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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Cortez klein beigeben, vielleicht sogar schon vor Prozeßbeginn. Immerhin war der Mann nicht auf den Kopf gefallen und wußte, wann und wie man mit sich handeln läßt. Immerhin hatte er bereits sein eigenes Land verraten. Verrat am Kartell war im Vergleich dazu eine Kleinigkeit.
Clark nickte. »Lassen Sie mich ein paar Stunden darüber nachdenken.«
    Ryan bog von der 10th Street Northwest in die Durchfahrt ein. Dort waren Wächter in Uniform und Zivil postiert. Ein Mann mit einem Blockhalter trat auf den Wagen zu.
»Jack Ryan. Ich möchte zu Dan Murray.«
»Darf ich den Ausweis sehen?« Jack holte seine CIA-Karte hervor. Der Posten war zufrieden und gab einem Kollegen einen Wink. Die Stahlbarriere, die verhindern sollte, daß jemand Autobomben unter die FBI-Zentrale fuhr, verschwand im Boden. Jack parkte und ging in die Empfangshalle, wo er von einem jungen FBI-Agenten eine Magnetkarte zum Öffnen der elektronischen Sperren bekam. Wenn jemand den richtigen Computervirus erfindet, dachte Jack, kommt die Hälfte aller Regierungsbeamten nicht zur Arbeit. Und dann ist das Land vielleicht sicher, bis das Problem gelöst ist.
Das Hoover Building hat einen sehr ungewöhnlichen Grundriß und ist für den Uneingeweihten noch verwirrender als das Pentagon. Als sie das richtige Büro gefunden hatten, war Jack völlig orientierungslos. Dan erwartete ihn schon und führte ihn in sein Allerheiligstes. Jack machte die Tür hinter sich zu.
»Nun, was gibt’s?« fragte Murray. »Ich brauche Ihren Rat.«
»Worum geht es?«
»Um eine vermutlich illegale Operation… eine ganze Reihe sogar.«
»Wie illegal?«
»Es geht um Mord«, erklärte Jack so nüchtern wie möglich. »Ah, die Autobomben in Kolumbien?« fragte Murray. »Gut geraten, Dan. Es waren aber keine Autobomben.« Murray legte eine Gedankenpause ein, ehe er antwortete. Was geschah, war immerhin die Vergeltung für den Mord an Emil und seinem Gefolge. »Was immer da geknallt haben mag, Jack, die Rechtslage ist hier etwas verworren. Das Töten von Menschen im Zusammenhang mit Geheimdienstoperationen ist zwar verboten, aber der Präsident kann dieses Verbot von Fall zu Fall außer Kraft setzen.« »Ja, ich weiß. Ich habe aber Anweisung bekommen, dem Kongreß falsche Informationen zu geben, und das macht die Sache illegal. Hätte man den Überwachungsausschuß zugezogen, wäre das kein Mord, sondern angemessen formulierte Regierungspolitik. Soweit ich das Ganze verstehe, hätten wir die verdeckte Operation sogar erst starten und dann den Kongreß verständigen können. Doch wenn der DCI mich anweist, dem Kongreß falsche Informationen zu geben, begehen wir Mord, weil wir uns nicht ans Gesetz halten. So, Dan, und das wären die guten Nachrichten.«
»Nur weiter.«
»Die schlechte Nachricht ist, daß viel zu viele Leute Bescheid wissen, und wenn diese Story bekannt wird, geraten die Leute, die wir draußen haben, in große Gefahr. Die politische Dimension will ich einmal unberücksichtigt lassen und nur sagen, daß es mehr als eine gibt. Dan, ich weiß nicht, was ich tun soll.« Ryans Analyse war wie üblich sehr exakt. Er hatte nur einen Fehler gemacht. Er wußte nicht, wie katastrophal die schlechte Nachricht wirklich war.
Murray lächelte nicht, weil ihm danach zumute war, sondern weil er seinem Freund Mut machen wollte. »Wie kommen Sie darauf, daß ich Ihnen weiterhelfen kann?«
Ryans Spannung legte sich ein wenig. »Nun, ich könnte ja auch zur Beichte gehen, aber Priester sind nicht für die Sicherheitsstufe SI zugelassen.«
»Von wo aus wird die Operation gesteuert?«
»Die Befehle kommen nicht aus Langley, sondern aus einem Haus sechs Straßen weiter.« »Ich kann also noch nicht einmal den Justizminister einschalten.«
»So ist es, denn der könnte bei seinem Boß plaudern.«
»Also bekomme ich Ärger mit meiner Bürokratie«, merkte Murray lässig an.
»Ist der Regierungsdienst eigentlich die ganzen Umstände wert?« fragte Jack, dessen Depression zurückkehrte, freudlos. »Na, vielleicht gehen wir dann gemeinsam in Pension. Wem können Sie trauen?«
Die Antwort fiel Murray nicht schwer. »Bill Shaw.« Er erhob sich. »Besuchen wir ihn mal.«
    »Loop« oder Schleife ist einer jener Computerbegriffe, die in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen sind. Er bezeichnet einen Handlungs- oder Entscheidungszyklus, der unabhängig von seiner Umgebung existiert. Jede Regierung hat eine praktisch unbegrenzte Zahl solcher Schleifen, jede definiert durch besondere Regeln, die

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