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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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umgeknickt hatte. Sie tat es sehr langsam und bedächtig. Sie wollte, daß er es sah. Er kannte sie gut genug, um das zu wissen, und als es ihm klar wurde, überkam ihn ein so mächtiger, irrationaler Zorn, daß er am liebsten den Tisch umgestoßen hätte.
    Havers sagte: »Das Wort ›Bootsunglück‹ war ganz offensichtlich ein Euphemismus.«
    Lynley riß seine Aufmerksamkeit von Helen los. »Was?«
    »Sie haben mir wohl gar nicht zugehört?« fragte Havers. »Schon gut. Sie brauchen nicht zu antworten. Wann haben Sie sich denn wieder eingeschaltet?«
    »Bei dem Bootsunglück.«
    »Aha.«
    Sie wiederholte ihren Bericht.
    Nachdem ihr klargeworden war, daß vom Bischof von Truro keine Hilfe zu erwarten war, hatte sie sich in die Redaktion der Lokalzeitung gesetzt und einen Morgen damit verbracht, alte Zeitungen zu lesen. Auf diese Weise hatte sie entdeckt, daß der Bootsunfall, bei dem Robin Sages Ehefrau.
    »Sie hieß übrigens Susanna.«
    ... ums Leben gekommen war, nicht als Unfall behandelt worden war.
    »Es passierte auf der Fähre zwischen Plymouth und Roscoff«, erklärte Havers. »Und der Zeitung zufolge war es Selbstmord.«
    Havers skizzierte ihm die Geschichte mit allen Details, die sie den Zeitungsberichten entnommen hatte. Sage und seine Frau, die zu einem zweiwöchigen Urlaub nach Frankreich wollten, hatten bei schlechtem Wetter übergesetzt. Nachdem sie etwa auf halbem Weg.
    »Die Fahrt dauert sechs Stunden, wissen Sie.«
    ... etwas gegessen hatten, war Susanna zur Damentoilette gegangen, während ihr Mann mit seinem Buch in den Salon zurückgekehrt war. Erst nach mehr als einer Stunde fiel ihm auf, daß sie noch immer nicht zurück war, aber da sie ein wenig bedrückt gewesen war, hatte er angenommen, sie wollte allein sein.
    »Er sagte, wenn sie in so einer Stimmung gewesen sei, habe sie immer die Tendenz gehabt, sich zurückzuziehen«, erklärte Havers. »Und er wollte ihr Raum lassen. Das sind meine Worte, nicht seine.«
    Havers' Informationen zufolge hatte Robin Sage danach den Salon zwei- oder dreimal verlassen, um sich die Beine zu vertreten, sich etwas zu trinken zu besorgen, einen Schokoriegel zu kaufen, nicht aber, um nach seiner Frau zu sehen, deren lange Abwesenheit ihn allem Anschein nach nicht beunruhigt hatte. Als die Fähre in Frankreich anlegte, ging er nach unten zu seinem Wagen. Er nahm an, daß sie dort bereits auf ihn warten würde. Als die Fähre sich zu leeren begann und sie immer noch nicht kam, machte er sich auf die Suche nach ihr.
    »Aber er schlug erst Alarm, als er sah, daß ihre Handtasche auf dem Vordersitz des Wagens lag«, berichtete Havers. »In der Handtasche war ein Brief. Moment...«
    Lynley hörte Papier rascheln. »Da hieß es: ›Robin, es tut mir leid. Ich finde das Licht nicht.‹ Er war nicht unterzeichnet, aber die Handschrift war eindeutig die ihre.«
    »Ein ziemlich dürftiger Abschiedsbrief«, bemerkte Lynley.
    »Sie sind nicht der einzige mit dieser Meinung«, sagte Havers.
    Doch bei der Überfahrt war schließlich schlechtes Wetter gewesen. Man war in die Dunkelheit hineingefahren. Es war kalt gewesen, daher war niemand an Deck gewesen, der es hätte sehen können, wenn eine Frau sich über die Reling gestürzt hätte.
    »Oder vielleicht gestürzt worden wäre?« fragte Lynley.
    Havers stimmte ihm indirekt zu. »Es könnte Selbstmord gewesen sein, es könnte aber genausogut etwas anderes gewesen sein. Und das dachten ganz offensichtlich auch die Kollegen auf beiden Seiten des Kanals. Sage wurde zweimal durch die Mangel gedreht. Aber er war sauber. Zumindest so sauber, wie er sein konnte, da keinem Menschen irgend etwas aufgefallen war, auch nicht Sages Abstecher zur Bar und sein kleiner Spaziergang, um sich die Füße zu vertreten.«
    »Und es ist nicht möglich, daß seine Frau sich einfach klammheimlich davongeschlichen hat, als das Boot anlegte?« fragte Lynley.
    »Im Ausland, Inspector? Ihr Paß war in ihrer Handtasche, ebenso ihr Geld, ihr Führerschein, ihre Kreditkarten und was man sonst alles so braucht. Sie konnte sich weder hier noch dort davongeschlichen haben. Das ganze Boot wurde sowohl in Frankreich als auch in England von oben bis unten durchsucht.«
    »Und hat man ihre Leiche gefunden? Wer hat sie identifiziert?«
    »Das weiß ich noch nicht, aber ich bin schon an der Arbeit. Möchten Sie Wetten plazieren?«
    »Sage sprach gern von der Frau, die im Ehebruch ergriffen wurde«, sagte Lynley mehr zu sich selbst als zu ihr.
    »Und da es auf der

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