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0598 - Die Alte Macht

0598 - Die Alte Macht

Titel: 0598 - Die Alte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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werden wir hier prachtvoll auffallen! Wenn ich wüßte, daß wir längere Zeit hier bleiben, würde ich vorschlagen, irgendwo Wäsche von der Leine zu stibitzen…«
    Nicole sah ihn an. »Du würdest einfach klauen?«
    »Tauschen!« erwiderte Zamorra. »Der Zwerg reinigt den Kittel… pardon, der Zweck heiligt die Mittel, heißt das wohl. Vielleicht sollten wir uns, wenn wir wieder im Château Montagne sind, ein wenig passender ausstaffieren. Wenn ich nur wüßte, wo und wann genau wir hier sind, und ob wir immer in die gleiche Zeit zurückkehren…«
    »Da!« unterbrach ihn Nicole.
    Gegenüber wurde eine Haustür geöffnet. Ein in einen dunklen und durchaus eleganten Mantel gehüllter Mann trat heraus, den Kopf von einem schmalkrempigen Hut bedeckt, der mit einer feuerroten Feder verziert war.
    An seiner Seite hing ein Kurzschwert in einer samtüberzogenen Scheide, und an seinen Fingern steckten goldene Ringe.
    Dieser Mann gehörte sicher nicht zu den Ärmsten im Lande, aber gehörte es in dieser Zeit nicht zu den Gepflogenheiten der Reichen, nicht zu Fuß durch stille Straßen zu gehen, sondern sich zu Pferde, in einer Kutsche oder vielleicht gar in einer Sänfte transportieren zu lassen?
    Dieser hier ging jedenfalls zu Fuß!
    »Das ist doch…«, stieß Nicole hervor.
    Auch Zamorra spürte die düstere Aura, die von dem Mann ausging.
    »Asmodis…«, murmelte er.
    Was wurde hier gespielt?
    Sekundenlang durchzuckte ihn der Gedanke, das Versteck zu verlassen und Asmodis zur Rede zu stellen.
    Aber das war nicht gut. Vielleicht durften sie sich in dieser Zeit nicht begegnen! Geschah es dann doch, konnte das zu einem Zeitparadoxon ungeahnten Ausmaßes führen - und davon hatte es in den letzten Jahren wirklich genug gegeben.
    Ob das Raum-Zeitgefüge eine weitere Erschütterung dieser Art noch verkraften konnte, wagte Zamorra zu bezweifeln.
    Etwas anderes war es, wenn sich der Asmodis der Gegenwart an diese Begegnung eindeutig erinnern konnte - dann hatte sie in der Vergangenheit ja auch tatsächlich stattgefunden. Und nur für Zamorra war sie dann neu, weil jene Begegnung erst in diesem Abschnitt seines Lebens stattfand.
    Aber es gab hier und jetzt keine Chance, Sid Amos danach zu fragen.
    Asmodis schritt davon.
    Gleichzeitig tauchten von der anderen Seite her zwei breitschultrige Muskelmänner auf.
    »Die kennen wir doch auch!« entfuhr es Zamorra.
    Ja, es waren zwei der Leibwächter, mit denen sie es bei ihrer letzten Reise in die fremden Erinnerungen zu tun bekommen hatten!
    Ein weiterer Mann verließ das Haus. Derbe Schuhe, einfache Kleidung, Lederwams und kein Mantel, dafür aber eine Mütze mit Fellbesatz auf dem Kopf. Eine scharfgekrümmte Adlernase zierte das Gesicht mit dem gewaltigen braunen Vollbart.
    Der Mann sah sich um, als fürchte er, beobachtet oder gejagt zu werden, er sah in die Richtung, in der Asmodis verschwunden war, und atmete dann sichtbar tief durch.
    »Weg!« raunte Nicole und meinte damit Asmodis, der plötzlich spurlos verschwunden war, in den Sekunden, in denen sie beide den Bärtigen beobachteten.
    Der Bärtige schien erleichtert und wollte jetzt einen großen Eisenschlüssel im Türschloß herumdrehen, als er von den beiden Muskelmännern angerufen wurde.
    Und die trugen jetzt auch wieder Kurzschwerter an ihren Gürteln.
    Der Bärtige zuckte heftig zusammen.
    »Verschwindet!« hörte Zamorra ihn ausrufen. »Geht und sagt dem Fust, daß er sein Geld schon noch bekommen wird!«
    »Und dir sollen wir sagen, daß du ihm heute zum letzten Mal Dämonen ins Haus geschickt hast, du Teufelsanbeter!« knurrte einer der beiden Muskelmänner.
    Die Stadtbüttel, die noch immer in der Nähe waren, wurden auf die Szene aufmerksam. Neugierig kamen sie heran.
    Da trat ihnen einer der Muskelmänner entgegen und zog sein Schwert.
    »Euch geht das nichts an!« rief er den Bütteln entgegen. »Geht eures Weges und schaut nicht hierher!«
    Tatsächlich wandten sich die beiden Büttel ab!
    »Das gibt's doch nicht!« entfuhr es Nicole. »Der schüchtert die beiden ein, und sein Spießgeselle metzelt derweil den Bärtigen nieder?«
    Danach sah es wirklich beinahe aus. Der andere Muskelmann hielt nämlich jetzt einen Dolch in der Faust, und mit der linken Hand griff er nach dem Bart seines Gegenübers.
    Zamorra hatte noch nie einfach Zusehen können, wenn sich irgendwelche flachhirnigen Lumpen an Wehrlose vergriffen, ganz gleich, ob sie in der Vergangenheit lange Haare, Kurzschwerter und Dolche trugen oder in der

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