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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einen Geradhochbogen und dann im nächsten Augenblick einen Seitenhochbogen zu werfen. Während der Gegner auf den Geradhochbogen achtete, mußte der zweite Tomahawk von der Seite auf ihn zukommen. Wich er nicht aus, so mußte ihn das erste Beil treffen; sprang er aber zur Seite, so mußte er grad in das zweite rennen. Um seine Aufmerksamkeit ganz auf das erste zu lenken, mußte ich es, so wie er, mit einem Schrei aus der Hand lassen, beim zweiten mich aber still verhalten. Ich sah aller Augen auf mich gerichtet. Es war ein Augenblick der größten Spannung; das gab mir das Gefühl, als ob ich aus lauter gut ineinandergreifenden, genau berechneten Spannfedern zusammengesetzt und ein Fehlwurf ganz unmöglich sei. Diese Zuversicht ist unbedingt notwendig zum Gelingen.
    Als ich den Tomahawk jetzt im Schrägbogen um den Kopf wirbeln ließ, stieß Peteh ein wieherndes Gelächter aus. Es war das eine Entdeckung Winnetous; Peteh hatte es noch nicht gesehen; er kannte diese Art der Effektgabe noch nicht.
    „Huuuuuh – – –i!“ rief ich jetzt. Das U dehnte ich lang, und als das kurz abgerissene I folgte, flog der Tomahawk hochsteil in die Luft empor, um dann in untragbarer Linie schräg abwärts genau auf Peteh loszusausen, wobei er natürlich immerfort um sich selbst wirbelte. Während jedes Auge auf dieses Beil gerichtet war, flog auch das zweite schon, aber nicht etwa hinter dem ersten her, sondern es wirbelte in ebener Linie nach rechts hinaus, als ob sein Ziel nach dieser Seite liege, stieg dann empor und lenkte, je höher es sich hob, desto mehr nach links herüber, um sich allmählich zu senken und dann einen Sprung linkerhand von Peteh aufzutreffen.
    Als ich das zweite Beil geworfen hatte, blieb ich, beiden Tomahawks mit den Augen folgend, still am Platze stehen. Ich sah, daß es gelingen werde. Ich war der einzige, der das zweite Beil sah; niemand wußte, daß ich zweimal geschleudert hatte. Jedes Auge, außer dem meinigen, blickte nach dem ersten Tomahawk; man sah die scharfe Linie, welche er genau auf den Punkt nahm, wo der Häuptling der Blutindianer stand. Dieser mußte unbedingt getroffen werden. Er selbst erkannte das auch. Sollte er sich retten oder nicht? Diese Frage konnte ihn nur zwei Augenblicke lang beschäftigen, denn länger hatte er nicht Zeit. Es war verboten, zu weichen; aber das Leben hat schließlich doch den höchsten Wert. Alles schrie, denn jetzt, jetzt mußte der Wurf treffen – – da tat Peteh einen schnellen Sprung zur Seite nach links, um sich zu retten – – es erfolgte ein lauter Schlag, den selbst ich auf sechzig Schritte Entfernung hörte; er war dem ersten Tomahawk entkommen, dafür aber von dem zweiten zu Boden geschmettert worden.
    Jetzt gab es ein Schreien und Drängen, ein Fragen und Antworten, einen Wirrwarr sondergleichen. Niemand außer mir und Yakonpi-Topa wußte, woher das zweite Beil gekommen war. Man drängte auf den Verletzten ein; man sah auf ihn; man blickte verwundert nach mir – – – ich bekümmerte mich nicht darum, sondern suchte seine beiden Tomahawks zusammen und schritt mit ihnen langsam auf die wirr bewegte Gruppe zu. Als ich sie fast erreicht hatte, wendeten sich alle mir zu. Ich warf die Beile hin und sagte:
    „Hier sind die Tomahawks. Er braucht sie nicht. Was Old Shatterhand spricht, das geschieht. Wer hat gesiegt?“
    Da antwortete der Häuptling der Kikatsa:
    „Hier liegt Peteh, der Häuptling der Blutindianer zum drittenmal. Der Tomahawk ist ihm tief zwischen Hals und Achsel eingedrungen; seine Augen sind geschlossen; sein Blut strömt von ihm; wer anders soll da Sieger sein als Old Shatterhand, welcher versteht, was keiner von uns bisher verstanden hat, nämlich einen Tomahawk nach rechts hinauszuwerfen und doch nach links hereinzubringen! Wer von euch hat schon einmal gesehen, daß ein Krieger zwei Kriegsbeile wirft, um mit dem einen das Auge des Feindes zu fesseln und mit dem andern dann um so sicherer seinen Leib zu treffen? Das Sti-i-poka ist zu Ende; Old Shatterhand hat gesiegt, Howgh!“
    Ich wendete mich ab, um zu gehen; da sah ich Rost, welcher sehr eilfertig auf mich zugelaufen kam. Er blieb vor mir stehen, wirbelte seinen Bart zu beiden Seiten erregt in die Höhe und sagte:
    „Sie haben ihn getroffen; ich sah ihn stürzen! Er blutet; er muß bluten! Ist er verwundet?“
    „Ja.“
    „Darf ich ihn untersuchen, ihn verbinden?“
    „Ich habe da nichts zu sagen. Fragen Sie Yakonpi-Topa!“
    Er wollte rasch fort; ich hielt

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