06 - Der Schattenkrieg
Frage?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Shaw verzweifelt. »Wie führt man Ermittlungen, bei denen der Justizminister außen vor bleibt?«
»Gut, dann lassen wir uns Zeit. Am wichtigsten ist nun, daß wir herausfinden, wie der ursprüngliche Plan lautete. Dann können wir weiterforschen.« Eine logische Bemerkung von Murray, aber eine falsche. Es sollte ein Tag der Irrtümer werden.
Die F-15E landete pünktlich auf dem Militärflughafen Howard Field, achtzig Minuten vor der planmäßigen Ankunft der Maschine aus Andrews. Bright bedankte sich bei dem Piloten, der auftankte und sofort wieder startete, um in gemächlicherem Tempo nach Eglin zurückzukehren. Der Nachrichtendienstoffizier des Stützpunkts und ein in Panama stationierter Agent empfingen Bright, wurden von ihm informiert und zum Stillschweigen vergattert. Anschließend besorgte sich Bright im PX unauffällige Kleidung. Der Nachrichtendienstoffizier hatte ihm elften Wagen mit panamaischen Kennzeichen besorgt, der vor dem Tor des Militärgeländes parkte. Auf dem Stützpunkt selbst benutzten sie einen blauen Viertürer der Air Force. Als die VC-2oA landete, holte Bright seine Nikon hervor und setzte ein 1000 mm-Teleobjektiv ein. Die Maschine kam vor einem Hangar zum Stehen, die Tür öffnete sich. Bright setzte die Kamera an und machte über mehrere hundert Meter hinweg Nahaufnahmen des einzigen Passagiers, der aus der Maschine kam und in einen wartenden Wagen stieg.
»Donnerwetter, das ist er tatsächlich.« Bright spulte den Film zurück, nahm ihn aus der Kamera und reichte ihn dem anderen FBI-Agenten. Dann legte er eine neue Spule ein.
Der Wagen, dem sie nun folgten, war ein Zwilling ihres blauen Air-Force-Fahrzeugs. Er rollte sofort vom Gelände des Stützpunkts. Bright und die anderen hatten kaum Zeit, die Autos zu tauschen, aber ihr Fahrer, ein Colonel der Air Force, schien Rennambitionen zu haben und ging hundert Meter hinter dem zu überwachenden Fahrzeug in Position.
»Warum keine Leibwächter?« fragte er. »Wie ich höre, legt er darauf im allgemeinen keinen Wert«, erwiderte Bright. »Sonderbar, nicht wahr?«
»Allerdings, wenn man bedenkt, wer er ist, was er weiß und wo er sich im Augenblick befindet.« Die Fahrt in die Stadt verlief ohne besondere Vorkommnisse. Cutter wurde bei einem Luxushotel am Stadtrand von Panama City abgesetzt. Bright sprang aus dem Fahrzeug und sah zu, wie der Mann sich anmeldete, als sei er ein ganz normaler Geschäftsreisender. Der andere Agent stieß wenige Minuten später zu ihm. Der Colonel wartete im Wagen.
»Was nun?«
»Kennen Sie bei der örtlichen Polizei jemanden, dem Sie vertrauen können?« fragte Bright. »Nein. Es gibt zwar ein paar anständige Männer, aber vertrauen kann man hier unten niemandem.« »Nun, dann muß das halt auf die altmodische Art geregelt werden«, meinte Bright. »Gut.« Der FBI-Agent griff nach seiner Brieftasche und ging an den Empfang. Zwei Minuten später kam er wieder zurück. »So, das FBI schuldet mir zwanzig Dollar. Er hat sich als Robert Fisher eingeschrieben. Hier ist auch die American-Express-Nummer.« Er reichte ihm ein zerknittertes Stück Kohlepapier, das auch eine hingekritzelte Unterschrift trug.
»Lassen Sie das von der Zentrale in Washington überprüfen. Wir müssen sein Zimmer im Auge behalten. Wir brauchen… verdammt, wieviel Personal steht uns zur Verfügung?« Bright winkte ihn nach draußen.
»Nicht genug.« Brights Gesicht verzog sich zu einer häßlichen Grimasse. Das war keine einfache Entscheidung. ODYSSEE war streng geheim, hatte Murray ihm eingeschärft, aber irgendwie gab es immer ein Aber in diesem Fall war Verstärkung unbedingt erforderlich. Und die mußte er als höchster Mann vor Ort anfordern. Solche Dinge konnten Karrieren fördern oder ruinieren, das wußte er. Es war mörderisch heiß und schwül, aber Bright schwitzte nicht nur aus diesem Grund. »Gut, richten Sie aus, wir brauchten für die Überwachung sechs gute Leute.«
»Sind Sie auch sicher…«
»Im Augenblick ist für mich überhaupt nichts sicher! Der Mann, den wir beschatten sollen… falls wir ihn verdächtigen… Himmel noch mal!« Bright schwieg. Nun gab es nicht mehr viel zu sagen. »Wird gemacht.«
»Ich warte hier draußen. Der Colonel soll die Sache organisieren.« Wie sich herausstellte, war die Hast überflüssig gewesen. Cutter, das Subjekt, erschien drei Stunden später geduscht und in einem leichten Leinenanzug in der Hotelhalle. Draußen warteten vier Autos auf ihn, aber
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