Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Familie offenstehen.«
    »Die können doch sowieso jederzeit hierherkommen. Das wissen sie auch.«
    »Du könntest immer behaupten, mit den egozentrischen Interessen deines Mannes zuviel zu tun zu haben, um dich so für Soziales und Kultur zu engagieren, wie Cybele das tut.«
    »Ich muß mich einfach mehr engagieren, da hat mein Vater schon recht, auch wenn ich es nicht gern zugebe.«
    »Und wenn du erst Kinder hättest, könntest du sie als Abwehr gegen alle Vorwürfe deines Vaters verwenden. Obwohl ich kaum glaube, daß er dir da noch Vorwürfe machen würde. Er wär viel zu erfreut.«
    »Worüber?«
    »Darüber, daß du endlich - im sicheren Hafen der Ehe gelandet wärest, vermute ich.«
    »Im sicheren Hafen der Ehe gelandet? Du lieber Himmel, sag mir bloß nicht, daß du wirklich so provinziell bist.«
    »Ich wollte nicht...«
    »Du kannst doch nicht im Ernst glauben, daß die Frau in den sicheren Hafen der Ehe gehört, Tommy. Oder«, fragte sie mit scharfem Blick, »gehöre vielleicht nur ich da hin?«
    »Nein. Tut mir leid. Das war eine etwas unglückliche Wortwahl.«
    »Dann wähle doch noch mal.«
    Er stellte seinen Joghurtbecher auf den Tisch. Die ersten Löffel hatten nicht allzu übel geschmeckt, aber dann hatte das Zeug seinem Gaumen nicht mehr zugesagt. »Hören wir doch auf, um den heißen Brei herumzureden, Helen. Dein Vater weiß, daß ich dich heiraten möchte.«
    »Ja. Und?«
    Er hob die Hand, um seine Krawatte zu lockern, nur um zu entdecken, daß er gar keine trug. Er seufzte. »Herrgott noch mal! Nichts! Ich finde nur, daß es so schlecht nicht wäre, wenn wir heiraten würden.«
    »Und Daddy wäre darüber ganz gewiß höchlichst erfreut.«
    Ihr Sarkasmus verletzte ihn, und er parierte mit Schärfe. »Es geht mir nicht darum, deinem Vater eine Freude zu machen, aber es gibt.«
    »Du selbst hast das Wort erfreuen eben gebraucht. Oder hast du das vergessen?«
    »... aber es gibt Momente - und das hier ist ehrlich gesagt nicht gerade einer davon -, da bin ich tatsächlich so blind zu glauben, es könnte mich erfreuen.«
    Nun war sie ihrerseits verletzt. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Schweigend starrten sie einander an. Zum Glück begann das Telefon zu läuten.
    »Laß es läuten«, sagte er. »Wir müssen das austragen, und wir müssen es jetzt tun.«
    »Der Meinung bin ich nicht.«
    Sie stand auf. Das Telefon stand auf der Arbeitsplatte neben der Kaffeemaschine. Sie goß zwei Tassen ein, während sie am Telefon sprach. »Gut geraten. Er sitzt hier in meiner Küche bei Salami und Joghurt.«
    Sie lachte. »Truro? Na, ich hoffe, Sie lassen es sich richtig gutgehen auf seine Kosten. Nein, ich gebe ihn Ihnen. Wirklich, Barbara, es ist schon in Ordnung. Unser höchst tiefschürfendes Gespräch drehte sich gerade darum, ob Hering mariniert oder mit Dill besser schmeckt.«
    Sie wußte stets genau, wann er sich durch ihre Frivolität am tiefsten verraten fühlte, daher überraschte es Lynley nicht, daß Helen seinem Blick auswich, als sie ihm den Hörer reichte und überflüssigerweise sagte: »Es ist Sergeant Havers. Für dich.«
    Er drückte seine Hand auf die ihre, als er den Hörer nahm, und ließ erst los, als sie ihn ansah. Und auch dann sagte er nichts, denn schließlich war sie selbst ja schuld, verdammt noch mal, und es fiel ihm nicht ein, sich für etwas zu entschuldigen, wozu sie ihn getrieben hatte.
    Seine Stimme, als er Sergeant Havers begrüßte, mußte wohl mehr verraten haben, als er beabsichtigt hatte, denn Barbara ging ohne irgendeine vorbereitende Bemerkung direkt in medias res. »Es wird Sie freuen zu hören«, sagte sie, »daß die Kirche von England hier unten in Truro der Polizei und ihrer Arbeit höchste Wertschätzung entgegenbringt. Der Sekretär des Bischofs hat mir freundlicherweise einen Termin für morgen in einer Woche gegeben, ist das nicht reizend? Bienenfleißig, der ehrenwerte Bischof, wenn man seinem Sekretär glauben kann.«
    Sie schnaubte laut und lang ins Telefon. Wahrscheinlich rauchte sie wie üblich. »Und Sie sollten sich mal die Baracke ansehen, in der diese zwei Kerle hier wohnen. Da kann einen echt der Klassenhaß packen. Erinnern Sie mich daran, daß ich bei der nächsten Kollekte in der Kirche mein Geld im Beutel lasse. Die sollten mich unterstützen und nicht umgekehrt.«
    »Also die ganze Reise umsonst.«
    Lynley beobachtete Helen, die sich wieder an den Tisch gesetzt hatte und nun die Ecken der Zeitschriftenseiten glattstrich, die sie zuvor

Weitere Kostenlose Bücher