0597 - Das letzte Asyl
Matunaris Hand kräftig drückte.
„Mein Name ist Nosla Spitzer, Oberst der Solaren Flotte. Ich bin Kommandant des Ultraschlachtschiffs MOSTONOW. Ich glaube, daß wir gut zusammenarbeiten werden."
Matunari mußte den Kopf weit in den Nacken beugen, um dem Flottenoberst in die Augen sehen zu können.
„Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Oberst, und freue mich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben", sagte er. Er runzelte die Stirn und blickte kurz zu Roi Danton hinüber. „Bisher war mir jedoch noch nicht bekannt, daß ich die Ehre haben werde, mit Ihnen zusammenzuarbeiten."
„Sie können augenblicklich mehr darüber erfahren, wenn Sie uns dahin bringen, wo wir ungestört sind", erklärte ihm Roi Danton.
3.
Roi Danton sah sich kurz in dem an die Kommandozentrale grenzenden Arbeitsraum um, in den Oberst Matunari sie geführt hatte. Er unterschied sich kaum von gleichartigen Kabinen auf anderen Schlachtschiffen der STARDUST-Klasse; der Kommandant konnte von hier aus seine gesamte Mannschaft befehligen, ohne in seiner Privatsphäre gestört zu werden.
Viel interessanter als die Umgebung erschien ihm Oberst Cono Matunari selbst. Aus seiner Dienstbeschreibung wußte Danton, daß er ein äußerst fähiger Offizier war, der seine Mannschaft kameradschaftlich und nach neuesten psychologischen Richtlinien führte. Aus der Personalakte ging zudem noch hervor, daß er besonders auf Bergungsmanöver unter allerschwersten Umständen spezialisiert war.
Eine Kostprobe seiner Fähigkeiten hatte er eben bekommen.
Danton war beeindruckt. Matunari war genau der Mann, den er für sein Vorhaben benötigte. Wenn es trotzdem etwas gab, das ihn an ihm störte, dann war es die Tatsache, daß Matunari etwas gegen ihn, Danton, zu haben schien.
„Ich möchte Ihnen noch nachträglich zu der erfolgreichen Bergung gratulieren, Oberst", sagte Danton, nachdem sie alle drei um den Tisch Platz genommen hatten, der mit Kommunikationsgeräten und Schaltpulten überladen war. „Ich bin von Ihrer Leistung beeindruckt."
Oberst Matunari dankte mit einem schwachen Kopfnicken, sein Gesicht blieb jedoch ausdruckslos.
Danton fuhr fort: „Oberst Spitzer hat schon angedeutet, warum ich zu Ihnen gekommen bin. Es handelt sich um einen Einsatz, bei dem wir drei zusammenarbeiten würden. Aufgrund Ihrer Fähigkeiten wären Sie genau der Mann, den ich brauche. Doch sind mir Bedenken gekommen, seit ich Sie persönlich kennengelernt habe. Ich bin es gewohnt, meinen Männern gegenüber mit offenen Karten zu spielen. Ich sage jedem, was er von mir zu erwarten hat und möchte andererseits wissen, woran ich bin. Ich finde nämlich, daß man nur in einem gesunden Arbeitsklima Höchstleistungen erbringen kann. Sie verstehen?"
Oberst Matunari nickte wieder.
„Ich verstehe nicht nur, sondern möchte Ihnen uneingeschränkt zustimmen", sagte er.
„Wenn wir einer Meinung sind, dann sollten wir reinen Tisch machen", sagte Danton. Er blickte seinem Gegenüber fest in die Augen. „Was haben Sie gegen mich, Oberst?"
Diese direkte Frage machte Matunari für einen Moment unsicher. Aber er faßte sich schnell. Mit einem säuerlichen Lächeln meinte er: „Ich bedauere es natürlich, daß Sie meine Bemerkung über Sie gehört haben. Und ich entschuldige mich dafür. Aber ich möchte auch gleich vorwegnehmen, daß sich meine Einstellung Ihnen gegenüber geändert hat. Ich war wütend auf Sie, weil Sie meine Mannschaft und den Flottentender im Rattley-System festhielten, obwohl es für uns nichts mehr zu tun gab. Sie erinnern sich, daß ich Sie einige Male gedrängt habe, uns zurück ins Imperium zu schicken. Ich war der Meinung, daß wir hier unsere Zeit nur vertrödeln. Aber wie sich eben gezeigt hat, war ich im Irrtum.
Allein daß wir ein Asporco-Schiff mit der gesamten Mannschaft retten konnten, rechtfertigt unsere Anwesenheit. Ich möchte mich nochmals in aller Form dafür entschuldigen, daß ich Ihnen unrecht getan habe."
„Das war alles?" wunderte sich Roi Danton. Er lächelte. „Dann steht unserer Zusammenarbeit nichts im Wege."
„Meinerseits bestimmt nicht", versicherte Oberst Matunari.
Danton wollte dieser Behauptung nicht ganz glauben. Er hatte irgendwie das Gefühl, daß der Oberst des Experimentalkommandos die Vorurteile gegen ihn noch nicht ganz abgebaut hatte. Aber er wollte nicht tiefer in ihn dringen.
Wie dem auch war, er konnte sich zu einem späteren Zeitpunkt damit beschäftigen. Er hatte dem Oberst klargemacht, was er unter
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