06 - Der Schattenkrieg
gesagt werden, deren Lenkeinrichtungen einigermaßen gut funktioniert hatten: zwar nicht so großartig, wie der Hersteller versprochen hatte, aber auch das war nichts Ungewöhnliches.
Robby befand sich im Gefechtsinformationszentrum des Trägers. Im Augenblick liefen keine Flugoperationen. Der Kampfverband durchquerte eine Schlechtwetterzone, die sich in wenigen Stunden verziehen sollte, und während das Wartungspersonal an den Maschinen arbeitete, sah sich Robby zusammen mit den für die Luftverteidigung zuständigen Offizieren zum sechsten Mal die Bandaufnahmen des Gefechts zwischen den Kampfflugzeugen an. Die »Feindkräfte« hatten erstaunlich gute Leistungen erbracht, den Verteidigungsplan der Ranger korrekt diagnostiziert, rasch und geschickt reagiert und ihre mit Raketen bestückten Maschinen in Reichweite gebracht. Daß sie von den Jägern der Ranger auf dem Rückflug dezimiert worden waren, tat nichts zur Sache. Sinn der Vorwärtsverteidigung in der Luft war es, die Backfire schon auf dem Anflug auszuschalten. Das Videoband gab wieder, was das Radarauge der E-2C, in der Robby während des ersten Gefechts mitgeflogen war, gesehen hatte. Doch sechsmal war genug; er hatte gelernt, was es zu lernen gab, und seine Gedanken schweiften ab. Da war sie wieder, die Intruder; sie traf sich mit dem Tanker, nahm dann Kurs auf Ecuador und verschwand kurz vorm Überfliegen der Küste vom Bildschirm. Captain Jackson machte es sich in seinem Sessel bequem, während ringsum die Diskussion weiterging. Man ließ das Band bis zum Beginn des Anflugs vorlaufen, analysierte eine Stunde lang das eigentliche Gefecht viel war es nicht gewesen, dachte Robby und zog die Stirn kraus - und bestätigte dann erneut den Vorlauf. Besonders ärgerlich fand der GAG der Ranger die schlampige Formation seiner Staffeln beim Rückflug zum Träger. Die allgemeine Desorganisation bewog den Captain zu ätzenden Kommentaren. Robby fand seine Ausführungen lehrreich, wenngleich nicht gerade gewählt. Während der folgenden Diskussion lief das Band weiter, bis wieder die A-6 Intruder erschien, nun nach ihrem rätselhaften Einsatz auf dem Rückweg zum Träger. Robby wußte, daß er spekulierte, und das war für Offiziere gefährlich. Aber die Hinweise waren nicht zu übersehen. »Captain Jackson, Sir?« Robby drehte sich um und erblickte einen Verwaltungsunteroffizier mit einem Blockhalter. Der Mann hatte eine Nachricht, deren Eingang Robby erst mit seiner Unterschrift bestätigen mußte.
»Was gibt’s, Robby?« fragte der Operationsoffizier des Schiffes. »Admiral Painter fliegt zur Akademie in Monterey und will, daß ich nicht zurück nach Washington gehe, sondern mich dort mit ihm treffe. Er hat wohl vor, meine tolle neue Taktik durchzusprechen«, erwiderte Jackson. »Nur keine Panik. Die Beförderung wird schon nicht rückgängig gemacht.«
»Ich habe die Sache nicht gut genug durchdacht«, versetzte Robby mit einer Geste auf den Bildschirm.
»Passiert jedem.« Eine Stunde später kam die Ranger aus der Schlechtwetterzone. Zuerst startete eine Versorgungsmaschine, die nach Panama flog, um die Post abzuliefern und verschiedene Dinge abzuholen. Vier Stunden später kehrte sie zurück. Der zivile Berater, vorgewarnt durch ein harmloses Signal über einen offenen Kanal, erwartete sie schon. Nachdem er seinen Befehl erhalten und gelesen hatte, suchte er Commander Jensen in seiner Kajüte auf.
Abzüge des Fotos von Cortez wurden auch in das Hotel Hideaway gebracht, aber zur nächsten und wichtigsten Zeugin ging Murray persönlich.
Moiras Zustand besserte sich. Sie war nicht mehr ans Bett gefesselt, wurde aber noch wegen Nebenwirkungen des Schlafmittels einer Störung der Leberfunktion, hieß es behandelt. Offiziell wurde mitgeteilt, sie habe versehentlich eine Überdosis genommen. Aus dem Krankenhaus war zwar eine andere Version gedrungen, aber das FBI stellte sich in der Öffentlichkeit auf den Standpunkt, es müsse sich um einen unglücklichen Zufall gehandelt haben, da die eingenommene Dosis ja nicht tödlich gewesen sei. Die Prognose des Psychiaters, der sie zweimal am Tag besuchte, war günstig: Bei guter Versorgung und Beratung würde sie sich völlig von dem Trauma erholen. Der Psychiater hatte auch einen Vorschlag gemacht, den Murray jetzt beherzigte.
»Na, Sie sehen ja schon viel besser aus«, sagte er. »So einen Unsinn mache ich nie wieder«, antwortete Moira Wolfe. »Ich muß Ihnen immer wieder sagen, daß Sie überfahren worden sind.« Murray
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