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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es schützenden Muskeln sind verletzt. Da ist zum Beispiel – – –“
    „Der Kapuzenmuskel“, fiel ich ihm in die Rede.
    „Entschuldigung! Dieses Mal wollte ich vor allen Dingen den breiten Halsmuskel nennen!“
    „Bitte, tun Sie das morgen früh, wenn wir ausgeschlafen haben! Mir sagt eine innere Stimme, daß wir uns vor allen Dingen durch Ruhe zu stärken haben.“
    „Ihnen? So! Dann mir auch. Gute Nacht!“
    „Gute Nacht!“

FÜNFTES KAPITEL
    Im Schnee
    Es war um die Mittagszeit des nächsten Tages. Wir befanden uns zwischen dem Big Sandy Creek und dem Green River und wurden von der Fährte, welcher wir folgten, nach Nordwest in der Richtung nach dem New Fork geführt. Das erst ziemlich ebene Terrain war jetzt bergig geworden, aber man sah, daß Corner die Gegend kannte; er hatte sich überall das beste Fortkommen gesucht. Seine Spur war nicht schwer zu lesen; er schien in dieser Beziehung keine große Sorge zu haben und nur auf ein möglichst schnelles Fortkommen bedacht zu sein. Leider hatte er da mehr Erfolg, als wir wünschten; seine Pferde waren besser als die unsrigen, mein Hatatitla natürlich ausgenommen. Aber was nützte mir alle Vortrefflichkeit des Rappen, wenn ich nicht schneller reiten durfte als die andern!
    Wir trabten eben über ein ausgedehntes, sehr spärlich begrastes Hochplateau, welches uns eine freie Fernsicht bot, als ich weit draußen, rechts von uns, einen Punkt bemerkte, welcher sich zu bewegen schien. Ich ließ halten, um ihn zu beobachten. Das war kein Wild; das mußten Menschen sein. Wir stiegen ab, um nicht so leicht gesehen zu werden. Nach einiger Zeit konnten wir zwei Reiter unterscheiden, welche sich uns näherten. Es waren Weiße. Um sie nicht durch den Anblick von Indianern mißtrauisch zu machen, stieg ich allein wieder auf und ritt ihnen langsam entgegen. Als sie mich kommen sahen, stutzten sie erst, dann aber ritten sie weiter, obgleich sie nun die Roten sahen. Noch waren sie mir nicht so nahe, daß ich ihre Gesichter deutlich erkennen konnte, da hörte ich den einen in freudigem Tone rufen:
    „O joy! Wenn mich meine alten Augen nicht täuschen, so ist das Old Shatterhand! Drauflos, drauflos!“
    Sie setzten ihre Pferde in Galopp, und nun erkannte ich das alte, liebe, bärtige Gesicht, welches hier zu sehen ich weniger als alles andere vermutet hätte.
    „Sannel, Arnos Sannel!“ rief ich aus. „Ist es denn möglich, daß Ihr es seid?“
    „Warum soll das so unmöglich sein?“ fragte er lachend, indem er sein Pferd parierte und mir die Hand zum Gruße hinhielt. „Ihr wißt ja, daß hier mein Lieblingsgebiet beginnt. Oder habt Ihr mich vielleicht für tot gehalten?“
    „Allerdings.“
    „Was? Wirklich? Warum? Ich hoffe doch nicht, daß Ihr meinem Leichenzuge begegnet seid!“
    „Das nicht, aber – – hm! Zeigt doch einmal Euer Gewehr!“
    „Diesen Schießprügel? An dem ist gar nichts zu sehen. Ja, wenn ich meinen alten Einläufer noch hätte! Ihr habt ihn ja gekannt. Ich bin seitdem nur noch ein halber Mann!“
    „Wo ist das Gewehr denn hin?“
    „Wohin? Gestohlen ist es mir.“
    „Von wem?“
    „Von zwei Halunken, deren Namen Nebensache ist, weil sie doch jedenfalls falsche genannt haben. Ich traf drüben am Belle Fourche River mit ihnen zusammen und ließ mich betören, bei ihnen zu bleiben. In der zweiten Nacht machten sie sich unsichtbar und mein Gewehr mit. Ich habe bisher vergeblich nach ihnen gesucht; aber wehe ihnen, wenn ich auf ihre Spur gerate! Warum fragt Ihr nach dem Gewehr?“
    „Weil – – doch sagt erst, woher Ihr kommt und wohin Ihr wollt!“
    „Ich komm dieses Mal von den Sand Hills herüber, wo ich diesen Gentleman getroffen habe, der grad dorthin will, wohin auch ich wollte, nämlich zu Avaht-Niah, dem Schoschonen. Wir denken, ihn und seinen Stamm jetzt in der Gegend der Wasatchberge zu finden.“
    „Da irrt Ihr Euch. Er ist am Schwefel- und Hobacksfluß zu suchen.“
    „Das ist ja gar nicht weit von hier! Wir wollen ihn nämlich warnen. Dieser Gentleman weiß, daß die Krähen die Schlangen überfallen wollen; darum reiten wir, was die Pferde nur laufen können, um Avaht-Niah zu warnen.“
    „Das ist nicht nötig. Er weiß es schon. Winnetou ist bei ihm.“
    „Unser herrlicher Apatsche? Wie kommt es, daß Ihr nicht beisammen seid, Mr. Shatterhand?“
    „Weil ich jetzt hinauf nach dem Fremonts Peak muß, um Euer Gewehr zu holen“, antwortete ich.
    „Mein – – mein – – – welches denn?“ fragte er

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