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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Ramirez und Chavez bildeten nun eine Zwei-Mann-Formation: Weit genug voneinander entfernt, um nicht von einem Feuerstoß erwischt zu werden, eng genug beisammen, um sich gegenseitig Feuerschutz geben zu können. Captain Ramirez war ein erfahrener Offizier, der gerade achtzehn Monate lang eine Kompanie der leichten Infanterie kommandiert hatte, aber selbst er hatte für Chavez’ Geschick im Wald nur Bewunderung. Sie waren nun ganz auf sich gestellt, wie er vor ein paar Minuten verkündet hatte, und in der Einheit war er derjenige, der sich die größten Sorgen machen mußte. Er hatte den Befehl, was bedeutete, daß er allein für den Erfolg der Mission verantwortlich war. Außerdem trug er die Verantwortung für das Leben seiner Männer. Mit zehn Mann war er in ein fremdes Land eingedrungen; zehn sollte er wieder heimbringen. Als einziger Offizier sollte er auch auf jedem Spezialgebiet so gut sein wie jeder seiner Männer wenn nicht noch besser. Diese Erwartung war zwar nicht realistisch, aber allgemein gültig. Auch Ramirez hegte sie, obwohl er alt genug war, um es besser zu wissen. Doch als er durch sein Nachtsichtgerät Chavez beobachtete, der sich zehn Meter vor ihm wie ein Gespenst und leise wie ein Windhauch bewegte, mußte er sich eines Gefühls der Unzulänglichkeit erwehren, das kurz darauf der Begeisterung wich. Das hier gefiel ihm besser als der Befehl über eine Kompanie. Zehn Spezialisten, Elitesoldaten, die jeder zu den Besten der Army gehörten, und sie unterstanden ihm… Ramirez erkannte vage, daß er das bei Gefechtsoperationen häufige Auf und Ab mitmachte, eine Art Achterbahn der Emotionen. Der intelligente junge Mann lernte nun, daß es eine Sache ist, über so etwas zu reden, zu lesen oder nachzudenken, aber eine andere, sie zu erleben. Intensives Üben konnte den Streß einer Gefechtsoperation mildern, aber nie ganz ausschalten. Die Klarheit, mit der er das alles sah, verblüffte den jungen Captain, und mit dieser Erkenntnis kam ein Hochgefühl; die Fahrt auf der Achterbahn ging weiter. Sein Intellekt überwachte und schätzte seine Leistung ab, stellte dabei fest, daß wie beim Kampfsport jedes Mitglied der Mannschaft erst den Schock des körperlichen Kontakts erfahren muß, ehe ein gutes Zusammenspiel möglich ist. Ihr Problem war lediglich, daß sie Kontakte dieser Art zu vermeiden hatten.
Chavez hob die Hand, wie Ramirez sah, und dann duckte sich der Späher hinter einen Baum. Der Captain umrundete ein Gebüsch und sah dann, warum der Sergeant angehalten hatte. Vor ihnen lag der Landestreifen. Besser noch: Rund zweihundert Meter von ihnen entfernt stand ein Flugzeug, dessen Motore in den Nachtsichtgeräten leuchteten, also warm waren.
Ramirez und Chavez schwärmten in sicherer Distanz zum Waldrand nach links und rechts aus, um nach Wachposten zu suchen, fanden aber keine. Ziel RENO war angenehmerweise so, wie es bei ihrer Einsatzbesprechung dargestellt worden war. Zuerst aber überzeugten sie sich gründlich von dieser Tatsache, und dann ging Ramirez zurück zum Sammelpunkt und ließ Chavez als Beobachter zurück. Zwanzig Minuten später hatte der Zug seine Position auf einem kleinen Hügel nordwestlich des Landestreifens eingenommen; seine Front war 200 Meter breit. Alle konnten den Landestreifen überschauen. Chavez bildete mit Vega den rechten Flügel, Guerra mit dem anderen MG-Schützen den linken, und Ramirez blieb mit seinem Funker, Sergeant Ingeles, in der Mitte.

12
SHOWBOAT: Der Vorhang hebt sich
    »VARIABEL, hier MESSER. Funkspruch folgt. Over.«
Das Signal über den Satellitenkanal klang so sauber wie eine UKW-Radiosendung. Der Fernmeldetechniker drückte seine Zigarette aus und schaltete den Kopfhörer ein.
»MESSER, hier VARIABEL, wir empfangen Sie klar und deutlich. Over.« Hinter ihm drehte Clark sich um und schaute auf die Karte.
»Wir sind an Ziel RENO, und raten Sie mal: Da steht eine zweimotorige Maschine und wird mit Pappkartons beladen. Over.«
»Können Sie die Nummer am Seitenruder lesen? Over.«
»Negativ, falscher Blickwinkel. Maschine wird uns aber beim Start passieren. Sicherheitsmaßnahmen sind nicht auszumachen.«
»Mist«, kommentierte ein Mann der CIA-Operationsabteilung und griff nach einem Hörer. »Hier VARIABEL. RENO meldet Vogel im Nest, Zeit null-drei-eins-sechs Zulu. Roger, werde Meldung machen. Out.« Er wandte sich an seinen Kollegen. »Kräfte in den Staaten bei plus eine Stunde.« Haut genau hin, dachte der andere.
    Ramirez und Chavez beobachteten

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