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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Das trifft genauso für Geheimagenten zu, und Lennet glaubte stets von neuem an seinen guten Stern.
    Wiederum überquerte er den Platz vor dem Invalidendom, ohne sich allzusehr um die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu kümmern. Er ließ seinen Wagen in der Rue Chevert zwischen den Markierungszeichen für Fußgänger stehen: Der F.N.D. würde sich schon des vielleicht fälligen Strafmandats wegen Falschparkens annehmen.
    Dann betrat er ein Papierwarengeschäft auf dem Boulevard de Latour-Maubourg, dem Invalidendom gegenüber, wo er einen Schreibblock und eine Rolle Klebestreifen kaufte. Danach begab er sich zur Telefonzelle, von der aus er vor einer halben Stunde das Ministerium angerufen hatte. Er mußte sich dabei alle Mühe geben, seine Schritte nicht zu beschleunigen. Mit einem Blick streifte er den unteren Teil der Wand unter dem Telefon und stellte dabei fest, daß die Inschrift, die ihn interessierte, noch immer unverändert dort stand.
    Die vier Arthur waren mit einem Kugelschreiber mit blauer Mine geschrieben worden. Es war eine unregelmäßige Handschrift, ein wenig nach links geneigt und stark verschnörkelt.
    Lennet kniete nieder, ohne sich um die Passanten zu kümmern, und betrachtete aufmerksam die Schrift. Er drückte sein Auge fast an die Wand und bemerkte dabei zwei Dinge, die ihn sehr erfreuten:
    Zunächst einmal war der zweite Arthur verschmierter als der erste und der dritte noch stärker als der zweite. Hingegen wirkte der letzte klarer, als habe der Schreiber inzwischen einen anderen Kugelschreiber genommen. Die beiden ersten Arthur fielen mit dem Abdruck eines dicken, fettigen Daumens zusammen, wodurch sie ein wenig schwierig zu entziffern waren. Aber während der allererste Arthur durch den Daumenabdruck verwischt war, wobei das große A einen kleinen blauen Fleck bildete, war der zweite Arthur lesbar geblieben, als wäre er nach dem Daumenabdruck geschrieben worden.
    Mit anderen Worten, dachte Lennet, diese vier Arthur sind wahrscheinlich auf Grund ihrer Unterschiedlichkeit nicht zur selben Zeit geschrieben worden.
    So verschwommen seine Verdächtigungen auch waren, begannen sie doch festere Form anzunehmen. Jetzt mußte er den F.N.D. anrufen, um von seiner Entdeckung zu berichten.
    Er nahm den Hörer ab und begann zu wählen, hielt jedoch plötzlich inne.
    Was? Sollte er, der junge unerfahrene Lennet, den man mehr oder weniger des Verrats oder zumindest einer Nachlässigkeit verdächtigte, den F.N.D. in eine Untersuchung stürzen, die wahrscheinlich nicht das geringste Ergebnis liefern würde?
    Vielleicht würde er sich durch eine solche Untersuchung nur lächerlich machen. Es war ganz allein seine Aufgabe, diese Menschen zu entlarven, um selber von jedem auf sich lastenden Verdacht befreit zu sein.
    Nach einigen Augenblicken des Nachdenkens wählte er erneut die Nummer des F.N.D., und sobald er mit dem Offizier vom Dienst verbunden war, sagte er:
    »Hier 222. Ich melde hiermit, daß ich das Schriftstück dem Empfänger überreicht habe. Unterwegs keinerlei Anzeichen einer Beschattung beobachtet. Ich erbitte gehorsamst einen Urlaub von vierundzwanzig Stunden. Deswegen brauchen Sie P-1 nicht zu stören. Es genügt, P-2 zu fragen.«
    Mit ein wenig Glück würde P-2, Hauptmann Blandine, Adjutant des Hauptmanns Montferrand, ihm den Urlaub genehmigen.
    Genauso war es. Lennet hängte den Hörer schließlich wieder ein.
    Er zog ein Messer aus seiner Tasche, schlitzte geschickt die Isolierung des Telefonkabels auf und durchschnitt das Kabel.
    Dann riß er den Pappdeckel seines Schreibblocks ab, den er gekauft hatte, und schrieb in großen Buchstaben darauf AUSSER BETRIEB
    Er verließ die Zelle und klebte das Plakat an die Tür.
    Dann überquerte Lennet die Straße und kaufte sich eine Zeitung. Er setzte sich auf die Terrasse eines Cafes, von der aus er die Telefonzelle beobachten konnte.
    Die Falle war gestellt. Jetzt kam es darauf an, ob der Feind hineingehen würde.
    Drei Stunden waren verstrichen. Der Kellner betrachtete ihn mitleidig, schüttelte den Kopf und murmelte:
    »Ach, die Mädchen! Sie machen uns alle zu Eseln!« Er dachte wohl, Lennet warte auf seine Freundin.
    Lennet war gerade damit beschäftigt, ein Schinkenbrot zu essen, als seine Aufmerksamkeit von einem beleibten Mann angezogen wurde. Er trug einen grauen Regenmantel und einen Filzhut. Er kam von der U-Bahnstation Latour-Maubourg und ging auf die Zelle zu.
    Der Mann schien von dem Plakat, das die Störung anzeigte, keineswegs

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