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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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trug einen Stuhl ans Bett und öffnete einen braunen Umschlag. »Von diesem Mann hier?« Sie nahm ihm das Bild aus der Hand und starrte es einen Moment lang an. Sehr deutlich war die über eine Distanz von zwei Meilen geschossene Aufnahme trotz des starken Objektivs und der Computerverarbeitung nicht, aber eine Person erkennt man nicht nur am Gesicht, sondern auch an Dingen wie der Kopfform, dem Haarschnitt, der Haltung, den Händen, der Kopfneigung… »Das ist er«, sagte sie. »Juan Diaz. Wo haben Sie das her?«
»Von einer anderen Regierungsstelle«, erwiderte Murray und sagte ihr mit seiner Wortwahl nichts - und »nichts« bedeutete CIA. »Das Bild kam bei der diskreten Überwachung eines Platzes zustande. Wo, weiß ich nicht. Das ist übrigens das erste bestätigte Bild von Oberst Felix Cortez, ehemals DGI, das uns vorliegt. Jetzt wissen wir wenigstens, wie der Kerl aussieht.«
»Schnappen Sie ihn«, sagte Moira. »Keine Sorge, den kriegen wir«, versprach Murray. »Ich weiß, was mir bevorsteht… ich muß als Zeugin auftreten und mich von den Anwälten bloßstellen lassen. Aber keine Angst, Mr. Murray, ich schaffe das.«
Dan erkannte, daß sie das ernst meinte. Moira lebte nun für ihre Rache.
Am nächsten Morgen kam Ryan früh in sein Büro und fand auf dem erwarteten Stoß unerledigter Vorgänge einen Zettel von Richter Moore. »Der Konvent endet heute abend. Ich habe Ihnen einen Sitz in der letzten Maschine nach Chicago buchen lassen. Morgen früh werden Sie dann Gouverneur Fowler informieren, wie wir das bei Präsidentschaftskandidaten grundsätzlich tun. Richtlinien für den Vortrag liegen an. Vertrauliche Informationen können zur Sprache gebracht werden, aber keine geheimen. Ich muß bis fünf Ihr schriftliches Konzept sehen.«
Und damit war der Tag im Eimer. Ryan rief zu Hause an und richtete seiner Frau aus, er müsse wieder über Nacht fortbleiben. Dann machte er sich an die Arbeit. Schade nur, daß er nun Ritter und Moore erst am kommenden Montag auf den Zahn fühlen konnte. Er rief Admiral Greer im Krankenhaus an und erfuhr, daß dieser vor der letzten Wahl den Kandidaten der Oppositionspartei persönlich über Fragen der nationalen Sicherheit informiert hatte. Die Stimme des alten Mannes klang schwächer. Er schien zwar noch guter Dinge zu sein, doch Jack mußte an einen Eisläufer denken, der eine medaillenreife Darbietung bringt auf dünnem, brüchigem Eis.

21
Erklärungen
    Robby Jackson, der frischgebackene Captain, ging auf die Versorgungsmaschine zu und war froh, die Ranger verlassen und sich wieder an den Knüppel eines Kampfflugzeugs setzen zu können. Die C-2A Greyhound, ein häßliches, langsames Propellerflugzeug, sollte vom Bugkatapult an Steuerbord starten, und auf dem Weg zu ihr sah Robby erneut eine A-6E Intruder, wieder die Maschine des Geschwaderkommandanten, bei der Insel parken. Am Aufbau befand sich eine schmale Zone, die »Bombenfarm« hieß und zur Lagerung und Vorbereitung von Bordwaffen benutzt wurde. Gerade als er die Greyhound besteigen wollte, sah er, wie eine blaue Übungsbombe auf einem niedrigen Wagen zu der A-6E gerollt wurde. An der Bombe waren Laser-Lenkeinrichtungen befestigt. Aha, wieder mal eine sogenannte Abwurfübung, dachte Robby und mußte lächeln. Zehn Minuten später war seine Maschine gestartet und hatte Kurs auf Panama genommen.
Ryan flog mit einer DC-9 der American Airlines über Westvirginia. Nach dem VIP-Service der Air Force stellte die Economy-Klasse einen ziemlichen Abstieg dar, aber für diesen Anlaß war die Vorzugsbehandlung nicht gerechtfertigt. Begleitet wurde er von einem Leibwächter; daran begann er sich langsam zu gewöhnen. Der Mann war ein Agent, der im Dienst gestürzt war und sich schwer an der Hüfte verletzt hatte. Er hieß Roger Harris, war rund dreißig Jahre alt und würde nach der Genesung wohl wieder ins Feld gehen.
    »Na, was haben Sie denn gemacht, ehe Sie zu unserem Verein kamen?« fragte Jack. »Nun, Sir, ich…«
»Sagen Sie ruhig Jack. Mit dem Titel wird kein Heiligenschein ausgegeben.«
»Ob Sie’s glauben oder nicht, ich war bei der Polizei und ging in Newark Streife. Irgendwann bekam ich Lust auf einen sichereren Job und bewarb mich hier. Und sehen Sie nur, was mir passiert ist«, fügte er lachend hinzu.
Die Maschine war nur zur Hälfte besetzt. Ryan schaute in die Runde und stellte fest, daß niemand in ihrer Nähe saß. Und Lauschgeräte hatten unweigerlich Probleme mit dem Turbinengeräusch. »Wo ist das

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