06 - Der Schattenkrieg
ausgelösten Kopf schmerzen, die an einen milden Kater erinnerten. »Sollen die mit diesem Scheißland doch machen, was sie wollen«, knurrte er Julio zu. »Find ich auch, ’mano«, erwiderte Vega lachend. Sergeant Chavez setzte sich mühsam auf und schüttelte sich. Dann fuhr er sich übers Gesicht. Er hatte einen starken Bartwuchs, beschloß aber, sich heute nicht zu rasieren. Normalerweise wurde bei der Army sehr auf Hygiene geachtet, und die leichte Infanterie sollte als Elitetruppe besonders »hübsch« aussehen. Jetzt stank er schon wie ein Basketballteam nach zwei Verlängerungen, konnte sich aber trotzdem nicht waschen oder seine Uniform reinigen. Gesäubert wurde nur die Waffe. Nachdem er sicher war, daß Julio sein MG bereits gewartet hatte, zerlegte Chavez seine MP-5 in sechs Teile, die er inspizierte. Die mattschwarze Oberfläche war rostresistent, aber er wischte trotzdem alles mit Öl ab, fuhr mit der Zahnbürste über alle beweglichen Teile, prüfte alle Federn und sah nach, daß in den Magazinen kein Schmutz oder Sand war. Zufrieden baute er die Waffe wieder zusammen und betätigte leise den Mechanismus, um sicherzustellen, daß alles glatt funktionierte. Schließlich steckte er ein Magazin auf und legte den Sicherungshebel um. Anschließend überprüfte er seine Messer und die Wurfsterne. »Der Captain rastet aus, wenn er die sieht«, merkte Vega leise an. »Die bringen Glück«, erwiderte Chavez und steckte sie zurück in die Tasche. »Außerdem weiß man nie…« Dann kümmerte er sich um den Rest seiner Ausrüstung. Alles war so, wie es sein sollte. Er war bereit. Nun holte er die Karten heraus.
»Wo geht’s hin?«
»RENO.« Chavez legte den Zeigefinger auf das Meßtischblatt. »Sind knapp fünf Kilometer.« Er sah sich die Karte genau an und prägte sich eine Reihe von Details ein. Eingetragen war auf der Karte natürlich nichts, denn wenn sie verlorenging oder erbeutet wurde, konnte sie nichts verraten. »Hier.« Captain Ramirez gesellte sich zu den beiden und reichte ihnen ein Satellitenfoto. »Diese Karten müssen neu sein, Sir.«
»Stimmt. Sie wurden von der kartographischen Anstalt im Verteidigungsministerium mit Hilfe neuer Satellitenfotos erstellt. Rechnen Sie mit Problemen?«
»Nein, Sir.« Chavez schaute lächelnd auf. »Das Gelände ist flach und mit lichtem Wald bestanden sollte uns leichter fallen als letzte Nacht, Captain.«
»Der erste Rastplatz ist hier Checkpoint BOLZEN.«
»Klar.« Ramirez hob den Kopf und musterte das Gelände. »Erinnern Sie sich an die Einsatzbesprechung. Die Sicherheitsvorkehrungen dieser Kerle können sehr ausgefuchst sein. Achten Sie besonders auf Fallen. Wenn Sie etwas entdecken, sagen Sie mir sofort Bescheid wenn Sie sich dabei nicht gefährden. Im Zweifelsfall vergessen Sie nicht, daß die Mission geheim sein soll.« »Ich bringe uns schon hin.«
»Tut mir leid, Ding«, entschuldigte sich Ramirez, »ich muß mich anhören wie eine nervöse Jungfer.« »Die hätte aber schönere Beine als Sie, Sir«, gab Chavez grinsend zurück.
»Können Sie das MG noch eine Nacht lang tragen, Oso?« fragte der Captain dann Vega. »Ich hab schon schwerere Zahnstocher geschleppt, Jefe.« Ramirez lachte und begab sich weiter zum nächsten Paar. »Ich hab schon schlimmere Captains als den da erlebt«, bemerkte Vega, als Ramirez fort war.
»Der nimmt seine Arbeit ernst«, gestand Chavez zu. Dann tauchte Sergeant Olivero auf. »Wie sieht’s mit eurem Wasser aus?« fragte der Sanitäter. »Je ein Liter zuviel«, antwortete Vega. »Dann trinkt ihr euren Liter jetzt auf der Stelle.«
»Ehrlich, Sani…«, protestierte Chavez. »Mach mir keinen Quatsch. Wenn jemand einen Hitzschlag kriegt, bin ich dran. Wer nicht pissen muß, hat nicht genug getrunken. Bildet euch einfach ein, es wär ein Bier«, riet Olivero, als die beiden nach ihren Feldflaschen griffen.
Olivero hatte natürlich recht. Chavez leerte die Feldflasche mit drei tiefen Zügen. Vega folgte dem Sanitäter zum nahen Bach, um dort die Wasserbehälter wieder aufzufüllen. Wenige Minuten später kam er wieder zurück. Oso überraschte seinen Freund mit zwei weiteren Beuteln Iso-Konzentrat. Der Sanitäter hatte, wie er erklärte, seinen eigenen Vorrat dabei. Unangenehm war nur, daß die Wassertabletten nicht besonders zum Geschmack des Fitneß-Drinks passen wollten. Bei Sonnenuntergang versammelte Captain Ramirez seine Männer. Alle waren schmutzig und stoppelbärtig, was den Gebrauch von Tarnschminke überflüssig
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