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06 - Prophet der Apokalypse

06 - Prophet der Apokalypse

Titel: 06 - Prophet der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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sie, selbst wohl nur wenig älter als Maria Luisa. »Einen Tattergreis, der sich so gut gehalten hat wie du, würde ich mir jederzeit anlachen.«
    »Danke.«
    Das schallende Gelächter, das folgte, wirkte selbst auf Alejandro ansteckend. Ana strich ihm liebevoll übers Gesicht. »Und da haben wir ja noch einen Herzensbrecher.«
    Alejandro schmolz dahin – auf seine Art.
    Als sie wenig später gegessen und Bettschwere erreicht hatten, überraschte Ana sie erneut. »Ein richtiges Gästezimmer habe ich leider nicht. Keines, das vorzeigbar wäre, jedenfalls. Aber ich hab was Besseres, für Städter wie euch genau das Richtige. Wenn ihr euch damit anfreunden könnt.«
    »Zeig uns, was du meinst«, ermutigte Maria Luisa sie.
    Und so landeten sie im Heu.
    5.
    Yucatán, 1518
    »Ein Raum voller … Dinge ? Die du nicht richtig sehen konntest?« Diego blickte den Freund ratlos an, vergaß aber immerhin die Schmerzen, die er sich beim harten Aufprall eingehandelt hatte. »Ich glaube natürlich, was du sagst. Allerdings klingt es eher nach einer deiner Visionen als nach der Wirklichkeit.«
    »Hast du nicht selbst gerade gesagt, dass ich für dich verschwunden war?«, unterbrach ihn Ts’onot unwirsch.
    Diego nickte.
    »Wohin sollte ich gegangen sein, wenn nicht dorthin in diesen seltsamen Raum?«
    Der Spanier starrte Ts’onot stumm an. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. »Verzeih. Das überfordert meinen Verstand. Klar ist: Hier sind überirdische Kräfte am Werk. Wir sollten zusehen, dass wir von hier wegkommen.«
    Ts’onots bitteres Lachen ließ ihn innehalten.
    »Warum lachst du?«
    Der Kazike zeigte auf sein Handgelenk. »Weil es für diese Einsicht wohl zu spät ist. Der Reif wird mich nicht mehr freigeben bis zu meinem Tod. Und das heißt, er wird mich bei jedem Schritt daran erinnern, wohin er mich leiten will.«
    Diego zog den Kopf zwischen die Schultern. »Und nun?«, fragte er kleinlaut.
    »Du bist mir einen Gefallen schuldig.«
    »Jeden!«, versuchte sich Diego de Landa Vergebung zu erkaufen. »Sag mir nur, welchen.«
    Ts’onot zeigte mit ausdrucksloser Miene in die Richtung, aus der er gekommen war. »Du wirst mich begleiten. Du wirst dich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass dieser Raum nicht nur ein Hirngespinst ist!«
    »Aber … kann ich überhaupt mit hinüber?«, fragte Diego zweifelnd. Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. »Ist nicht nur der Träger des Reifs dazu fähig?«
    »Wir werden es versuchen«, sagte Ts’onot entschieden. »Komm, gib mir deine Hand. Wir gehen gemeinsam …«
    Niemand hatte ihm gesagt, dass es auf diese Weise gelingen könnte – es sei denn unbewusst, über sein Lomob . Ts’onot hatte Verständnis dafür, dass Diegodelanda zögerte. An seiner Stelle hätte er auch nicht ohne Vorbehalte reagiert. Aber es war bezeichnend für den Grad ihrer Freundschaft, dass der ehemalige spanische Padre schließlich einwilligte und ihm seine Hand reichte.
    Langsam gingen sie auf die Stelle zu, auf die der Pfeil an Ts’onots Armreif sich erneut einpendelte. Und wieder verwandelte sich die harte, glatt polierte Oberfläche des Opfersteins in ein flirrendes, winziges Wellen werfendes Tor, das Wasser so ähnlich sah, aber keines war.
    »Werden wir deine Götter sehen?«, flüsterte Diegodelanda. Seine Stimme bebte und die Hand, die in der von Ts’onot lag, war schweißnass.
    Ich weiß es nicht , wollte der Prophet erwidern. Doch da wurde die Wirklichkeit vor ihnen auch schon wie von einem Axthieb gespalten und er glitt hinüber in die andere Welt. Ts’onot hielt Diegodelandas Hand fest umklammert. Er spürte einen kurzen Widerstand, der sich aber leicht überwinden ließ.
    Drüben angelangt, wandte er sich gleich um und konnte beobachten, wie sein Freund durch die massive Wand drang. Dabei ließ er unbewusst dessen Hand los – und fragte sich im gleichen Moment mit Schrecken, was passieren würde, wenn der Kontakt zwischen ihnen so plötzlich abriss.
    Doch das Schicksal war ihnen gnädig: Diegodelanda überwand auch ohne die helfende Hand das verbleibende Stück, glitt vollends in den geheimen Raum und stand wie vom Donner gerührt vor Ts’onot.
    »Wo … sind wir?« Diegodelandas Stimme hallte wie ein vielfach überlagertes Echo durch die Weite des Raumes.
    »Hinter dem Tor, das der Armreif geöffnet hat«, antwortete der Prophet. »Glaubst du mir jetzt?«
    »Wie könnte ich es leugnen? Ich bin hier .«
    »Und siehst du, was ich sehe? Dort, dieses

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