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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lange, so kamen sie mit ihnen. Ich war neugierig, was der Apatsche nun bestimmen würde. Er gab ihnen folgenden Bescheid:
    „Ihr habt uns mit Kampf und Tod bedroht; wir werden euch das verzeihen. Aber solche Leute dürfen nicht in unserer Nähe sein. Ich werde euch fortschaffen lassen mit allem, was euch gehört; wir nehmen euch nichts. Aber wenn ihr nach hier zurückkehrt, so lange wir uns hier befinden, werdet ihr erschossen. Winnetou schwört nie; sein Wort gilt als Schwur!“
    Sie wurden auf ihre Pferde gebunden und Teeh, der gewandte Schoschonen-Kundschafter, erhielt mit noch drei Roten den Auftrag, sie bis hinunter zum New-Fork zu bringen; dort sollten sie freigegeben werden und ihre Waffen erhalten. Als sie fortritten, schimpfte Welley wie ein Rohrspatz und drohte mit blutiger Rache. Reiter war still. Hiller richtete sein Abschiedswort nur an mich:
    „Da habe ich nun wieder einen gottesfürchtigen Menschen kennen gelernt! Diese Heuchler sind doch alle Schurken! Hier raubt uns sogar der heilige Old Shatterhand unser Eigentum vor der Nase weg und schlägt uns in Fesseln, daß wir uns nicht wehren können. Pfui! Ihr habt mir vorgestern in Eurer heuchlerischen Frömmigkeit mein Wort vom Bären übelgenommen. Ich wiederhole heut: er soll mir das Gehirn ausfressen, wenn ich diese Spitzbüberei nicht heimzahle, sobald es möglich ist!“
    Nach dieser Drohung verschwand er hinter den Felsenstücken. Er verließ uns wieder, ohne ein Wort von dem zu erfahren, was ich ihm zu sagen hatte; er war selbst schuld daran. Als ich Winnetou mit einem Wink auf Carpio nun fragend anblickte, sagte er:
    „Die Pferde dieser Gefangenen hier stehen da hinten am Wasserfall. Mein Bruder hole sie und bringe Carpio mit Hilfe des fünften Schoschonen hinunter in das Lager. Der Schoschone muß wiederkommen: mein Bruder aber kann unten bleiben!“
    Ich ging mit dem Schoschonen nach der Felsenwand. Da sahen wir die fünf Pferde, Corners Fuchs, Petehs und Yakonpi-Topas Tier und noch zwei vorzügliche Schoschonengäule. Zugleich bemerkten wir nun, in welcher Weise Winnetou den Bach abgeleitet hatte. Dieser machte, kurz nachdem er aus der Felsenwand getreten war, eine scharfe Krümmung rechts nach dem Felsenabsturz, wo wir heraufgeklettert waren. Er kam dem Rande desselben auf höchstens vier Meter nahe, und zwar an der Stelle, wo der Riß hinunterlief, den uns der Apatsche als das Ableitungsbette des Wassers bezeichnet hatte. Die vier Meter Erdraum waren früher einmal aufgegraben worden, um das Wasser nach dem Riß zu führen; dann hatte man diesen Abzugsgraben in der Weise wieder zugefüllt, daß drei Steinplatten quergelegt und die Zwischenräume mit loser Erde zugeworfen worden waren. Wollte man jetzt den Bach ableiten, so brauchte man nur die drei Platten zu entfernen, wozu allerdings ein sehr kräftiger Mann gehörte; dann lenkte der Bach von selbst herein, riß die Erde aus eigener Kraft fort und stürzte sich in den Riß hinab.
    Wir führten die Pferde nach dem Finding-hole und setzten Carpio auf Corners Fuchs, den er schon geritten hatte. Wir stiegen auch auf; ich hielt mich an Carpios Seite, und der Schoschone hatte das vierte und fünfte Tier zu führen. Als wir fortritten, brüllten uns Corner, Eggly und Sheppard nach, daß wir verfluchte Pferdediebe seien.
    Es ging sehr steil abwärts, weshalb es nicht leicht war, Carpio zu stützen, doch versicherte er auch jetzt, daß ihm die Freude, mich wiederzusehen, neue Kraft gegeben habe, und so kamen wir schließlich wohlbehalten unten an. Das Passieren durch die Felsenenge geschah sehr langsam; dann hatten wir ihn in Sicherheit. Er brauchte nicht aus dem Sattel gehoben zu werden, sondern stieg selbst herab, um sich aber gleich niederzusetzen. Der Schoschone hobbelte die Pferde an, für welche Gras genug dastand, wenigstens für jetzt; für längere Zeit reichte es freilich nicht. Dann ging er, um nach dem Finding-hole zu Winnetou zurückzukehren.
    Ich zündete zunächst ein tüchtiges Feuer an und machte dem Jugendfreunde mit Decken eine weiche, warme Unterlage. Wir wurden nicht naß, weil es, wie Winnetou vorhergesagt hatte, nicht mehr schneite. Jetzt hatte Carpio Appetit zum Essen bekommen, und ich sah mit Freude, daß es ihm vortrefflich schmeckte. Während er aß, fragte er mich:
    „Wie ist es denn noch mit dem Zweikampf geworden? Du hast doch gesiegt?“
    „Ja, sonst wäre ich nicht hier.“
    „Ja, richtig! Ich ging fort, um meinen Revolver zu holen. Ich wollte Peteh erschießen,

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