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0598 - Die Alte Macht

0598 - Die Alte Macht

Titel: 0598 - Die Alte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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    Die Drohung schwebte dichter denn je über seinem Haupt. Wie eine schwarze, tödliche Wolke. Oder wie ein düsteres Monstrum mit ledrigen Schwingen, das seine Klauen nach Asmodis ausstreckte.
    Er und Merlin… sie waren Verlorene!
    1455… Was war damals geschehen?
    Was war so wichtig, daß es erst die Amulettverbundenen und jetzt Asmodis selbst hergezogen hatte?
    Wieder tauchten Erinnerungsbilder auf.
    »Nein!« schrie er. »Nein, nicht schon wieder!«
    Er wollte sie zurückdrängen, aber sie waren stärker. Er kam nicht dagegen an.
    Mit geschlossenen Augen stürzte er haltlos zu Boden…
    ***
    Zamorra taumelte, fing sich jedoch rasch wieder.
    Dunkelheit war über die Stadt hereingebrochen. Hinter den Fenstern einiger Häuser brannten hier und da Kerzen, aber dieses schwache Flackerlicht war eher selten anzutreffen. Entweder pflegte man hier zu Bett zu gehen, sobald es dunkel geworden war, oder die Abendstunde war schon so weit fortgeschritten, daß nur noch wenige Menschen wach waren.
    Eine Uhr führte Zamorra nicht mit sich. Das hätte in dieser Epoche doch recht seltsam gewirkt. Und außerdem würde er sich auf seinen Zeitgeber hier und jetzt ohnehin nicht verlassen können, denn der Tag-Nachtrhythmus von Gegenwart und Vergangenheit stimmte nicht überein.
    Da schlug eine Glocke. Elfmal hintereinander.
    Also eine Stunde vor Mitternacht.
    Kaum war der letzte Schlag verhallt, als in weiter Ferne die Stimme eines Nachtwächtèrs aufklang.
    »Hört, ihr Leut, und laßt euch sagen, die Kirchenglock, hat elf geschlagen..«
    Den Rest des halb gesungenen Reimes bekam Zamorra nicht mehr mit, weil der Wind drehte, so daß die Stimme des Nachtwächters, der sich viele Straßen entfernt befinden mußte, in eine andere Richtung getragen wurde.
    »Kannst froh sein, Bürschlein, daß ich nicht hier wohne«, murmelte Zamorra. »Dir hätte ich es schon abgewöhnt, mich mit deinem prähistorischen Techno-Rap allnächtlich jede Stunde aus dem Schlaf zu reißen.«
    Er fragte sich, wie die Leute in der Vergangenheit das ausgehalten hatten, aber vielleicht hörten die Schläfer den Ruf des Wächters schon längst nicht mehr, weil sie sich daran gewöhnt hatten. Wie der Seemann an das Rumoren der großen Schiffsdieselmotoren. Viele Seeleute konnten ja angeblich ohne überhaupt nicht mehr richtig schlafen…
    Zamorra sah sich um und erkannte jetzt die Straße wieder, in der er sich befand. Hier war er doch schon einmal gewesen. Als er und Nicole zuerst Asmodis und später diesen Herrn Gensfleisch aus einem Haus kommen gesehen hatten. Um dann den Ärger mit den Muskelmännern des Geldverleihers und anschließend mit den Stadtbütteln zu bekommen!
    Diesmal allerdings war Zamorra ein paar hundert Meter weiter von jener Stelle entfernt.
    »Dann kann's ja lustig werden«, überlegte er, und er sorgte sich um Nicole.
    Hatte es sie diesmal an einen anderen Ort verschlagen? Auch der Übergang in die Vergangenheit war ja anders abgelaufen als zuvor!
    Dann hat die Tatsache, daß diesmal Fooly mit Asmodis teleportierte, doch alles verändert! durchzuckte es ihn.
    Zum weiteren Nachdenken kam er nicht. Weil plötzlich Schatten durch die Nacht eilten!
    Schatten, die Menschen waren, und diese Menschen machten sich nicht einmal die Mühe, besonders leise aufzutreten. Offenbar rechneten sie nicht damit, daß um diese Zeit noch jemand auf sie aufmerksam wurde.
    Sie rechneten auch nicht mit Zamorra, aber plötzlich entdeckte einer von ihnen den Dämonenjäger, er blieb stehen, als sei er vor eine Wand gelaufen, und krächzte in heiserem Erschrecken: »Der - der - der…«
    »Sag's nicht«, seufzte Zamorra. »Sag jetzt bloß nicht schon wieder ›Teufel‹!«
    ***
    Nicole sah sich erstaunt um.
    Zuerst hatte Zamorra sich vor ihren Augen aufgelöst, und dann war ihre Umgebung verschwunden beinahe, als hätten die Regenbogenblumen diesmal mit erheblicher Verspätung funktioniert.
    Aber war dies Caermardhin?
    Gab es in Merlins Burg ein so dunkles Gewölbe, von rötlichem Licht erfüllt?
    Die Gänge und Kammern von Château Montagne vor Jahrhunderten unter dem Befehl Leonardo deMontagnes in den gewachsenen Fels getrieben, sahen ähnlich aus.
    Aber das hier war nicht mehr der labyrinthische, teilweise immer noch unerforschte Keller unter Zamorras Loire-Schloß. Nicole konnte nicht sagen, woher sie das so genau wußte - sie fühlte es einfach, sie war ihrer Sache auch sicher.
    Sie befand sich an einem völlig anderen Ort - und in einer anderen

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