06 - Der Schattenkrieg
»Söldner« zur Strecke bringen. Felix vermutete, daß er es mit Elitetruppen zu tun hatte, vielleicht sogar mit amerikanischen Green Berets, vor denen er einigen Respekt hatte. Seine Truppe würde also Verluste erleiden. Er fragte sich, wie viele er wohl töten mußte, um das Gleichgewicht der Kräfte im Kartell zu seinen Gunsten zu verschieben.
Es hatte natürlich keinen Sinn, dies den versammelten Leuten mitzuteilen, diesen barschen, brutalen Männern, die mit ihren Waffen fuchtelten wie Helden in schlechten Filmen, die sie so gern sahen. Sie, die allmächtigen, unbesiegbaren Krieger des Kartells, die es gewohnt waren, daß die Menschen vor ihnen krochen, stolzierten nun mit ihren AK-47 durch die Dorfstraßen. Lächerlicher, aufgeblasener Abschaum, dachte Cortez.
Es wurde eine Befehlskette eingerichtet und fünf Gruppen zu je fünfzig Mann aufgestellt, die verschiedene Einsatzgebiete zugewiesen bekamen. Die Kommunikation erfolgte über Funk, koordiniert von Cortez in einem sicheren Haus außerhalb des Dorfes. Die einzige Komplikation stellte eine potentielle Einmischung der kolumbianischen Armee dar. Um dieses Problem kümmerte sich Escobedo; die Rebellengruppen M19 und FARC würden anderswo zuschlagen und die Armee beschäftigen.
Die »Soldaten«, wie sie sich sofort nannten, wurden auf Lkw in die Berge transportiert. Buena suerte, wünschte Cortez ihren Anführern viel Glück. Das meinte er natürlich nicht ernst, denn das Glück war längst kein Faktor mehr in dieser Operation des ehemaligen DGI-Obersten. In einem ordentlich geplanten Unternehmen hatte das Glück nichts zu suchen.
Ein ruhiger Tag in den Bergen. Glockengeläut hallte durchs Tal. Ist heute Sonntag? fragte sich Chavez. Welcher Tag es auch sein mochte, auf der Straße herrschte weniger Verkehr als sonst. Abgesehen von Rochas Tod, sah es eigentlich ganz gut aus. Sie hatten nicht viel Munition verschossen, und in wenigen Tagen sollte ein Hubschrauber Nachschub abwerfen. Man konnte nie zuviel Munition haben, das hatte Chavez gelernt. Glücklichsein, das ist ein voller Patronengürtel, eine volle Feldflasche und ein warmes Essen.
Die Topographie des unter ihnen liegenden Tales sorgte für günstige akustische Verhältnisse. Schall drang kaum gedämpft die Hänge hinauf, und die dünne Luft schien jedem Geräusch die Klarheit eines Glockenklanges zu verleihen.
Chavez hörte die Laster schon von weitem. Er hob das Fernglas und richtete es auf eine mehrere Meilen entfernte Kurve. Drei Laster, auf deren Ladeflächen Männer standen, die Gewehre zu tragen schienen. Die Fahrzeuge hielten an, die Männer sprangen ab. Chavez stieß seinen schlafenden Kameraden an.
»Oso, geh sofort den Captain holen!« Eine knappe Minute später erschien Ramirez mit seinem Feldstecher. »Kopf runter, Sir!« befahl Chavez.
»Schon gut, Ding.«
»Können Sie sie sehen?«
»Ja.« Die Männer liefen bis jetzt nur durcheinander, aber die Gewehre auf dem Rücken waren nicht zu übersehen. Dann teilten sie sich in vier Gruppen auf und verschwanden im Wald. »Die brauchen gut drei Stunden bis hierher, Chavez«, schätzte Ramirez.
»Bis dahin sind wir sechs Meilen weiter nördlich. Machen Sie sich bereit zum Abmarsch.« Ramirez baute sein Satelliten-Funkgerät auf.
»VARIABEL, hier MESSER, Over.«
»MESSER, hier VARIABEL. Wir empfangen Sie laut und deutlich. Over.«
»MESSER meldet Bewaffnete, die fünf Meilen ostsüdöstlich von uns in den Wald eindringen. Etwa Kompaniestärke; marschieren auf uns zu.«
»Soldaten?«
»Negativ, ich wiederhole, negativ. Waffen sichtbar, aber keine Uniformen. Wir machen uns bereit zum Abmarsch.«
»Roger, MESSER. Brechen Sie sofort auf und melden Sie sich wieder, wenn Sie können. Wir versuchen herauszufinden, was sich tut.«
»Roger. MESSER out.«
»Was hat denn das zu bedeuten?« fragte einer der CIA-Offiziere. »Keine Ahnung. Ich wollte, Clark wäre hier«, erwiderte der andere. »Fragen wir mal in Langley nach.«
Ryan war zu Hause und genoß das. Es war ihm gelungen, am Freitagabend ein paar Minuten vor seiner Frau zurück zu sein, und war am Samstag länger im Bett geblieben, um die Nachwirkungen der Zeitverschiebung abzuschütteln. Den Rest des Tages über hatte er mit seinen Kindern gespielt und war dann mit ihnen zur Abendmesse gegangen, um sich wieder früh ins Bett zu legen. Nun saß er auf seinem Rasentraktor. Ryan mochte zwar einer der höchsten CIA-Leute sein, aber seinen Rasen mähte er trotzdem selbst. Andere säten und düngten, aber
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