0597 - Das letzte Asyl
verweichlichten Führungsgruppe gelebt hat. Weil die Menschheit vergessen hat, daß sie zeit ihres Bestehens um ihre Existenz kämpfen mußte.
Die Menschheit hat sich unter einer unverantwortlich humanitären Führungsspitze zu einem Volk mit der Mentalität von Paradiesbewohnern gewandelt. Aber das Universum ist alles andere als ein Paradies. Hier herrscht das gleiche harte Überlebensgesetz wie in jedem Dschungel: töten oder getötet werden. Wer das nicht erkennt, wird untergehen. Und wenn es den Verantwortlichen des Solaren Imperiums nicht klar wird, dann gibt es bald kein Sternenreich der Menschheit mehr."
Terhera machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr: „Es war vor noch nicht einer Woche, als ich mit fünfunddreißig Schiffen in den Kampf gegen gnadenlose Invasoren flog. Ich hatte große Verluste. Ich will nichts beschönigen, denn mehr als fünfzig Prozent Ausfälle sind hoch. Doch welcher Prozentsatz ergibt sich, wenn man die Männer und Schiffe, die ich verloren habe, von der gesamten Menschheit in Abzug bringt? Die Verluste fallen plötzlich nicht mehr ins Gewicht. Dagegen ist der Erfolg, den dieser Einsatz für die gesamte Menschheit brachte, überwältigend. Ich will nicht unbescheiden sein, denn das kann ich mir nicht mehr leisten. Die Zeit drängt, und ich muß der Menschheit die Augen öffnen, damit sie sich am 1. August richtig entscheidet. Deshalb muß ich hier mit aller Deutlichkeit feststellen: Daß seit achtundvierzig Stunden kein Angriff der Paramags mehr erfolgt ist, ist darauf zurückzuführen, weil sie erkannt haben, daß sie es hier mit einem ernstzunehmenden Gegner zu tun haben. Sie hatten kaum auf Ostolli 8 Fuß gefaßt, als ihnen auch schon gehörig eingeheizt wurde. Ich habe in dieser Situation das einzig Richtige getan, nämlich einen gnadenlosen Gegner mit derselben Härte und Unerbittlichkeit angegriffen. Die Paramags wissen jetzt, daß wir uns unserer Haut zu wehren wissen, daß wir, wenn es nötig ist, bis zum letzten Mann kämpfen. Das hat ihnen das Opfer der achtzehn Raumschiffe gezeigt. Und die Paramags werden sich hüten, gegen uns Krieg zu führen. Deshalb war meine Maßnahme gerechtfertigt, ja, ich behaupte, daß sie der Grundstein für einen Sieg über die Invasoren war.
Wir müssen jedoch der Realität ins Auge sehen. Die Paramags werden wiederkommen. Sie werden erkunden wollen, ob die Menschheit tatsächlich kompromißlos um ihre Existenz kämpft, oder ob es sich bei meiner Aktion vielleicht nur um ein Strohfeuer gehandelt hat. Wir sollten uns darauf vorbereiten, den Paramags bei der nächsten Invasion einen heißen Empfang zu bieten. Das ist aber unter der augenblicklichen Regierung nicht möglich.
Deshalb sollte sich die Menschheit gut überlegen, wem sie am 1.
August die Stimme gibt - einem Weichling oder einem Kämpfer, einem Friedensapostel, der die Straße der Stagnation beschreitet oder einem Mann der Tat, der die Menschheit auf der Straße des Ruhms zu hohen Zielen führt."
Nachdem Terhera geendet hatte, nahm er die Glückwünsche seiner Vertrauensleute ziemlich gelassen hin. Er wußte, daß seine Rede gut gewesen war. Sie enthielt zwar nicht genügend Zündstoff, um ihm die verlorenen Stimmen wiederzubringen, aber sie war eine gute Ausgangsbasis für weitere, stimmenbringende Maßnahmen.
Marschall Terhera zog sich mit einigen Parteigrößen in einen abgeschirmten Raum zurück, in dem ein halbes Dutzend Monitoren aufgebaut waren. Dort wollte er auf die Propagandasendung der Rhodanisten warten, die Reginald Bull seit Rhodans Kandidatur ganz im Zeichen der Geschehnisse im Sonnensystem der Paramags führte.
Da ihm noch eine halbe Stunde bis dahin verblieb, sah er sich die Aufzeichnung einer Wahlrede des Administrators von Terra, Merytot Bowarote an, der der Kandidat der Galaktischen Toleranz-Union war.
Der Afro-Terraner, der trotz seiner Popularität auf Terra chancenlos im Rennen lag, forderte die Menschheit - und vor allem die Mitglieder der GTU - auf, die Stimme niemandem anderen als Perry Rhodan zu geben. Sein markantester Slogan: „Perry Rhodan hat die Terraner seit eineinhalb Jahrtausenden sicher durch alle galaktischen Gefahren gelenkt, mit ihm als Großadministrator gehört uns auch die Zukunft."
Merytot Bowarotes Argumente waren nicht mitreißend, aber bestimmt würden die meisten Mitglieder der GTU aus Treue zu ihrer Partei der Aufforderung nachkommen und Rhodan wählen.
„Jetzt ist Reginald Bull an der Reihe", meldete einer von Marschall
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