06 - Der Schattenkrieg
in Panama starten und sich mit uns treffen, damit wir genug Sprit für die Landung haben. So können wir fast den ganzen Weg mit Überschallgeschwindigkeit zurücklegen. Sie sagten doch, Sie hätten es eilig?« »Stimmt.« Bright bemühte sich, seinen Helm zu richten, der nicht besonders bequem saß. Außerdem war es heiß im Cockpit, denn die Klimaanlage wirkte noch nicht. »Und wenn der zweite Tanker nicht kommt?«
»Der Eagle gleitet gut«, versicherte der Major. »Zu weit müssen wir dann nicht schwimmen.« Bright hörte einen Funkspruch in seinem Kopfhörer. Der Major antwortete und sprach dann seinen Passagier an. »Aufgepaßt, gleich geht’s los.« Das Kampfflugzeug rollte ans Ende der Startbahn und hielt dort kurz an, während der Pilot die Triebwerke auf Volleistung brachte und dann die Bremsen löste. Zehn Sekunden später fragte sich Bright, ob ein Katapultabschuß von einem Flugzeugträger spektakulärer sein konnte als dies. Die F-15E hielt einen Steigwinkel von vierzig Grad und beschleunigte unablässig weiter. Hundert Meilen vor der Küste von Florida wurden sie in der Luft betankt Bright war viel zu fasziniert, um Angst zu empfinden, obwohl es zu starken Turbulenzen kam, und nachdem sich der Eagle vom Tanker getrennt hatte, stieg er auf vierzigtausend Fuß, wo der Pilot die Nachbrenner einschaltete. Der Rücksitz war eigentlich für den Kampfbegleiter gedacht, der Bomben und Raketen ins Ziel steuerte, aber auch mit einigen Instrumenten ausgestattet. Einem entnahm der Agent, daß ihre Geschwindigkeit nun 1700 km/h betrug.
»Wozu die Eile?« fragte der Pilot. »Ich muß vor jemandem in Panama sein.«
»Mit welchem Flugzeugtyp ist er unterwegs?«
»Mit einem Business-Jet, einer G-3, glaube ich. Startete vor fünfundachtzig Minuten von Andrews.« Der Pilot lachte. »Ist das alles? Bis der landet, sind Sie schon in Ihrem Hotelzimmer. Wir liegen jetzt schon vor ihm und kommen auch neunzig Minuten vor ihm an. Gefällt Ihnen der Flug?« »Wo ist der Getränkewagen?«
»An Ihrem rechten Knie sollte eine Flasche stehen. Angenehmer Tropfen, schöne Blume.« Bright trank aus Neugier einen Schluck. »Ein Iso-Getränk, damit Sie wach bleiben«, erklärte der Pilot Sekunden später. »Sie sind vom FBI, nicht wahr?«
»Stimmt.«
»Was läuft hier?«
»Darf ich nicht sagen. Was bedeutete das?« In seinem Kopfhörer piepte es.
»SAM-Radar«, erklärte der Major.
»Wie bitte?«
»Dort drüben liegt Kuba, und dort steht eine Luftabwehrraketen-Batterie. Die hat aus unerfindlichen Gründen etwas gegen amerikanische Militärmaschinen. Aber keine Angst, wir sind außer Reichweite. Kommt dauernd vor. Wir benutzen das Signal zum Kalibrieren unserer Systeme. Gehört alles zum Spiel.«
Murray und Shaw lasen in dem Material, das Ryan mitgebracht hatte. Nun mußten sie feststellen, was angeblich vorging, was in Wirklichkeit vorging, ob es überhaupt legal war und wie sie angemessen reagieren konnten. Was Ryan da auf Murrays Schreibtisch abgeladen hatte, ließ sich mit einem Korb voller Giftschlangen vergleichen.
»Ahnen Sie, was daraus werden kann?« Shaw drehte sich an seinem Schreibtisch um. »Noch einen Skandal wie Irangate kann das Land nicht vertragen.« Jedenfalls keinen, an dem ich beteiligt bin, dachte er zudem.
»Wir haben schon einen Skandal, ob es uns nun paßt oder nicht«, meinte Murray. »Mit den Motiven der Aktion könnte ich ja noch einverstanden sein, aber Jacks Aussage nach haben wir es hier mit einer formellen Verletzung der Überwachungsgesetze und einem Verstoß gegen eine Durchführungsverordnung des Präsidenten zu tun.«
»Es sei denn, es existierte ein geheimer Zusatzbefehl, von dem wir nichts wissen. Und wenn der Justizminister informiert ist?«
»Und wenn er Teil der Verschwörung ist? Am Tag des Attentats auf Emil flog der Justizminister mit allen anderen nach Camp David.«
»Ich hätte zu gerne gewußt, was unser Freund in Panama will.«
»Vielleicht finden wir das heraus. Er reist allein, ohne Eskorte. Wen lassen Sie in Andrews ermitteln?«
»Pat O’Day«, antwortete Murray. »Er soll auch die Verbindung zum Secret Service übernehmen, mit dem er schon oft zusammengearbeitet hat. Aber das hat noch Zeit. So weit sind wir längst noch nicht.«
»Einverstanden. Achtzehn Leute arbeiten an ODYSSEE. Das reicht nicht.«
»Für den Augenblick müssen wir den Kreis klein halten, Bill. Der nächste Schritt wäre, jemanden im Justizministerium einzuweihen, damit wir gedeckt sind. Wer käme da in
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