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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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sie gesagt, wie sie heißt?«
    »Josephine, Monsieur Paul.«
    »Josephine? Ein großes, schlankes Mädchen? Schuhe mit hohen Absätzen und ein sehr anmaßendes Auftreten?«
    »Ich weiß nicht so recht, aber sie wirkte sehr stolz, Monsieur Paul. Sie hat gesagt, Sie hätten es heute morgen verloren. Ihr Notizbuch.«
    »Ist dir auf der Straße auch niemand gefolgt?«
    »Aber nein, Monsieur Paul. Ich habe gut aufgepaßt.«
    »Gut. Da hast du was für's Kino.«
    Lennet stürzte rasch die wenigen Stufen hinunter, die ihn vom fünften Stockwerk trennten und trat, mit dem Rücken zur Treppe, an eine der Türen. Er tat so, als suchte er seinen Schlüssel. Der Junge streifte nah an ihm vorbei, ohne ihn auch nur im geringsten zu beachten. Lennet wartete, bis er das Haus verlassen hatte, stieg dann zum sechsten Stock hinauf, und diesmal machte er sich sogar den Spaß, recht laut aufzutreten. Er ahmte sogar den schweren Schritt des Jungen nach.
    Vor Monsieur Pauls Tür, der auch noch andere Namen trug: Arthur oder Rotgesicht oder Kommissar Pouffiaud, blieb er stehen. Bedächtig klingelte er: dreimal kurz, zweimal lang, zweimal kurz und einmal lang.

Die Spur führt zu Paul
    »Wer ist da?«
    Lennet dankte dem Himmel für seine Begabung, andere Stimmen nachzuahmen. Schließlich hatte er diesen Trick wiederholt - und nicht erfolglos angewendet.
    »Ich bin es noch einmal, Monsieur Paul. Ich habe etwas wichtiges vergessen!«
    »Du, Patrice?«
    »Ja, Monsieur Paul.«
    »Was willst du?«
    »Mit dem Notizbuch kam auch noch ein Brief. Ich habe vergessen, ihn abzugeben.«
    Riegel, Schlösser. Aber nicht das Geräusch der Kette: Die Kette blieb also eingehakt. Die Tür öffnete sich einen Spalt weit.
    Im gleichen Augenblick setzte Lennet seinen Fuß in die Öffnung und bohrte den Lauf seiner Pistole in den dicken Bauch von Monsieur Paul.
    »Arthur!« rief der Geheimagent. »Haken Sie sofort die Kette aus und versuchen Sie nicht, mir eins überzubraten. Ich bin allein und habe es eilig. Wenn ich also nur den geringsten Zweifel an Ihren Absichten habe, knallt es!«
    Tiefe Bestürzung zeichnete sich auf dem Gesicht Pouffiauds, des falschen Kommissars, ab.
    »Was... was... wer sind Sie?« stammelte er.
    »Ich zähle bis drei", erwiderte Lennet. »Eins... zwei...«
    Die Kette fiel herab. Das Rotgesicht wich einen Schritt zurück, und Lennet trat ein.
    »Achtung!« rief er. »Und jetzt: rechts um! Strecken Sie die Hände in Schulterhöhe aus. Drücken Sie sie an die Wand.
    Treten Sie mit den Füßen etwas zurück. Noch mehr... Stellen Sie sich auf die Zehenspitzen. Ausgezeichnet!«
    Mit dem Absatz hatte Lennet die Tür wieder ins Schloß geworfen. Schnell durchsuchte er seinen Gefangenen und nahm ihm eine kleine Pistole, MAE 50, eine Brieftasche und ein Schlüsselbund ab.

    Mit einem Trick überrumpelte Lennet den falschen Kommissar
    »Sind Sie allein in der Wohnung?«
    »Ja", murmelte das Rotgesicht.
    »Um so besser. Ich lege großen Wert auf kleine, vertrauliche Unterhaltungen. Sie dürfen sich, wenn sie wollen, wieder umdrehen.«
    Mit sichtlicher Erleichterung nahm Monsieur Paul wieder eine etwas normalere Haltung an.
    »Sie sind viel zu jung, um ein solches Handwerk auszuüben", bemerkte er kaltblütig. »Als Einbrecher fängt man an, als Mörder endet man.«
    »Als Spion fängt man an, am Galgen endet man", entgegnete Lennet. »Mit einem Kerl wie Ihnen verplempere ich gar nicht erst meine Zeit. Für wen arbeiten Sie? Los! Raus damit!«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen...«
    »Gib dir nur keine Mühe, mein Dicker", sagte Lennet, der nun seine Geduld zu verlieren begann. »Seit drei Wochen wirst du beobachtet. Man hat dich in aller Ruhe in die Falle gehen lassen.
    Jetzt bleibt dir nur noch die eine Möglichkeit, dich aus ihr wieder zu befreien: Pack ein bißchen aus.«
    »Ich werde Ihnen alles sagen, was ich weiß, aber ich...«
    »Gut. Ich werde dir ein wenig nachhelfen. Die Masche mit Arthur, die mit Josephine, die mit dem Kommissar Pouffiaud, das alles ist uns bekannt. Aber wo ist das Dokument von heute morgen?«
    »Tja... Wahrscheinlich haben sie es sich schon geholt.«
    »Wer ist das - sie?«
    »Die Leute, für die ich arbeite.«
    »Wer sind die?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Daß ich nicht lache!«
    »Ich schwöre es Ihnen. Ich habe mich schon immer mit solchen Sachen abgegeben. Eines Tages hat mich ein Mann aufgesucht, den ich noch niemals gesehen hatte. Er hat mich gefragt, ob ich bereit sei, die Rolle des Kommissars Pouffiaud zu

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