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0595 - Radio-Grauen

0595 - Radio-Grauen

Titel: 0595 - Radio-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wir stärker sind. Warten Sie die Nacht ab, Jorge.«
    »Die… die kann lange werden.«
    »Das wissen wir, aber hier sind Sie verhältnismäßig sicher. Der Hof ist befreit worden.«
    »Ja, das hoffe ich.«
    Suko bewegte seinen Kopf. Er nickte dem BMW entgegen.
    »Kommt, wir fahren.« Dann grinste er breit. »Ich bin nur froh, daß meine kleine Rakete alles überstanden hat.«
    »Das kannst du auch sein.«
    »Ihr nicht?« fragte er beim Aufschließen.
    »Aber sicher doch«, erwiderte ich und ließ Max Schreiber in den Fond steigen.
    »Das wird eine Sendung, wie es sie nie zuvor gegeben hat«, flüsterte er.
    Weder Suko noch ich widersprachen…
    ***
    Was war Carstairs?
    Ein normaler Ort, ein kleines verschlafenes Nest, ein Stück heile Welt, eingebettet in eine weite Talmulde?
    Oder war es ein Dorf, dessen Bewohner sich unter einem nicht sichtbaren Druck beugten, den aber jeder Mensch spürte?
    Wir hatten den Eindruck, daß die letztere Vermutung stimmte.
    Ein Empfangskomitee mit Pauken und Trompeten hatte keiner von uns erwartet, aber auch nicht die gespannte Ruhe, die den kleinen Ort im südlichen Schottland einhüllte.
    In Dörfern wie Carstairs gab es keine Ampeln, weil man von einem nennenswerten Autoverkehr nicht sprechen konnte. Aber der geringe Verkehr war hier zum Stillstand gekommen. Außer uns befand sich kaum ein Fahrzeug auf der Straße. Die Stille hatte etwas Gespenstisches an sich.
    Suko ließ den BMW im Schrittempo über die Hauptstraße rollen.
    Eine breitere Fahrbahn, die den Ort praktisch in zwei Hälften teilte.
    Seitengassen führten gerade oder krumm von der Hauptstraße ab, es gab sogar eine Kreuzung, an der wir rechts abbogen, denn wir wollten zum Sender, das hatten wir unterwegs beschlossen.
    Ich drehte meinen Kopf und fragte in den Fond hinein, ob das immer so war.
    »So ruhig?« Max Schreiber lachte auf. »Hier ist normalerweise der Hund begraben, Mr. Sinclair, aber an diesem Tag scheinen alle Hunde begraben zu sein. Sie sehen nichts, gar nichts. Die Leute halten sich zurück, als hätten sie einen Befehl bekommen.«
    »Möglicherweise haben sie den auch gekriegt.«
    »Wieso? Von den Toten?«
    »Damit müssen wir ebenfalls rechnen.«
    Max Schreiber schluckte hörbar. »Wenn das so ist«, sagte er nach einigen Sekunden Nachdenkpause, »warum reagieren wir dann völlig normal und sind nicht ebenfalls magisch ruhiggestellt worden?«
    »Weil wir es hinter uns haben.«
    »Ja, das kann sein.« Er schaute aus dem Fenster. »Sie müssen die Straße so weit durchfahren, bis Sie vor ein parkähnliches Grundstück kommen. Dort befindet sich der Sender. Das Haus ist nicht groß, die Räume liegen in einer kleinen, alten Villa.«
    »Jetzt läuft der Betrieb – oder?«
    »Der läuft immer. Wir senden auch die Nacht durch. Da übernehmen wir dann das offizielle Programm. Es gibt einen Vertrag, den wir mit den staatlichen Stellen geschlossen haben.«
    Die Umgebung war nicht einsam, sie kam mir nur so vor, weil ich vor den Häusern und in den Gärten keine Menschen sah. Jeder schien sich in seine Wohnung zurückgezogen zu haben, um sich nur nicht in Gefahr begeben zu müssen.
    Die Villa lag hinter mächtigen Bäumen versteckt. Nur ihre hohen Dachkanten überragten noch die Kronen.
    Das Tor war nicht verschlossen, deshalb wunderte ich mich, daß Suko dicht davor stoppte.
    »Was ist los?«
    »Ich brauche nicht unbedingt dabei zu sein – oder?«
    Mein Grinsen fiel schief aus. »Hast du Furcht vor den Stimmen?«
    »Hör auf, aber ich denke an andere Dinge, John. Während ihr im Sender seid, möchte ich mich in Carstairs umschauen, um da eingreifen zu können, wenn tatsächlich etwas mit den Menschen geschehen sollte. Das ist doch legitim – oder?«
    »Und keine schlechte Idee«, gab ich zu. »Tu, was du nicht lassen kannst, Alter.«
    »Dann macht’s mal gut.« Suko öffnete die Tür an seiner Seite, und auch wir stiegen aus. Ich schaute noch einmal zurück. In der getönten Frontscheibe spiegelte sich die Umgebung. Die Bäume sahen aus wie starre Schatten.
    Suko setzte zurück, wendete und fuhr davon. Max schaute dem BMW nachdenklich hinterher. »Vielleicht hat er recht, und es ist gut, was er tut. Man weiß es nicht.«
    »Klar.«
    »Bis meine Sendung beginnt, Mr. Sinclair, haben wir natürlich noch Zeit.«
    »Können Sie die nicht vorziehen?«
    »Was denken Sie? Dann müßte ich den ganzen Programmablauf kippen. Wer mich hören will, erwartet mich um zweiundzwanzig Uhr. Dann beginnt die

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