Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0599 - Die Burg der Schlange

0599 - Die Burg der Schlange

Titel: 0599 - Die Burg der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kasprzak
Vom Netzwerk:
andere Mädchen zuvor.
    Nackt und mit gebrochenem Blick, lag sie auf einem halbhohen Podest aus Stein.
    Und in diesem Stein waren Rillen gemeißelt worden, durch die das Blut zum Fußende des Opferaltars floß.
    Von dort aus tropfte es auf einen seltsam geformten Schädel, der von der Größe her der eines Elefantenbullen sein konnte, in seiner Form aber keinen Wesen glich, das Zamorra kannte.
    Erhellt wurde die grausige Szene von Tausenden Kerzen, die rings um den Opferstein herum auf dem Boden standen. Der Duft von verbrennendem Wachs mischte sich mit dem Gestank von Fäulnis und dem bitteren Kupfergeruch von Blut.
    Eine widerwärtige Mischung, die Zamorra würgen ließ. Er mußte seinen Ekel gewaltsam unterdrücken.
    Zamorra begriff, daß für das fremde Mädchen jede Hilfe zu spät kam. Die Schlangenfrauen, nun beide nackt und von Kopf bis Fuß mit grünblauen Schuppen bedeckt, hatten ihn noch nicht bemerkt.
    Er schlüpfte aus dem Korridor in die große, kreisrunde Höhle und verbarg sich knapp dreißig Schritte von den Kreaturen entfernt in den Schatten.
    Er hoffte inständig, daß sie nicht nur äußerlich Schlangen glichen, sondern daß sie bei der Metamorphose außerdem die Eigenschaften dieser Reptilien angenommen hatten. Denn auch wenn die Reflexe der Frauen dadurch nun atemberaubend schnell waren, bedeutet es auch, daß ihre visuellen und akustischen Wahrnehmungen stark eingeschränkt waren.
    Schlangen sind schließlich durch die Rückbildung des Trommelfells und durch die Hornhaut ihrer Augen so gut wie taub und blind. Ihr wichtigstes Sinnesorgan stellt die Zunge dar, mit der eine Schlange noch so geringe Duftstoffe aus der Umgebung aufnimmt und die ihr ein enormes Geruchsvermögen verleiht.
    Doch in diesem Durcheinander verschiedener Gerüche, die in dieser Höhle hier herrschten, standen Zamorras Chancen gut, von diesen beiden Höllenwesen nicht bemerkt zu werden. Und das wiederum hieß, daß der Überraschungseffekt auf seiner Seite sein würde.
    Aus seinem Versteck heraus beobachtete er, wie die beiden Schlangenfrauen vor dem Opferstein zeremonielle Bewegungen und Gesten ausführten, während sie fortwährend in einem bestimmten Rhythmus zischelten und züngelten. Es war, als würden sie in irgendeiner unbekannten Sprache einen Ritus zelebrieren, dessen Sinn und Zweck Zamorra allerdings verborgen blieb.
    Möglicherweise, so überlegte er, hatte die Zeremonie irgend etwas mit dem grotesken Schädel zu tun, auf den das Blut vom Altar tropfte. Zamorra hatte einen derartigen Kopf noch nie gesehen.
    Der Schädel war riesig, beinahe so gewaltig wie der eines Dinosauriers. Er wies Merkmale auf, die der Professor keiner bekannten Tierart zuzuordnen vermochte. Die Schädelform glich zwar entfernt der einer Schlange, wies aber weder Nasenlöcher noch erkennbare Gehörgänge auf.
    Dafür war das Maul übermäßig groß, eine Ansammlung fingerlanger, messerscharfer Zähne, die in mehreren Reihen hintereinander in dem runden Kiefer saßen.
    Das auffälligste Detail war allerdings, daß der Schädel keine Augenhöhlen besaß. Von was für einem Wesen der Knochenschädel auch immer stammte, es war offensichtlich blind gewesen.
    Zamorra wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Schlangenfrauen zu, die ihre rituelle Zeremonie fortführten, während das Blut des Opfers weiter auf den Schädel tropfte. Sie waren wie in Ekstase, warfen die Köpfe hin und her, ließen die Zungen ununterbrochen zwischen ihren schwarzen, schmalen Lippen hervorschnellen.
    Dann, wie auf einen unhörbaren Befehl hin, packten sie die Tote auf dem Opferstein plötzlich an Händen und Füßen, hoben sie von dem Altar und legten sie daneben auf den Boden ab.
    Anscheinend hatte das Opfer seinen Zweck erfüllt.
    Von einem Gefühl unguter Vorahnung erfüllt, beobachtete Zamorra, wie Sandra das Opfermesser an die andere Frau weitergab und dann in einer für ihn uneinsehbaren Nische an der Rückwand der Höhle verschwand.
    Nach einer halben Minute kehrte sie zurück. Sie trug eine nackte Frau, die sie sich wie einen Sack Mehl über die Schulter gewuchtet hatte.
    Wenig zimperlich wurde die Nackte auf den Opferstein geworfen.
    Zamorra hielt den Atem an.
    Die nackte Frau, die nun reglos auf dem Altar lag, den Kopf so zur Seite geneigt, daß Zamorra ihr Gesicht deutlich erkennen konnte, war - Nicole!
    Und es sah ganz danach aus, als ob sie das nächste Opfer der mordgierigen Schlangen wesen werden sollte!
    ***
    Zamorras schweißfeuchte Finger schlossen sich

Weitere Kostenlose Bücher