Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ergriff Yakonpi-Topa, ohne mich wieder zum Aufstehen aufzufordern, das eigentliche Wort:
    „Old Shatterhand ist uns von den Kriegern der Blutindianer, denen er in die Hände fiel, ausgeliefert worden, damit wir über das, was mit ihm zu geschehen hat, beraten sollen. Die weisen Männer des Stammes sind zusammengetreten und haben folgendes beschlossen: Old Shatterhand ist stets ein Freund der Upsarokas gewesen; darum darf ihm von ihnen nichts geschehen; er und die beiden Bleichgesichter sind frei; sie können gehen, wohin sie wollen, und sie dürfen alles nehmen und behalten, was ihnen gehört. Aber Peteh, der Häuptling der Blutindianer, welcher ihn gefangen genommen hatte, fordert sein Leben und ihr Leben, und geht nicht von diesem seinem Willen ab. Die Krieger der Upsarokas können ihn nicht hindern, es ihnen zu nehmen, wenn er kann. Darum ist beschlossen worden, daß er mit ihnen kämpfe, erst mit Old Shatterhand und dann mit den beiden Bleichgesichtern. Peteh hat verlangt, daß ein Sti-i-poka stattfinde, ein Kampf auf Leben und Tod, und es ist ihm gestattet worden. Er hat zu bestimmen, welche Waffen genommen werden sollen und aus wieviel Teilen das Sti-i-poka bestehen soll. Stattfinden wird der Kampf heut, eine Stunde, bevor die Sonne untergeht. Die Bedingungen müssen vorher besprochen werden, und die Krieger der Upsarokas werden dafür sorgen, daß nichts gegen das geschieht, was ausgemacht worden ist. Peteh, der Häuptling der Blutindianer, mag sagen, ob ich richtig gesprochen habe!“
    Nach dieser an ihn gerichteten Aufforderung stand Peteh auf, nahm die stolzeste Haltung an, welche ihm möglich war, machte eine verächtliche Gebärde zu mir her und antwortete:
    „Ich bin Peteh, der berühmte Kriegshäuptling der Blutindianer, und noch nie von einem Feinde überwunden worden. Ich habe bisher nur mit starken, mutigen Feinden gekämpft; heut aber zwingt man mich, mich an einem feigen Coyoten zu vergreifen, denn wenn ich das nicht täte, so würde man ihn laufen lassen, und er würde die Räude, an der er stinkt, überall verbreiten, wohin er kommt. Ich werde ihn darum mit einem einzigen Griffe meiner Hand erwürgen und dann seinen Kadaver den Geiern vorwerfen. Seinen Begleitern, welche weder bellen noch beißen können, wird dann dasselbe geschehen. Ich habe gesprochen. Howgh!“
    Er setzte sich wieder nieder, und nun richtete Yakonpi-Topa an mich die Aufforderung:
    „Old Shatterhand hat die Worte seines Gegners gehört; er mag nun auch sprechen!“
    Es ist erwähnt worden, daß mir die Riemen nur locker um die Hände gebunden worden waren. Während Peteh sprach, war es mir gelungen, die eine Hand aus der Schlinge zu ziehen, wodurch die andere selbstverständlich auch frei wurde. Ich nahm also jetzt die beiden Hände vor, stand auf, warf den Riemen weg und sagte:
    „Sprechen soll ich? Pshaw! Old Shatterhand pflegt in Taten zu reden. Eine Stunde vor Untergang der Sonne werde ich am Platze sein. Howgh!“
    Ich wendete mich ab, um den Beratungsort zu verlassen. Da sprang Peteh schnell auf und rief:
    „Wer hat diesem Hunde erlaubt, seine Fesseln wegzuwerfen? Er werde sofort wieder gebunden!“
    Yakonpi-Topa wurde durch diese Aufforderung in Verlegenheit gebracht; das sah ich ihm an. Ich hätte eigentlich bis zum Beginne des Zweikampfes gebunden bleiben sollen; er aber getraute sich nicht, mir das zuzumuten, nun da ich mich doch einmal freigemacht hatte. Ich nahm mich darum seiner Verlegenheit an, indem ich an seiner Stelle antwortete:
    „Es ist von den Kriegern der Upsarokas beschlossen worden, daß ich frei sein soll; nun wohl, ich bin frei! Kein Upsaroka wird die Absicht haben, gegen diesen Beschluß zu handeln. Wenn es aber ein Blutindianer wagen wollte, die Bestimmung der alten, weisen Krieger zu brechen, so komme der heran und versuche, mir die Fesseln wieder anzulegen! Da liegt der Riemen, und hier sind meine Hände! Wer hat den Mut dazu? Ich bin bereit!“
    Keiner rührte sich.
    „Uff, so mag der Coyote einstweilen ohne Riemen laufen!“ rief der Häuptling der Blutindianer. „Ich selbst würde ihn wieder binden, aber dies ist mir versagt, denn er würde dabei unter meinen Fäusten sterben, und das darf doch erst am Nachmittag geschehen!“
    Was er weiter sagte, hörte ich nicht, weil ich jetzt fortging. Der Doppelkreis der Roten öffnete sich mir, und keiner machte den Versuch, mich zurückzuhalten. Ich ging natürlich direkt nach unserer Hütte, um Carpio und Rost loszubinden, denn wenn ich frei

Weitere Kostenlose Bücher