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06 - Prophet der Apokalypse

06 - Prophet der Apokalypse

Titel: 06 - Prophet der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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zu, die keine war.
    Die Ränder seines Blickfelds zogen sich zusammen, als schrumpfe die Welt. Gleichzeitig wurde es um ihn dunkel. Von weit entfernt hörte er Diegodelanda etwas rufen, und fast hatte es den Anschein, als würde sich der Freund dabei rasend schnell entfernen.
    Ts’onot spürte, wie er von einer Kraft gepackt wurde, die sein Geist nicht erfassen konnte. Ihn schwindelte. Er tauchte in ein dunkles Reich, das wie eine tief unter der Erde liegende Grotte wirkte – aber nur, bis sich Ts’onot an die veränderte Umgebung und die herrschenden Lichtverhältnisse gewöhnt hatte.
    Dann wurde ihm klar, dass der Raum, in den er vorgedrungen war, gar keine Grenzen zu haben schien.
    Wo bin ich? Im Blutstein? Wo ist Diegodelanda? Wo die Pyramide?
    Er hätte sich auch fragen können, wo die Welt geblieben war.
    Benommen blieb Ts’onot stehen. Als er hinter sich blickte, war dort eine steinerne Wand, aber nicht aus dem Material wie der Blutstein, und sie reichte auch viel höher und zu beiden Seiten.
    Vergeblich lauschte er nach Geräuschen. Vergeblich versuchte er seinen Blick klar zu bekommen, sodass seine Umgebung mehr Klarheit und Schärfe gewann. Aber sie blieb diffus, verschwommen.
    Ts’onot versuchte sein Lomob zu erwecken, um einen tieferen Einblick in seine Umgebung zu gewinnen. Wie die Fühler eines Insekts strich die Gabe des Chilam über … Dinge hinweg, die rings um ihn aufragten: Gestelle mit je drei Beinen wie dünnes, silbern glänzendes Schilfrohr und mit tellergroßen Scheiben am oberen Ende. Darauf lagen Gegenstände, die er aber nicht deutlich genug sehen konnte, um sie zu erkennen.
    Und dann überkam ihn ein Schauder von selten erlebter Heftigkeit, als er zwischen all den Gestellen Bewegung bemerkte. Schemen, die zwischen den Reihen umherhuschten und die nur eine entfernte Ähnlichkeit hatten mit den Schatten von Menschen!
    Ts’onot konnte seine Furcht nicht länger bezähmen. Von Grauen gepackt wich er Schritt um Schritt zurück …
    … und stand im nächsten Moment wieder hoch droben auf der Pyramide, wo ein kühler Wind über ihn hinweg strich und ihm ein Frösteln wie eine verspätete Reaktion auf das gerade Erlebte bescherte.
    Diegodelanda hockte ein paar Schritte entfernt am Boden und betastete eine Beule an seiner Stirn, die er sich offenbar bei einem Sturz eingehandelt hatte: Als er versucht hatte, ihn zurückzuhalten, wohl gestolpert und gegen den Blutstein geprallt war – während er selbst durch den Stein hindurch in eine fremde Welt gelangt war. Zu den … Göttern ?
    »Madre mio!« , rief der Spanier. »Wo zum Teufel warst du?«
    4.
    Gegenwart
    Eine Herde Steinböcke, die am Waldrand gegrast hatte, stob davon, als der Land-Rover lärmend ins Gehölz raste, abseits aller Wege und Pfade. Tom war beeindruckt von den gewaltigen, seltsam verdrehten Hörnern der Tiere, die mühelos einen Menschen hätten aufspießen können.
    » Macho Montes «, sagte Maria Luisa. »Gredos-Steinböcke.«
    »Du kennst dich aus?«, fragte Tom, während er den Rover zwischen die weit auseinanderstehenden Steineichen lenkte.
    »Als ich noch klein … und mein Vater noch anders war«, sie musste schlucken, »nahm er mich manchmal mit auf die Jagd. Die Steinböcke sind die am meisten gejagte Wildart bei uns, wusstest du das nicht?«
    Tom Ericson schüttelte den Kopf. »Momentan kommt es mir ehrlich gesagt eher so vor, als wären wir das.«
    Sie lachte, und auch wenn es nur kurz war. »Meinst du, sie haben aufgegeben?«
    Sie hatte inzwischen oft genug bewiesen, dass sie die Wahrheit vertragen konnte. »Nein«, sagte er. »Sie werden Verstärkung anfordern und das Gebiet durchkämmen. Vielleicht sogar mit Unterstützung aus der Luft.«
    »Und das alles, um drei Leute zu kriegen, die vielleicht einen Wohnwagenbrand verursacht haben?«
    »Eher, weil wir geflohen sind. Vielleicht zählen sie auch eins und eins zusammen und bringen uns mit den Vorkommnissen in Madrid und bei deiner Großmutter in Verbindung.«
    Offenbar machten diese düsteren Aussichten Maria Luisa zu schaffen. Sie wurde extrem wortkarg.
    Tom erreichte das Ende des Eichenwäldchens und stoppte zwischen den letzten Bäumen. Erst hier fand Maria Luisa ihre Sprache wieder. »Dann werden sie uns bald haben.«
    »Aber nein! Wenn wir in Bewegung bleiben, haben wir gute Chancen«, erwiderte Tom optimistischer als er es war.
    Sie durchschaute ihn, widersprach aber trotzdem nicht.
    »Kennst du dich hier aus?«, fragte er. »Immerhin warst du hier

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