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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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verlassen hatten, zog Jensen den Knüppel nach rechts und hielt nun auf Ecuador zu. Beim Überfliegen der Küste drehte er nach links ab und folgte der Andenkette. An diesem Punkt schaltete er den IFF-Transponder ein. Weder Ecuador noch Kolumbien leisteten sich den Luxus eines Luftabwehr-Radarsystems, und auf den ESM-Monitoren der Intruder erschienen daher nur die Radarsignale der zivilen Luftüberwachung. Ein wenig bekanntes Paradox der Radartechnologie ist die Tatsache, daß moderne Anlagen keine Flugzeuge, sondern nur Radartransponder erfassen. Jede Zivilmaschine hat ein solches Gerät an Bord, das Radarsignale auffängt und mit seinem eigenen Signal beantwortet, welches dann auf dem Bildschirm des Fluglotsen als Datengruppe erscheint. Die Intruder drang bald in den Überwachungsbereich des Flughafens El Dorado International bei Bogotá ein. Als der alphanumerische Code der Intruder auf dem Radarschirm auftauchte, rief ein Fluglotse die Maschine an.
»Roger, El Dorado«, antwortete Commander Jensen sofort. »Hier vier-drei-Kilo. Wir sind InterAmerica Cargo Flug sechs aus Quito, Destination LAX. Höhe drei-null-null, Kurs drei-fünf-null, Geschwindigkeit vier-neun-fünf. Over.«
Der Lotse verglich die Angaben mit seinen Radardaten und erwiderte: »Vier-Drei-Kilo, Roger. Kein Flugverkehr in Ihrem Gebiet. Wetter CAVU. Halten Sie Kurs und Höhe. Over.«
»Roger. Vielen Dank.« Jensen schaltete das Funkgerät ab und wandte sich über die Bordsprechanlage an seinen Navigator und Bombenschützen. »Das war ganz einfach, was? So, gehen wir an die Arbeit.« Auf dem rechten Sitz, etwas tiefer und hinter dem Piloten eingebaut, aktivierte ein Offizier der Marineflieger sein Funkgerät und die unter dem Rumpf montierte TRAM-Kapsel.
    Bei T minus fünfzehn griff Larson nach seinem Mobiltelefon und wählte eine Nummer. »Señor Wagner, por favor.«
»Momento.«
»Wagner«, meldete sich kurz darauf eine Stimme. »Wer spricht?« Larson riß das Zellophan von einer Zigarettenschachtel und zerknüllte es über der Muschel, sprach dabei zusammenhangslose Wortfetzen. »Ich kann Sie nicht verstehen, Carlos«, sagte er schließlich. »Ich rufe in ein paar Minuten zurück.« Dann unterbrach er die Verbindung.
»Gut gemacht«, bemerkte Clark. »Wer ist Wagner?«
»Sein Vater war Unterführer bei der SS, arbeitete in Sobibor, kam 1946 hierher, heiratete eine Einheimische und betätigte sich als Schmuggler. Starb, ehe man ihm auf die Spur kam. Carlos Wagner ist sein Sohn. Ein unangenehmer Typ, der gerne Frauen mißhandelt, aber bei seinen Kollegen wegen seiner Tüchtigkeit beliebt ist.«
»Ende der Fahnenstange, Carlos«, merkte Clark an. Fünf Minuten später kam ein Funkspruch. »Bravo Whiskey, hier Zulu X-Ray, Over.«
»Zulu X-Ray, hier Bravo Whiskey. Ich empfange Sie klar und deutlich. Over«, antwortete Larson sofort. Sein Funkgerät arbeitete auf einer verschlüsselten UHF-Frequenz.
»Statusmeldung, Over.«
»Wir sind an Ort und Stelle. Alles klar. Ich wiederhole: Alles klar.«
»Roger. Alles klar zum Einsatz. Wir sind noch zehn Minuten entfernt. Lassen Sie die Musik spielen.« Larson wandte sich an Clark. »Iluminieren.« Das GLD stand bereits unter Strom. Mr. Clark legte den Schalter von »bereit« auf »aktiv« um. Das GLD war ein Bodenlaser-Designator, ein Zielgerät, das eigentlich für den Einsatz auf dem Gefechtsfeld gedacht war und durch ein komplexes, aber robustes System von Linsen einen unsichtbaren Infrarot-Lasterstrahl projizierte. Parallel zu diesem System war ein Infrarot-Sensor montiert, der dem Bedienenden sagte, in welche Richtung er zielte. »Großfuß« hatte einen Fiberglasaufbau über der Ladefläche, und diesen nahm Clark jetzt ins Visier, um den Infrarot-Punkt genau in seiner Mitte zu positionieren. Dann schaltete er noch den mit dem GLD verbundenen Videorekorder ein. Die Bosse in Washington wollten sehen, wie dieser Coup in allen seinen Einzelheiten abgelaufen war.
»Ziel illuminiert«, sagte er leise. »Die Musik spielt und klingt großartig«, meldete Larson über Funk.
    Cortez fuhr die Steigung zum Haus hoch und hatte bereits einen Kontrollpunkt passiert, an dem die Wächter zu seiner Mißbilligung Bier tranken. Die Straße war so schlecht, wie er es aus Kuba gewohnt war, und er kam nur langsam voran.
    Klingt alles viel zu einfach, dachte Jensen, als er die Antwort empfing. So einfach in dreißigtausend Fuß dahinsegeln, eine klare Nacht, weder Flak noch Abwehrraketen. Simpler als eine Übung. »Ich

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