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0599 - Tag der Entscheidung

Titel: 0599 - Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zwanzig Uhr neununddreißig, Sir."
    Matunari nickte, ohne den Korporal anzusehen.
    „Benachrichtigen Sie den Großadministrator", befahl er ihm, „und geben Sie ihm folgende Meldung: Etwas hat den Kurs des Asteroiden im Laufe der vergangenen halben Stunde drastisch beeinflußt. Dadurch hat sich der zeitliche Abstand vom kritischen Punkt um fünfundachtzig Minuten verringert."
     
    *
     
    Von der Bestürzung, die Matunaris Entdeckung auslöste, empfand Fellmer Lloyd vorerst nichts. Er schwebte in seiner eigenen Sphäre, losgelöst von dem Universum, das ihn umgab, und seine Gedanken kannten nur ein Ziel: das Fremde, Ungreifbare, das sich vor ihm im Dunkel befand und dessen schwache gedankliche Ausstrahlung er erst einmal wahrgenommen hatte.
    „Ich rufe dich...", formulierte sich ein telepathischer Gedankenstrom.
    Die Finsternis blieb stumm.
    „Freundschaft... ich bin dein Freund... ich will dir nichts Böses...
    nichts Böses..."
    Schweigen in der Dunkelheit. Dann, plötzlich, kam ein fast unverständlicher Gedankenfetzen.
    „... beginnt zu erwachen..."
    Der Gedankenfetzen stammte nicht von dem fremden Unsichtbaren. Fellmer Lloyd kannte die Frequenz. Es war die, auf der Betty Toufrys Bewußtsein sendete. Er hatte mit der Mutantin Verbindung aufgenommen, die sich in entstofflichter Form im Innern einer PEW-Ader befand.
    ... beginnt zu erwachen...
    Das konnte sich nur auf die Intelligenz des Wandelstoffes beziehen. Kam das fremde Bewußtsein jetzt zu sich? Er strahlte einen neuen Ruf aus: „Ich warte auf dich! Sprich zu mir!"
    Sekundenlang horchte er in die Finsternis hinein, dann hörte er, wie aus unendlicher Ferne, ein schwaches Echo: „... warte... dich... sprich... zu mir..."
    Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Die Begeisterung wollte ihn mitreißen. Was er hörte, klang wie das Echo seiner eigenen Gedanken. Aber das Echo erreichte ihn auf einer fremden Frequenz. Der Unbekannte hatte zu ihm gesprochen.
    Mit der erwachenden Intelligenz eines Kindes hatte er kritiklos die telepathischen Impulse wiederholt, die er kurz zuvor empfangen hatte.
    „Friede... Freundschaft...", strahlte Fellmer Lloyd.
    Die Antwort überraschte ihn.
    „Friede... Freundschaft... Einsamkeit..."
    „Du wünschst Einsamkeit?"
    „Einsamkeit... Schmerz..."
    Die Emotion war stärker als der logische Gedanke. Das fremde Wesen fürchtete sich vor der Einsamkeit.
    „Du bist nicht mehr allein", antwortete der Mutant. „Wir sind bei dir. Wir leisten dir Gesellschaft."
    Es dauerte eine Weile, bis die Antwort kam. Der Gedanke war kompliziert. Die Formulierung hatte Zeit in Anspruch genommen.
    „Zu wenig Gesellschaft... mehr Gesellschaft... Freude..."
    Fellmer Lloyd glaubte zu spüren, wie das Fremde sich an die Kunst des Denkens gewöhnte, sie sich aneignete, und wie seine Gedanken immer prägnanter und präziser wurden.
    „Es sind acht, die dir Gesellschaft leisten können", versprach Lloyd.
    Das war eine schwierige Hürde. Das Fremde, in seiner Einsamkeit, konnte wahrscheinlich Zahlenbegriffe nicht erfassen.
    Die Ziffer „eins" war die einzige Zahl, die es kannte.
    „Acht...?"
    Fellmer Lloyd dachte an ein einfaches geometrisches Gebilde, einen Kreis. Er strahlte das Bild aus. „Eins", dachte er dazu.
    Er dachte einen zweiten Kreis, der sich dem ersten zugesellte.
    Auch dieses Bild strahlte er aus.
    „Zwei", lautete sein Kommentar.
    Das Fremde begriff. Die Vorstellung, achtfache Gesellschaft zu erhalten, erfüllte es mit Begeisterung. Fellmer Lloyd hielt es für an der Zeit, zu dem nächstschwierigeren Begriff überzugehen, dem Begriff der Identität. Nur dann konnten zwei Fremde sich auf die Dauer vernünftig miteinander unterhalten, wenn sie wußten, wer sie waren - oder, allgemeiner ausgedrückt: wenn der eine wußte, für wen der andere sich hielt.
    „Wer bist du?" strahlte der Mutant aus.
    „... ich..."
    Es war unverkennbar, daß die Frage Schwierigkeiten bereitete.
    Die fremde Intelligenz hatte noch niemals zuvor die Notwendigkeit empfunden, zwischen sich selbst und anderen zu differenzieren. Deshalb fehlte ihr die Identität. Fellmer Lloyd formte in Gedanken ein Selbstbildnis und sandte es dem Fremden zu.
    „Ich", dachte er dazu.
    Eine Zeit verging. Dann entstand in seinem Bewußtsein ein Gebilde, das aus hauchdünnen, ineinander verschlungenen und verwirrten Fäden bestand. So sah das Fremde sich selbst, und Fellmer Lloyd erkannte in dem Bild eine Darstellung der Tausenden von PEW-Adern, die sich durch das Felsgestein

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