0595 - Radio-Grauen
ein Drang in einem hoch, etwas Fürchterliches zu tun. Ich habe zusehen müssen, wie Garry Taylor sich selbst umbrachte. So etwas ist grauenvoll, das kann man gar nicht sagen, wie schlimm das ist.«
Suko verstand ihn. Auch er hätte einen Schock bekommen. Daß sich eine Gefahr zusammenbraute, wollte er nicht abstreiten, nur konnte er davon nichts erkennen.
Oder sah John etwas?
Er war in der Scheune oder im Schuppen verschwunden und meldete sich nicht.
Die Luft um sie herum hatte sich nicht verändert. Kein flüsternder Stimmenwirrwarr durchzog sie, kein geheimnisvolles Raunen, keine Botschaften aus dem Jenseits. Die Stille kam dem Inspektor lauernd und gleichzeitig bedrückend vor.
Schwül war es geworden. Suko spürte auf der Haut seines Nackens einen dünnen Schweißfilm, der wie Leim klebte.
Am besten waren die drei nebeneinanderstehenden Traktoren zu erkennen. Selbst aus dieser gewissen Distanz heraus wirkten sie wie ruhende Bullen aus Stahl, Glas und Gummi.
Jorges Unruhe nahm zu. Er bewegte seinen Körper, ohne sich aus Sukos Griff lösen zu können. Das mußte einen Grund haben, über den auch der Inspektor nachdachte.
»Was ist los?« fragte er. »Was hast du, Jorge?«
»Ich spüre es.«
»Was spürst du?«
»Sie sind da!« keuchte er. »Sie sind da. Sie verdichten sich. Die Toten, die Geister – sie haben über alles die Kontrolle bekommen.«
Er heulte auf und drückte seinen Kopf zurück, wobei er in den Himmel starrte, als würde er sie dort sehen können.
Da war aber nichts und auch nicht in der Umgebung. Suko schaute auf Max Schreiber, der über sein Gesicht wischte und die Schultern hob. »Ich merke auch nichts, ehrlich…«
»Das glaube ich sogar.«
»Aber ich meine…« Schreiber wurden die nächsten Worte von einem regelrechten Brüllen und Donnern von den Lippen gerissen.
Es schallte von vorn her auf ihn zu. Schuld daran waren die drei Traktoren, die sich wie auf ein geheimes Kommando hin plötzlich in Bewegung setzten und losfuhren.
Sie verließen die Scheune, waren gestartet worden, ohne daß sie jemand führte.
Allmählich glaubte auch Suko, daß die Toten die Regie übernommen hatten. In das Dröhnen der drei Motoren hinein klang Jorges Schrei, der sich aus Sukos Griff losreißen wollte, dabei nach hinten austrat und das Schienbein des Chinesen erwischte.
Auch Sukos Bein bestand nicht aus Eisen. Der Schmerz glich einem glühenden Stück Eisen, das jemand in sein Bein eingepflanzt hatte. Es schnellte hoch bis zum Oberschenkel, Suko fluchte wild, bekam noch einen Tritt und ließ Jorge los.
»Da!« schrie Max. »Das ist Wahnsinn! Schau doch hin!«
Im Moment waren die Traktoren interessanter für Suko als der weglaufende Jorge.
Kaum hatten sie ihr Gebäude verlassen, waren sie auseinandergefächert und rollten in drei verschiedene Richtungen weiter.
Die beiden äußeren nach links und rechts, der in der Mitte fuhr genau auf Suko und Max Schreiber zu.
»Die… die werden von den Toten gelenkt, glaube ich!« flüsterte der Reporter. »Wenn ich das so sehe, drehe ich durch. Das kann doch nicht die Wahrheit sein, verflucht!«
»Ist sie aber!« erwiderte Suko trocken.
»Und was machen wir?«
»Verstecken Sie sich, Max. Ich muß mich um den Jungen kümmern, verdammt!«
Jorge war in seiner Panik weggegrannt und hatte damit genau das Falsche getan. Im Haus wäre er sicher gewesen, nicht aber dort, wo auch die Traktoren hinfuhren, denn sie hatten einen Bogen geschlagen und kontrollierten fast die gesamte Hofbreite.
Wenn Jorge nicht seine Richtung änderte, würde er von der bulligen Traktorenschnauze erfaßt werden.
Suko jagte mit Riesenschritten hinter Jorge her.
Der ließ sich nicht beirren. Direkt gegen den rechten Traktor rannte er an, hatte die Arme erhoben, gleichzeitig ausgebreitet und winkte wie verrückt, während er den beeinflußten Traktor anschrie.
»Stop! Du mußt stoppen, du darfst nicht mehr weiterfahren…!«
Es war natürlich Einbildung, aber Suko glaubte, daß der Motor des Traktors nach diesen Worten besonders laut aufröhrte, als wollte er seinen Triumph hinausschreien.
Er stoppte nicht!
Die vier Räder wühlten sich weiter. Staub quoll hinter den Reifen in die Höhe. Die kleinen Steine zerplatzten unter dem enormen Druck der großprofiligen Reifen.
Und Jorge Dario rannte weiter. Für ihn kamen nur die mächtigen Traktoren als Grund allen Übels in Frage.
Suko sah ein, daß er den jungen Mann nicht mehr erreichen konnte. So schnell war er nicht. Er
Weitere Kostenlose Bücher