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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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du seist sein Liebling.«
    »Oh, tun wir auch nicht, und bin ich auch, das ist schon wahr«, sagte sie. »Gerade deshalb ist es ja so gemein von ihm, derartige Erwartungen an mich zu haben. ›Bitte, mißversteh mich jetzt nicht, Darling. Deine Mutter und ich gönnen dir die Wohnung von Herzen‹, sagte er auf diese sonore Art, die er an sich hat. Du weißt schon, was ich meine.«
    »Bariton, ja. Möchte er dir denn die Wohnung nehmen?«
    »›Deine Großmutter hatte sie für die Familie bestimmt, und da du zur Familie gehörst, können wir weder dir noch uns den Vorwurf machen, daß wir ihre Wünsche ignorierten. Dennoch, wenn deine Mutter und ich uns überlegen, wie du deine Zeit verbringst‹, und so weiter und so fort. Ich finde es einfach widerlich von ihm, mich auf solche Art zu erpressen.«
    »Du meinst, ›Ich glaube, du bist eine richtige kleine Tagediebin, liebe Helen‹?« fragte Lynley.
    »Genau das ist es.«
    Sie ging zum Tisch, faltete die Zeitung und begann das Geschirr zusammenzustellen. »Und es kam nur so weit, weil Caroline nicht da war, um ihm sein Frühstück zu machen. Sie ist nach Cornwall zurück - sie hat sich nun definitiv entschlossen, dort zu bleiben. Das ist wirklich die freudigste Nachricht des Jahres! Für meine Begriffe ist ganz allein Denton daran schuld. Und weil Cybele so ein Ausbund ehelicher Glückseligkeit ist und Iris mit ihrem Cowboy in Montana so glücklich ist wie ein Schwein im Morast. Aber hauptsächlich kam es dazu, weil sein Ei nicht ganz so gekocht war, wie er's gern gehabt hätte, und weil ich seinen Toast verbrannt habe. Das war der Auslöser. Er ist sowieso ein richtiger Morgenmuffel.«
    Lynley hakte bei dem einzigen Punkt ein, zu dem er überhaupt etwas sagen konnte. Zur Partnerwahl von Helens Schwestern - Cybele hatte einen italienischen Industriellen geheiratet, Iris einen Rancher in den Vereinigten Staaten - konnte er sich nicht äußern, doch Caroline, die seit mehreren Jahren als Helens Mädchen, Gesellschafterin, Haushälterin, Köchin, Zofe und rettender Engel fungierte, kannte er. Sie war in Cornwall geboren und aufgewachsen, und er hatte gewußt, daß sie es auf die Dauer in London nicht aushalten würde. »Du konntest nicht darauf setzen, daß du Caroline ewig würdest aushalten können«, bemerkte er. »Schließlich ist ihre Familie in Howenstow.«
    »Doch, das hätte ich schon hingekriegt, wenn es nicht Denton darauf angelegt hätte, ihr so ungefähr jeden Monat einmal das Herz zu brechen. Ich verstehe nicht, wieso du deinem Diener nicht mal gründlich die Leviten lesen kannst. In bezug auf Frauen ist er einfach schamlos.«
    Lynley folgte ihr in die Küche. Sie stellten das Geschirr auf die Arbeitsplatte, und Helen ging zum Kühlschrank. Sie nahm einen Becher Zitronenjoghurt heraus und öffnete ihn.
    »Ich wollte dich eigentlich zum Mittagessen einladen«, sagte er eilig, als sie den Löffel in den Becher tauchte.
    »Ach ja? Danke dir, Darling, aber ich kann die Einladung unmöglich annehmen. Ich bin leider viel zu sehr damit beschäftigt, mir zu überlegen, wie ich mein Leben auf eine Art einrichten kann, die sowohl meinen Vater als auch mich zufriedenstellen würde.«
    Sie kniete nieder, griff ein zweites Mal in den Kühlschrank und brachte drei weitere Joghurtbecher zum Vorschein. »Erdbeer, Banane und noch einmal Zitrone«, sagte sie. »Welches möchtest du?«
    »Ehrlich gesagt keines. Mir schwebte Räucherlachs und danach Kalbsmedaillon vor. Champagner vorher, dann ein guter Rotwein, hinterher Cognac.«
    »Gut, dann nehmen wir Banane«, entschied Helen und reichte ihm den Becher und einen Löffel. »Es ist genau das Richtige. Wirklich erfrischend. Du wirst schon sehen. Ich mache uns Kaffee.«
    Lynley betrachtete das Joghurt und schnitt eine Grimasse. »Das soll ich wirklich essen?«
    Er ging zu einem runden Glastisch, der sehr hübsch in einen Erker in der Küche paßte. Die Post von mindestens drei Tagen lag ungeöffnet darauf, daneben zwei Modezeitschriften, bei denen bestimmte Seiten durch umgeknickte Ecken markiert waren. Er blätterte sie durch, während Helen den Kaffee mahlte. Er fand die Wahl ihrer Lektüre hochinteressant. Sie schien sich recht eingehend mit Hochzeitskleidern und Hochzeitsfeiern befaßt zu haben. Satin oder Seide, Leinen oder Baumwolle. Blumen im Haar oder ein Hut oder ein Schleier. Ein Empfang oder ein Frühstück. Standesamt oder Kirche.
    Als er aufblickte, sah er, daß sie ihn beobachtete. Sofort wandte sie sich ab und

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