0597 - Das letzte Asyl
bekanntzugeben. Das ist der Wahlschlager! Wenn die Menschheit erfährt, was Perry in seiner Abwesenheit für sie getan hat, bringt uns das wieder einige Millionen Wählerstimmen!"
„Und was, wenn es sich um eine Falschmeldung handelt?" gab Julian Tifflor zu bedenken. „Was passiert, wenn die Paramags nur eine Atempause eingelegt haben und wenige Stunden danach zum nächsten Schlag gegen Terra ausholen?"
„Ich muß dieses Risiko auf mich nehmen, Tiff", sagte Bull. „Bis zum 1. August, dem Wahltag, sind es nur noch wenige Tage. Ich brauche einen Knüller, um Marschall Terhera auszustechen. Und die Wahrscheinlichkeitsberechnungen geben mir recht. Es steht zu fast hundert Prozent fest, daß keine weitere Invasion von Paramags zu erwarten ist."
Julian Tifflor machte eine kurze Pause, bevor er sagte: „Ich glaube, wir können wirklich optimistisch sein, Bully. Wir sollten die Gelegenheit nützen und Rhodans Gegnern eins auswischen. Die Meldung, daß Rhodan die Gefahr für die Menschheit gebannt hat, könnte für die Wahl den Ausschlag geben. Marschall Terhera dürfte danach am Boden zerstört sein.
Geben wir ihm den Gnadenstoß!"
Reginald Bull grinste.
„Ich werde sofort alles Nötige veranlassen", versprach er und unterbrach die Verbindung.
*
Marschall Bount Terhera, Paradekandidat der Solargalaktischen Interessen-Liga, sah seine Felle davonschwimmen. Aber er dachte nicht daran aufzugeben.
Obwohl er in den letzten Tagen eine Niederlage nach der anderen hatte hinnehmen müssen, fühlte er sich immer noch in der Lage, die Wahl zu gewinnen. Meinungsumfragen hatten zwar ergeben, daß Rhodans Beliebtheit im selben beängstigenden Maße anstieg, wie seine Popularität sank, obwohl der Großadministrator seine Kandidatur erst vor wenigen Tagen über einen Kurier eingebracht hatte.
Marschall Terhera dachte jedoch nicht an Aufgabe. Am Beispiel Rhodans konnte man ermessen, wie rasch die Volksmeinung sich änderte; die Menschheit fiel innerhalb von wenigen Stunden von einem Extrem ins andere. Wenn sie noch in diesem Augenblick ihn, Terhera, den starken Mann des Solaren Imperiums gefeiert hatten, schenkten sie im Handumdrehen dem verweichlichten, vor übertriebener Humanität strotzenden Rhodan ihre Gunst. Ebenso leicht konnten sie morgen wieder ihm, dem starken Mann Terras zujubeln.
Er mußte ihnen nur einen Grund dafür geben.
Terra für Terhera!
Terhera für Terra!
Dieser Slogan hatte inzwischen viel von seiner Wirkung eingebüßt. Aber Terhera selbst wollte dafür sorgen, daß er wieder zum Spruch des Tages wurde.
Zuerst mußte er jedoch noch versuchen, seine bisher größte Scharte auszuwetzen. Er konnte immer noch nicht verstehen, wie es dazu gekommen war, daß die Menschheit eine Maßnahme von ihm, die in dieser Situation noch dazu die einzig mögliche gewesen war, mit solcher Einstimmigkeit verurteilte.
Wie bekannt, hatte er den von den Paramags beherrschten sogenannten „Ausreißer"-Asteroiden Ostolli 8 angegriffen und dabei nicht weniger als achtzehn Schiffe verloren. Seine Rechtfertigung, daß dieses Opfer zum Wohle der Allgemeinheit gerechtfertigt sei, wurde nicht in dem Maße anerkannt, wie er gehofft hatte.
Das war der eine Grund für den ungeheuren Stimmenverlust.
Den zweiten Grund lieferte Perry Rhodan, als er zu diesem Zeitpunkt von einem Kurier ein Bildtonband überbringen ließ, in dem er der Menschheit mitteilte, daß er zur Wiederwahl antreten würde, wenn die Menschheit sich in Gefahr befände und glaubte, ihn, Rhodan, zu benötigen. Das war ein äußerst kluger Schachzug, dem Terhera im Augenblick nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte.
Aber seine Stunde würde noch kommen, er würde bis zur letzten Sekunde mit allen Mitteln kämpfen.
Jetzt mußte er erst einmal versuchen, sich zu rehabilitieren und das Terrain für seine nächsten Aktionen zu ebnen.
Äußerlich ruhig, doch mit bis zum Zerreißen angespannten Nerven wartete er im Fernsehstudio auf den Beginn seiner Wahlsendung.
Und dann war es soweit.
Auf Milliarden und aber Milliarden Bildschirmen im ganzen Solaren Imperium sahen die Menschen einen Marschall Terhera, dessen scharfgeschnittenes Gesicht immer noch einen unbeugsamen Willen, Kraft und Autorität ausstrahlte.
Er begann ohne Einleitung zu sprechen.
„Man hat mir die Härte zum Vorwurf gemacht, die ich gegen die Feinde der Menschheit anwende. Man feindet mich wegen meiner kompromißlosen Kampfmoral an. Warum? Weil die Menschheit Jahrhunderte unter einer
Weitere Kostenlose Bücher