Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Ein paar Kurven über die Stelle hinaus, wo früher die Eichen gestanden hatten, die dem Ort ihren Namen gegeben hatten, und er war auf dem Land. An zwei kleinen Seitenstraßen vorbei fuhr er einen sanften Hügel hinauf und bog dann in eine kurze Einfahrt ein, an deren Beginn ein Schild mit der Aufschrift Wealdon Oast stand. Sie führte zu einem Backsteinhaus mit weißem Dach, das im Westen nach Sevenoaks hinunterschaute und im Süden auf Wald- und Ackerland. Land und Bäume waren jetzt winterlich trüb, doch während der anderen Jahreszeiten boten sie gewiß ein wunderbares Bild.
    Er stellte seinen Wagen zwischen einem Sierra und einem Metro ab und fragte sich, ob Robin Sage den ganzen Weg vom Ort bis hierher zu Fuß gegangen war. Er war auf jeden Fall von Lancashire aus nicht mit dem Auto gefahren, und die Wegbeschreibung schien Lynley zweierlei zu verraten: Er hatte nicht die Absicht gehabt, nach seiner Ankunft mit dem Zug ein Taxi zu nehmen, und es hatte ihn auch niemand abgeholt oder versprochen, ihn abzuholen, weder am Bahnhof noch sonstwo im Ort.
    Ein Holzschild, säuberlich gelb beschriftet und links von der Haustür befestigt, verriet, daß es sich hier nicht um ein Privathaus handelte, sondern um den Sitz eines geschäftlichen Unternehmens. Gitterman Zeitarbeit, stand darauf, und darunter, in kleineren Buchstaben, Katherine Gitterman, Geschäftsführerin.
    Kate, dachte Lynley. Wieder eine Antwort auf eine der Fragen, die sich aus Sages Terminkalender ergeben hatten.
    Die junge Frau am Empfang sah auf, als Lynley eintrat. Das ehemalige Wohnzimmer war jetzt ein Büro mit cremefarbenen Wänden, grünem Spannteppich und modernen Eichenmöbeln, die schwach nach Zitronenöl rochen. Die junge Frau, die am Telefon war, nickte ihm zu und sprach weiter in die Sprechmuschel.
    »Ich kann Ihnen wieder Sandy geben, Mrs. Coatsworth. Sie ist doch mit Ihrem Personal gut ausgekommen, und - ja, das ist die mit der Zahnspange.«
    Die junge Frau sah Lynley an und verdrehte die Augen, die, wie er bemerkte, mit aquamarinblauem Lidschatten geschminkt waren, der genau zum Pullover paßte. »Ja, natürlich, Mrs. Coatsworth. Einen Augenblick bitte...«
    Auf ihrem Schreibtisch, auf dem peinliche Ordnung herrschte, lagen sechs braune Hefter. Sie schlug den ersten auf. »Das ist überhaupt kein Problem, Mrs. Coatsworth. Wirklich. Bitte, das ist doch selbstverständlich.«
    Sie blätterte in dem zweiten Hefter. »Mit Joy haben Sie es noch nicht versucht, nicht wahr?... Nein, sie hat keine Zahnspange. Schreibmaschine... Lassen Sie mich nachsehen...«
    Lynley blickte nach links durch die Tür, die sich einem runden Raum öffnete, in dessen gekrümmte Wand ein halbes Dutzend Nischen eingebaut waren. In zwei davon saßen junge Frauen an elektrischen Schreibmaschinen, in einer dritten arbeitete ein junger Mann an einem Computer... Er sah kopfschüttelnd auf den Bildschirm und sagte: »Mann o Mann, das ist nun wirklich hinüber. Ich wette hundert Pfund, das war wieder so eine Stromschwankung.«
    Er beugte sich zum Boden hinunter und kramte in einem Werkzeugkasten mit Schalttafeln und irgendwelchen geheimnisvollen Geräten.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
    Lynley wandte sich wieder dem Empfang zu. Die Dame mit den Aquamarinaugen hatte ihren Bleistift gezückt, als wollte sie sich Notizen machen. Die braunen Hefter waren von ihrem Schreibtisch verschwunden, an ihrer Stelle lag ein gelber Schreibblock. Hinter ihr fiel von einem Strauß Gewächshausrosen, die in einer Vase auf einem auf Hochglanz polierten Beistelltischchen standen, ein Blütenblatt zu Boden. Lynley wartete nur darauf, daß augenblicklich ein gehetzter Wächter mit Besen und Schäufelchen erscheinen würde, um das störende Stück Blüte wegzufegen.
    »Ich möchte zu Katherine Gitterman«, sagte er und zeigte seinen Dienstausweis. »New Scotland Yard.«
    »Sie wollen zu Kate?«
    Die junge Frau schien so ungläubig, daß sie es versäumte, auch nur einen Blick auf seinen Ausweis zu werfen. »Zu Kate?«
    »Ist sie zu sprechen?«
    Den Blick immer noch auf ihn gerichtet, nickte sie, hob einen Finger, um ihm zu bedeuten, er möge warten, und tippte eine Nummer in ihr Telefon. Nach einem kurzen und gedämpften Gespräch, bei dem sie ihm den Rücken zuwandte, führte sie ihn an einem zweiten Empfangstisch vorbei, auf dem in gefälliger Fächerformierung die Post des Tages ausgelegt war. Sie öffnete die Tür hinter diesem Schreibtisch und wies auf eine Treppe.
    »Da hinauf«,

Weitere Kostenlose Bücher