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06 - Prophet der Apokalypse

06 - Prophet der Apokalypse

Titel: 06 - Prophet der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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Rivas-Vaciamadrid.« Etwas Besseres, als den Wohnort von Carlota Zafón anzugeben, fiel ihm auf die Schnelle nicht ein.
    »Wie viele seid ihr?«
    »Drei.«
    Der Lockenschopf kletterte aus dem Traktor, dessen Motor die ganze Zeit weiter vor sich hintuckerte. Mit energischen Schritten kam sie Tom Ericson entgegen. »Ist denen was passiert, oder warum kommen sie nicht raus?« Sie zeigte auf die Geschwister im Innenraum.
    »Der Junge … ist krank.« Tom erkannte jetzt unzweifelhaft, dass er es mit einer Frau zu tun hatte, auch wenn sie sehr burschikos wirkte.
    »Krank? Hoffentlich nichts Ansteckendes.«
    »Nein, er …« Tom überlegte, wie er Alejandros Autismus erklären konnte, ob die Bäuerin diese Entwicklungsstörung überhaupt kannte.
    Da kam ihm zu seiner Erleichterung Maria Luisa zu Hilfe. Sie kletterte aus dem Wagen und gesellte sich zu ihnen. Sofort war zu sehen, wie Alejandro im Wagen unruhig wurde und hin und her krabbelte. Klagende Laute erklangen.
    Die Landwirtin beäugte ihn misstrauisch. Maria Luisa nahm sie beiseite und redete leise auf sie ein. Als sie sich wieder Tom zuwandten, hatte sich ein Ausdruck ehrlichen Mitgefühls auf das sommersprossige Gesicht der Fremden gelegt. »Okay, hier könnt ihr nicht bleiben«, sagte sie resolut. »Ich häng euren Wagen an meinen kleinen Ebro da drüben, und dann zuckeln wir gemütlich dorthin, wo’s was zu futtern für euch und ein Dach über dem Kopf für die Nacht gibt. Ist das ein Angebot? Ich heiße übrigens Ana.«
    Tom wäre Ana am liebsten um den Hals gefallen. Maria Luisa tat es.
    Nachdem auch er sich bedankt hatte, stiegen die Geschwister zu der Frau auf den Traktor um. Maria Luisa setzte sich links und Alejandro, der sich erstaunlich schnell beruhigt hatte, rechts über jeweils eines der großen Hinterräder. Tom befestigte unterdessen die Abschleppkette an dem vorgesehenen Haken des Land-Rovers und klemmte sich dann hinter das Steuer. Mit einem kurzen Hupen signalisierte er Ana, dass sie anfahren konnte.
    In Nullkommanichts war der Land-Rover aus dem Loch gezogen. Die Lenkung reagierte leidlich; wahrscheinlich hatte die Vorderachse oder die Radaufhängung Schaden genommen.
    Tom Ericson hoffte, dass die Abschleppaktion nicht ebenso jäh endete, wie sie begonnen hatte, weil sich der Land-Rover auf der Holperstrecke in seine Einzelteile zerlegte.
    Aber auch als Totalschaden zeigte der massive Wagen noch Qualitäten. Eine halbe Stunde später rollten sie auf den Hof des landwirtschaftlichen Betriebs.
    Und noch einmal ein paar Minuten später saßen sie im Schein einer Funzel um einen Küchentisch und wurden von Ana bewirtet.
    ***
    Am sympathischsten war die Art, wie Ana Alejandro in das gesellige Beisammensein einbezog. Tom konnte nur staunen über so viel Einfühlungsvermögen, und er bemerkte, wie Ana damit ganz besonders auch bei Maria Luisa punktete.
    Sie erfuhren, dass die Frau gerade erst ihren »faulen Kerl« – ihre eigenen Worte – zum Teufel gejagt hatte. Zehn Jahre hatten sie ohne Trauschein auf dem Hof geackert, den die Eltern Ana hinterlassen hatten. Aber ihr Faulpelz von Mann hatte nur andere Weiber und Suff im Kopf gehabt, und eines Tages hatte sie ihn mit der Mistforke vom Hof gejagt. Mitten in der Ernte.
    Ein Befreiungsschlag, wie sie es selbst bezeichnete. Erst als der Taugenichts fort war, merkte sie, wie gut ihr das Alleinsein tat, auch wenn nun noch mehr Arbeit auf ihren Schultern lastete.
    »Such dir einen Neuen«, riet Maria Luisa. »Einen, der dich lieb hat und den du lieb hast. Du bist eine adrette Frau und wirst schnell jemanden finden.«
    Ana lachte verlegen. »Da kennst du die Hiesigen schlecht. Aber egal. Ich brauch erst mal keinen Kerl. Und wenn, müsste er so hübsch wie deiner sein.« Sie schenkte Tom einen tiefen Blick, wurde aber sofort wieder ernst: »Keine Angst, ich dränge mich nicht zwischen euch!«
    Maria Luisa legte ihre Hand auf die von Ana und drückte sie kurz. »Daran zweifle ich nicht. Aber um es gleich richtigzustellen: Dieser ausländische Caballero und ich sind kein Paar.«
    Anas Augen weiteten sich. »Warum nicht?«
    »Weil sie meine Tochter sein könnte«, mischte sich Tom ein, der den Gesprächsverlauf bis zu diesem Punkt durchaus genossen hatte, nun aber die Reißleine ziehen wollte, bevor es peinlich wurde.
    »Wirklich?«, staunte Ana. »Du siehst noch so jung aus. Mitte dreißig, würde ich schätzen.«
    »Mitte fünfzig trifft es eher.«
    Ihrer Bewunderung tat das keinen Abbruch. »Oha«, meinte

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