06 - Der Schattenkrieg
Grundstück war mit Trümmern übersät, aber an dieser Stelle sah es wie leergefegt aus. Dann entdeckte er den zwei Meter tiefen und sechs Meter breiten Krater. Eine Autobombe, dachte er. Vielleicht tausend Kilo. Er wandte sich von dem Krater ab.
»So, jetzt haben wir genug gesehen«, meinte Clark, schaute noch einmal durchs Okular des GLD und schaltete das Gerät dann aus. Drei Minuten später war es verpackt.
»Und wer ist das wohl?« fragte Larson beim Anlegen seines Rucksackes und reichte Clark das Noctron.
»Muß der Mann sein, der verspätet mit dem BMW kam. Ist der wichtig?«
»Keine Ahnung. Den erwischen wir beim nächsten Mal.«
»Genau.« Clark ging voran den Hügel hinunter.
Es waren natürlich die Amerikaner gewesen, zweifellos die CIA. Irgendwie mußte eine Tonne Sprengstoff in Fernandez’ Pickup geschmuggelt worden sein. Fernandez hatte das gute Stück gehütet wie seinen Augapfel und vor dem Konferenzzimmer abgestellt. So mußte es gewesen sein. Die Amerikaner hatten Glück gehabt. Gut, dachte er, wie haben sie das geschafft? Selbst hatten sie sich die Finger natürlich nicht schmutzig gemacht, sondern eher arrangiert, daß jemand anders… aber wer? Jemand… nein, mindestens vier oder fünf von M-19 oder FARC, oder? Klang logisch. Konnte es eine indirekte Aktion gewesen sein? Arrangiert von Kuba oder dem KGB? Angesichts der Veränderung im Osten und der Entspannung zwischen den Blöcken konnte es der CIA gelungen sein, eine solche Zusammenarbeit zustande zu bringen. Sehr unwahrscheinlich zwar, dachte Felix, aber nicht ausgeschlossen. Eine direkte Attacke auf hohe Regierungsbeamte, so wie sie das Kartell geführt hatte, konnte zur Bildung der merkwürdigsten Koalitionen führen.
War die Bombenexplosion ein Zufall? Konnten die Amerikaner von dem Treffen erfahren haben? Aus dem Schutthaufen, der einmal Untiveros’ Burg gewesen war, drangen Stimmen. Wachen stöberten herum, und Cortez gesellte sich zu ihnen. Untiveros’ Familie war im Haus gewesen, zusammen mit dem achtköpfigen Hauspersonal, die vermutlich wie Leibeigene behandelt wurden, dachte Cortez. So sprangen alle Kartellbosse mit ihren Dienstboten um. Womöglich hatte Untiveros einen schwer beleidigt zum Beispiel einer Tochter nachgestellt. Das taten die Herren nämlich alle. Droit de seigneur so viel Französisch verstanden die Häuptlinge. Narren, sagte sich Cortez. Schreckten sie denn vor keiner Perversion zurück?
Wächter wühlten in den Trümmern. Langsam kehrte Cortez’ Gehör zurück. Nun hörte er die schrillen Schreie eines armen Teufels und fragte sich nach der Zahl der Opfer. Cortez wandte sich ab und ging zu seinem umgestürzten BMW. Aus dem Tankverschluß rann Benzin, aber er griff ins Innere und holte sein Telefon heraus, entfernte sich zwanzig Meter vom Wagen und schaltete es erst dann ein. »Jefe, hier Cortez. Es hat eine Explosion gegeben.«
Ausgerechnet ein weiteres CAPER-Abhörprotokoll unterrichtete Ritter zuerst vom Erfolg der Operation. Und besonders günstig sei, meldeten die Leute vom NSA, daß sie nun Cortez’ Stimme identifiziert und auf Band hatten. Damit standen ihre Chancen, ihn auszumachen, nicht schlecht. Besser als nichts, dachte Ritter, als zum zweiten Mal an diesem Tag ein Besucher kam. »Cortez ist uns durch die Lappen gegangen«, teilte er Admiral Cutter mit. »Aber wir haben d’Alejandro erwischt, Fernandez, Wagner, Untiveros plus die üblichen Ausfälle.«
»Was soll das heißen?« Ritter betrachtete sich noch einmal das Satellitenfoto des Hauses. »Es waren ein Haufen Wächter zugegen, die wir wahrscheinlich auch erwischten. Bedauerlicherweise war auch Untiveros’ Familie dort die Frau, zwei Kinder, eine Reihe Hausangestellte.«
Cutter setzte sich kerzengerade auf. »Davon haben Sie nichts gesagt! Der Schlag sollte mit chirurgischer Präzision geführt werden!«
Ritter schaute recht ungehalten auf. »Verdammt, Jimmy, was haben Sie denn erwartet? Sie waren doch mal Marineoffizier! Es stehen eben immer Unbeteiligte herum. Und wir haben eine Bombe abgeworfen. Chirurgische Präzision ist da nicht drin!«
»Ich habe dem Präsidenten aber gesagt…«
»Mir sagte der Präsident, ich hätte freie Jagd und unbegrenzte Strecke. Und ich leite die Operation, vergessen Sie das nicht.«
»Was, wenn die Presse davon Wind bekommt? Das ist kaltblütiger Mord!«
»Das ist das Abknallen der Narcos und ihrer Wächter auch. Zur Kriegshandlung wurde es erst, als der Präsident erklärte, die Glacehandschuhe würden
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