0598 - Die Alte Macht
Merlins Amulette miteinander verbunden waren, verstand Asmodis ebenfalls nicht.
Etwas war falsch!
Zamorra und Nicole wurden nicht nur von Asmodis' Erinnerungen gefangen, sondern auch in denen Merlins!
Sid Amos schüttelte den Kopf. Es mußte gestoppt werden, um jeden Preis.
Und so schnell wie möglich!
Aber - wie?
***
Zamorra erwachte in einem düsteren, feuchten Raum. Und er mußte feststellen, daß er nicht allein war, allerdings gefiel ihm seine Gesellschaft überhaupt nicht.
Zwei schmutzige Männer unbestimmbaren Alters kauerten rechts und links von ihm auf hartem Steinboden und belauerten ihn offenbar. Einer trug Zamorras Schuhe, der andere hatte sich seiner Jacke bemächtigt.
Wenigstens die Hose hatten sie ihm gelassen, aber wohl weniger aus Ge-, meinsinn, sondern weil sie dem Gummizug im Bund nicht trauten. Sie kannten ja derartige Kleidungsstücke mit ihren nützlichen Details nicht.
Wo war Nicole?
Ein winziges Fenster war unter der niedrigen Decke eingelassen, und die war nicht mal hoch genug, daß man aufrecht stehen konnte.
Lichtschein drang durch das Fenster in die Zelle. Die Öffnung im Mauerwerk war jedoch zu klein, als daß sich ein Mensch hätte hindurchzwängen und entkommen können.
Eine massive Holztür verschloß den einzigen Zugang.
Strohbündel auf dem Boden ersetzten die Liegepritschen, und aus zwei Ecken des relativ kleinen Raumes stank es übelkeitserregend, weil sich dort feste und flüssige Exkremente sammelten.
Das verriet Zamorra, daß er sich wohl in einem Gefängnis befand, in dem auf Hygiene herzlich wenig Wert gelegt wurde. Bis zum ›humanen Strafvollzug‹ dauerte es vermutlich noch wenigstens ein halbes Jahrtausend.
Die beiden anderen Gefangenen, die Zamorra ausgeraubt hatten, grinsten ihn jetzt mit ihren Zahnlücken an. Sie stanken wie ihre Ausscheidungen in den beiden Ecken des düsteren Raumes.
Zamorra grinste zurück. Er erhob sich und ging auf den Mann zu, der seine Jacke trug.
Der Plünderer stand ebenfalls auf, war dabei jedoch nicht schnell genug.
Zamorras Fußtritt riß ihm die Beine unter dem Körper weg, er stürzte, und Zamorra nutzte die Gelegenheit, blitzschnell zuzupacken und ihm die Jacke über den Kopf zu ziehen.
Im nächsten Moment wirbelte Zamorra herum und ließ den anderen Gauner, der seinem Kumpel helfen wollte, direkt in seine Faust laufen.
Der Schuhdieb flog zurück in eine der beiden Ecken, mit denen Zamorra lieber keine nähere Bekanntschaft machen wollte.
Der Jackendieb versuchte sein Gesichtsfeld freizubekommen, hob dabei aus sitzender Position die Arme und erleichterte damit Zamorras Vorhaben, ihm die Jacke wieder auszuziehen.
Schon hatte Zamorra die Jacke halb in der Hand, als er mehr ahnte als sah, daß ihn der zweite Knastbruder - wohl auf Rache sinnend - hinterrücks anspringen wollte.
Von Nahkampf hatten beide keinen blassen Schimmer. Zamorra brauchte nur zur Seite zu treten, führte den halb gefesselten Dieb dabei mit der Joggingjacke wie mit einer Leine und ließ die beiden Männer gegeneinander prallen.
Doppeltes Aufstöhnen erfreute den Dämonenjäger, im nächsten Moment rupfte er wieder an der Jacke, hielt sie in seinen Händen und verpaßte dem herumkreiselnden Schuhdieb einen Hammerschlag mit der Faust, der den Gegner diesmal besinnungslos zusammenbrechen ließ.
»Noch Sonderwünsche?« fragte er den Jackendieb.
Der war bedient und hinderte Zamorra weder daran, sich blitzschnell die Jacke wieder überzustreifen, noch anschließend sein Schuhwerk wieder an sich zu nehmen.
»Sieh nur zu, daß du nie einschläfst«, keuchte der Schuhdieb und pfiff dabei aus einer neuen Zahnlücke. »Denn einer von uns wird dich dann totschlagen!«
Zamorra verzichtete auf eine Antwort.
Er fragte sich, warum der Aufenthalt in Sid Amos' - oder vielleicht auch Merlins? - Erinnerungsvergangenheit diesmal so lange dauerte. Warum waren er und Nicole nicht im Moment der Bedrohung wieder zurück in die Gegenwart gezogen worden? Oder war Nicole heimgekehrt, und nur er, Zamorra, befand sich noch in dieser realen Irrealität?
Das machte die Sache nur unnötig kompliziert!
Mußte er jetzt selbst für seine Rückkehr sorgen?
Da krachte und kratzte draußen ein Riegel. Im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet.
Drei Männer standen auf dem Gang. Zwei Bessergekleidete, die Kurzschwerter trugen. Der dritte Kerl trug einen erdbraunen Kittel aus grobem Sackleinen, der dunkelrote Flecken aufwies. Der Mann selbst trug eine brennende Fackel in
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