0598 - Die Alte Macht

Titel: 0598 - Die Alte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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also«, sagte Nicole.
    Der Ex-Teufel zuckte mit den Schultern. »Wenn du es glaubst.«
    »Hier geht es nicht um Glaubensfragen«, erwiderte sie. »Hier geht es um Fakten! Er hat dir dadurch Schaden zugefügt, an dem du immer noch zu knabbern hast - nämlich dann, wenn du wieder mal eine deiner Schwächephasen bekommst. Umgekehrt ist es genauso, nicht wahr? Mit dieser Kraft entzieht ihr euch gegenseitig Energie, wenn einer von euch sie benötigt. Ihr tauscht euch untereinander aus. Ihr seid viel stärker miteinander verbunden, als ihr es uns gegenüber zugebt! Ihr ungleichen Brüder von Licht und Dunkel… Aber wie kommen nun wir und die Amulette ins Spiel?«
    »Ich weiß darüber nicht mehr als ihr«, sagte Amos lahm. »Es ist auch für mich ein Novum, denn in dieser extremen Form habe ich es noch nie erlebt.«
    »Hör zu«, sagte Zamorra. »Du hast gesagt, als wir versuchten, nach Caermardhin zu teleportieren, sei während der Abwehr etwas geschehen, das uns auf Gedeih und Verderb aneinander bindet. Du hast gesagt, Merlin sei in Gefahr. Nun laß endlich die Katze aus dem Sack. Wieso ist Merlin gefährdet, und was können wir dagegen tun? Bist du selbst nicht auch in Gefahr?«
    »Ich weiß es nicht…«
    »Was weißt du überhaupt?« fuhr Nicole ihn an. »Du ergehst dich hier in Halbheiten, faselst irgendwelche Dinge vor dich hin, die wir dir glauben können oder auch nicht, und hast immer noch nichts gesagt, obgleich du die ganze Zeit über redest.«
    Zamorra hob die Hand. »Laß ihn, Nici. Ich glaube, er muß selbst erst damit fertig werden.«
    »Toll!« fauchte sie. »Wie alt ist dieser Teufel? Zehntausend Jahre? Hunderttausend? Eine Million? Und in all diesen Ewigkeiten hat er nie Gelegenheit gefunden, sich mit diesem Problem zu befassen? Auch nicht bei den früheren, angeblich nicht ganz so extremen Vorfällen dieser Art? Da hat er sich einfach hingesetzt und ist zur Tagesordnung übergegangen, oder was?«
    »Du bist nicht sonderlich produktiv«, sagte Amos.
    »Du etwa?«
    Zamorra hob die Brauen und verdrehte die Augen. »Ich besorge euch Boxhandschuhe, dann könnt ihr die Sache unter euch regeln. - Sid, es…«
    »Glaubst du etwa, ich prügele mich mit dem da?« unterbrach Nicole ihn. »Die Boxhandschuhe kannst du Henry Maske schenken…«
    »Der hängt sie doch nur an den Nagel. - Sid, diese Erinnerungsabenteuer, in die wir hineingezogen werden, müssen doch eine Bedeutung haben. Hatte ich dich nicht, ehe wir vorhin zum zweiten Mal verschwanden, nach Schlüsselerlebnissen gefragt? Siebter August 1455 - was sagt dir das Datum? Was sagt dir der Name Gensfleisch?«
    Das Gesicht des Ex-Teufels verdüsterte sich. Plötzlich schienen seine Augen zu glühen, und Zamorra hatte den Eindruck, als wollten sich Hörner aus seinen Schläfen empordrängen. Dabei verzerrte sich sein Gesicht zu einer abstoßenden Fratze.
    Aber noch ehe er irgendwie reagieren konnte, wechselte die Umgebung schon wieder…
    ***
    »Deckung!« stieß Nicole hervor und zog Zamorra mit sich in den Schatten zwischen zwei Häusern. »Sonst schreit gleich alles wieder ›Teufel, Teufel, Teufel‹!«
    Erfreulicherweise war die Straße nicht sonderlich belebt. Die wenigen schlicht gekleideten Menschen, die zu sehen waren, hatten das Auftauchen der beiden Dämonenjäger scheinbar nicht registriert.
    Einer schob einen Handkarren mit hölzernen Speichenrädern über das unregelmäßige Kopfsteinpflaster. Das polterte und rumorte. Ein paar Dutzend Meter weiter führte jemand einen Esel, der einen etwas größeren Karren hinter sich her zog. Andere Männer und Frauen schleppten Körbe oder Säcke mit sich herum.
    Die Straße war verschmutzt, und eine Wasserrinne führte eine undefinierbare, fürchterlich stinkende Flüssigkeit. Mit der Kanalisation schien es hier nicht weit her zu sein.
    Die Häuser waren aus einfachen Lehmziegeln erbaut, hier und da gab es sogar abblätternden Anstrich.
    In der Ferne tauchten zwei Männer auf, die ein wenig besser gekleidet waren und Schwerter an ihren Gürteln trugen.
    Sie schlenderten langsam dahin, unterhielten sich und warfen hier und da mal einen Blick in ein Fenster oder einen Hauseingang.
    »Ob wir wieder im Jahr Vierzehnhundertpiependeckel gelandet sind?« flüsterte Nicole. »Die beiden Burschen sehen mir glatt nach dem mittelalterlichen Äquivalent der Stadtpolizei aus.«
    »Ob man das hier aber noch als Mittelalter bezeichnen kann?« murmelte Zamorra. »Puh, was stinkt dieses Gossenwasser… Mit unserer Kleidung