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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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beeindruckt. Lennet konnte sein rötlich angelaufenes und mit Pickeln besetztes Gesicht gut erkennen. Er betrat die Zelle, zögerte einen Augenblick, hob den Hörer ab und wählte eine Nummer mit fünf Zahlen.
    Lennet aß hastig sein Brot, denn er hatte keine Lust, sich mit leerem Magen in dieses Abenteuer zu stürzen. Der Dicke ließ ihm noch etwas Zeit.
    Der Mann hängte wieder ein, schlug das Telefonbuch auf, blätterte darin herum und klappte es wieder zu. Zweifellos versuchte er lediglich, den Eindruck eines vielbeschäftigten Mannes zu machen.
    Lennet schluckte seinen letzten Bissen hinunter, warf einen Geldschein auf den Tisch und stand auf.
    Würde der Mann jetzt die Zelle verlassen? Nein, er beugte sich nieder, zog einen Kugelschreiber aus seiner Tasche, schien etwas zu kritzeln und steckte den Kugelschreiber wieder ein.
    Dann erst trat er hinaus.
    Lennet sprang zwischen den Wagen hindurch und stürzte in die Zelle hinein.
    Welch ein Sieg! Tatsächlich ein fünfter Arthur, mit einem Kugelschreiber mit blauer Mine hingekritzelt, hatte sich zu den vier anderen gesellt.

    Mißtrauisch beobachtete Lennet den Mann im grauen Regenmantel. War das Arthur?
    Lennet trat schnell hinaus und eilte zur U-Bahnstation. Er nahm die Verfolgung des dicken Mannes auf, dessen Hut er auf dem Bahnsteig verschwinden sah, an dem die Züge in Richtung Place Baiard abfuhren.
    Es war noch ziemlich früh am Nachmittag, und so war die U-Bahn recht leer. Es würde daher alles andere als leicht sein, den Mann mit dem Hut zu verfolgen, ohne daß dieser es bemerkte.
    Lennet überlegte rasch, was zu tun sei, und entschied sich schließlich für folgendes Vorgehen:
    Da der Verfolgte mit hastigen Schritten die Verbindungstunnel des U-Bahnhofs Odeon entlangeilte, überholte er ihn. Nachdem er sich unter die anderen Fahrgäste gemischt hatte, machte er plötzlich kehrt und kam auf dem gleichen Weg zurück. Dabei hielt er seine Zeitung auseinandergefaltet vor das Gesicht.
    Der Mann mit Hut wich ihm nicht schnell genug aus, und so prallten sie zusammen. Lennet fand Zeit genug, die aufgedunsenen Gesichtszüge, die rötliche Haut und die kleinen, gelblich funkelnden Augen zu betrachten. Das also war der Mann, den er bereits ,Arthur' nannte.
    »Entschuldigen Sie!« rief Lennet. »Entschuldigen Sie bitte vielmals!«
    Er fing noch einige Seiten seiner Zeitung ein, die sich beim Zusammenstoß selbständig gemacht hatten, bevor er den erwarteten Anraunzer erhielt.
    »Sie könnten wirklich besser aufpassen!« knurrte Arthur.
    »Es tut mir leid!« fuhr Lennet fort. »Aber einen Augenblick!
    Da ist ein Stückchen Zeitung an Ihrem Ellbogen hängengeblieben.«
    Tatsächlich haftete ein Fetzen der Seite am Ellbogen des Mannes.
    »Sind Sie endlich fertig?«
    »Aber ja! Vielen Dank, Monsieur! Und nochmals, entschuldigen Sie!«
    Der Dicke entfernte sich mit großen Schritten, die Hände tief in den Taschen seines Regenmantels. Lennet ließ ihn gehen, ohne sich weiter um ihn zu kümmern, und strebte selber rasch dem Ausgang zu.
    Er setzte sich in ein nahe gelegenes Cafe und bestellte sich erneut ein belegtes Brot.
    Dann holte er aus der Tasche seiner Lederjacke seine Beute hervor, deren er sich beim Zusammenprall bemächtigt hatte: ein kleines braunes Notizbuch, ein wenig schmierig und mit einem Drehbleistift mit zerbrochener Mine versehen.
    Nicht umsonst galt Lennet als einer der besten Taschendiebe des F.N.D.!

Bekanntschaft mit einer Kaiserin
    Die Seiten des Notizbuches mit den Daten und Wochentagen enthielten, wie Lennet bald feststellte, keinerlei verwertbare Angaben. So war zum Beispiel am 15. Januar eingetragen: Martin, 17 Uhr 30; am 3. März: Breton, Gare du Nord, 11 Uhr.
    Lennet sah in diesen Angaben nichts weiter als Verabredungen, die vielleicht völlig harmlos waren.
    Der Geheimagent konnte sich ziemlich genau an die Tage erinnern, an denen er dem Verbindungsstab für Wissenschaft und Strategie als Kurier gedient hatte, aber im Notizbuch wies nichts darauf hin, daß sich sein Besitzer für Lennets Tätigkeit interessiert hatte.
    Auch nichts Besonderes am heutigen Tag, dem 8. April.
    Lennet machte sich an die Arbeit, die Sammlung von Adressen durchzusehen. Er war nicht sicher, ob die Schrift im Notizbuch die gleiche war wie die der fünf Arthurs, aber sie erschien ihm ebenso verschnörkelt und nach links geneigt. Die Adressen selber, die hin und wieder mit Bemerkungen und einem Datum versehen waren, ließen ebenfalls nichts Ungewöhnliches

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