalt ab, hielt aber mein Kreuz in der Hand. Noch immer duckte ich mich hinter dem Rad des Mähdreschers zusammen. Das Kreuz strahlte sacht ab. Wie ein heller Schein rann das Flimmern über seine Umrisse hinweg.
    Dann sprach ich die Formel.
    Wenn die Luft schon mit den Stimmen der Toten gefüllt war, wollte ich knallhart dagegen halten.
    »Terra pestem teneto – Salus hic maneto!«
    Die kleinere Sense huschte weg. Gleichzeitig strahlte es in meiner Nähe auf. Um mich herum bildete sich eine helle Insel, deren Ränder sich gegen das Strahlen dunkel abhoben, so daß ich sie einigermaßen gut erkennen konnte.
    Dahinter sah ich Bewegungen. Waren es Schatten, Gesichter?
    Zeigten sich dort die Toten? Hatte ich durch das Sprechen der Formel einen Vorhang weggerissen, der zwei Welten voneinander trennte?
    Die Schatten bewegten sich plötzlich. Sie rasten in einem Zickzack-Muster aufeinander zu, um dann

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