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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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über Maggie sprechen.«
    »Maggie?« fragte Lynley.
    »Ihre Tochter. Juliet hatte Schwierigkeiten mit ihr, und da hat der Pfarrer sich eingemischt. Er wollte helfen. Vermitteln. Raten. Das ist alles. Hätte ich deswegen das CID zuziehen sollen? Oder hätten Sie lieber zuerst ein Motiv gehabt?«
    »Auch Mittel und Gelegenheit für sich sind Hinweise, die man nicht außer acht lassen darf«, sagte Lynley.
    »Das ist doch Quatsch, und das wissen Sie auch«, warf der alte Shepherd ein.
    »Vater...«
    Der Alte winkte mit dem Sherryglas ab. »Jedesmal, wenn ich mich ans Steuer meines Wagens setze, verfüge ich über das Mittel, einen Mord zu begehen. Jedesmal, wenn ich aufs Gaspedal trete, habe ich die Gelegenheit dazu. Ist es Mord, Inspector, wenn ich jemand überfahre, der mir vor den Wagen läuft? Müssen wir da dann das CID zuziehen, oder können wir davon ausgehen, daß es ein Unfall war?«
    »Vater...«
    »Wenn Sie so argumentieren wollen, warum haben Sie selbst dann eingegriffen, Sie sind doch auch CID - waren es damals.«
    »Weil er eine persönliche Beziehung zu der Frau unterhält, Herrgott noch mal. Er wollte mich an seiner Seite haben, um sicherzustellen, daß er einen klaren Kopf behalten würde. Und er hat einen klaren Kopf behalten, sage ich Ihnen. Die ganze Zeit.«
    »Die ganze Zeit, die Sie bei ihm waren. Ihren eigenen Worten zufolge waren Sie nicht bei jeder Vernehmung zugegen.«
    »Verdammt noch mal, das war auch gar nicht...«
    »Vater!«
    Shepherds Stimme war scharf. Sie wurde ruhig, als er zu sprechen fortfuhr. »Natürlich sah es übel aus, als Sage starb. Juliet kennt sich mit Pflanzen aus, und es war schwer zu glauben, daß sie Giftwasserschierling mit wilder Pastinake verwechselt haben sollte. Aber so war es nun mal.«
    »Da sind Sie ganz sicher?« fragte St. James.
    »Natürlich. Sie wurde ja selbst krank in der Nacht, in der Mr. Sage ums Leben kam. Sie hatte hohes Fieber. Sie hat sich bis zwei Uhr morgens mehrmals übergeben. Sie werden mir doch nicht sagen wollen, daß sie ohne Motiv wissentlich von der giftigsten Pflanze essen würde, die es gibt, nur um einen Mord als Unglücksfall hinzustellen. Schierling ist etwas anderes als Arsen, Inspector Lynley. Dagegen kann man nicht langsam immun werden. Wenn Juliet Mr. Sage hätte umbringen wollen, wäre sie bestimmt nicht so verrückt gewesen, selbst etwas von dem Schierling zu essen. Sie hätte ja sterben können. Es war reines Glück, daß das nicht passiert ist.«
    »Sie wissen mit Gewißheit, daß sie selbst krank war?« fragte Lynley.
    »Ich war bei ihr.«
    »Beim Essen?«
    »Später. Ich bin bei ihr vorbeigefahren.«
    »Um welche Zeit?«
    »Gegen elf. Nach meiner letzten Runde.«
    »Warum?«
    Shepherd kippte den Rest seines Drinks hinunter und stellte das leere Glas auf den Boden. Er nahm seine Brille ab und beschäftigte sich einen Moment damit, das rechte Glas am Ärmel seines Flanellhemdes zu polieren.
    »Constable?«
    »Sag's, wie's war, mein Junge«, riet sein Vater. »Das ist das beste.«
    Shepherd zuckte die Achseln, setzte die Brille wieder auf. »Ich wollte sehen, ob sie allein war. Maggie hat an dem Abend bei einer Freundin übernachtet...«
    Er seufzte.
    »Und Sie glaubten, Mr. Sage könnte das gleiche bei Mrs. Spence tun?«
    »Er war dreimal bei ihr gewesen. Juliet hatte mir keinen Anlaß gegeben zu glauben, daß sie mit ihm etwas angefangen hatte. Aber ich hab mir meine Gedanken gemacht. Ja, ich geb's zu. Stolz darauf bin ich weiß Gott nicht.«
    »Wäre es denn wahrscheinlich gewesen, daß sie schon nach so kurzer Bekanntschaft mit einem Mann intim geworden wäre, Constable?«
    Shepherd griff zu seinem Glas, sah, daß es leer war, stellte es wieder ab. Eine Sprungfeder im Sofa quietschte, als Shepherd senior sich vorbeugte.
    »Nun, Constable?«
    Die Brillengläser Colin Shepherds blitzten im Licht auf, als er den Kopf hob, um Lynley besser ins Gesicht zu sehen. »Das kann man doch bei keiner Frau mit Sicherheit wissen. Schon gar nicht bei der Frau, die man liebt.«
    So unrichtig, dachte Lynley, war das gar nicht, auch wenn er es nicht gern zugab. Die Leute redeten immer von Vertrauen. Er fragte sich, wie viele von ihnen tatsächlich im Vertrauen lebten, ohne je von Zweifeln bedrängt zu werden, die wie ruhelose Zigeuner am Rand ihres Bewußtseins kampierten. »Ich nehme an, Sage war schon weg, als Sie kamen?«
    »Ja. Sie sagte, er sei um neun gegangen.«
    »Und wo war sie?«
    »Im Bett.«
    »Krank?«
    »Ja.«
    »Aber sie hat

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