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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie vorzuzeigen, der unvorsichtige Mensch! Indem er sie mir hinzeigte, fuhr er fort:
    „Habt Ihr wohl eine Ahnung, für wieviel das Gold ist? Sagt es mir doch einmal!“
    „Fünf Dollars“, antwortete ich, obwohl ich wußte, daß die Nuggets einen Wert von wenigstens fünfundzwanzig hatten.
    „Fünf – Dollars!“ lachte er. „Ihr seid fünfmal verrückt, Mr. Meier! Wenn Ihr mir dreißig geben wollt, so bekommt Ihr das Gold noch lange nicht! Und nun hört, was ich Euch sage!“
    Er bog sich über den Tisch herüber und flüsterte mir in wichtigem Tone zu:
    „Ich habe wenigstens einen halben Zentner solcher Nuggets; damit Ihr eine richtige Idee bekommt, sage ich es Euch im deutschen Gewicht, weil Ihr ein Deutscher seid; das sind also über vierzehntausend Dollar. Versteht Ihr mich wohl?“
    „Yes!“
    „Und Welley hat noch mehr, viel mehr! Habt Ihr eine Ahnung, woher wir diese Menge von Goldstaub und Körner haben?“
    „No!“
    „Wollt Ihr es wissen?“
    „Yes!“
    „Seid Ihr aber auch verschwiegen, Mr. Meier, sehr verschwiegen?“
    „Yes!“
    „Gut, weil Ihr das seid, will ich es Euch sagen.“
    Er ließ die Nuggets wieder in die Tasche fallen und sprach weiter:
    „Ihr wißt natürlich nicht, was man unter einer Bonanza, einem Placer oder einem Finding-hole versteht. Ich will es Euch sagen. Eine Bonanza ist eine Stelle, wo das Wasser einen mächtig großen Goldklumpen aus dem Gestein gewaschen hat; solche Orte sind aber nur außerordentlich selten; es sollen Klumpen von mehr als Zentnerschwere gefunden worden sein. Ein Placer ist überhaupt eine Stelle, wo Gold in irgendeiner Form gefunden wird. Mit den Finding-holes aber hat es eine eigenartige Bewandtnis. Wenn nämlich das Wasser das Gold aus den Bergen heruntergeschwemmt hat, nimmt es dasselbe je nach der Schwere langsamer oder schneller mit sich fort und rollt die Stücke rund ab wie Steine, die man in einem Flußbette findet. Gibt es nun unten auf dem Grund des Wassers ein tieferes Loch, einen Spalt im Gestein oder eine sonstige Vertiefung, so wird alles Leichtere darüber hinweggerissen, während die größeren Goldstücke ihrer Schwere wegen in das Loch fallen und dieses nach und nach ausfüllen. So ein mit Gold an- oder ausgefülltes Loch wird ein Finding-hole genannt. So lange es sich unter Wasser befindet, kann man es nur durch irgendeinen Zufall entdecken; aber es kommt auch nicht sehr selten vor, daß das Wasser plötzlich einmal einen andern Lauf nimmt, sich ein anderes Bett gräbt; dann wird das vorige Bett bloßgelegt und trocknet aus, so daß das Gold zu sehen ist. Nach und nach wehen die Winde von Staub, Laub und andern Dingen eine Decke darüber, unter welcher das Finding-hole wieder verschwindet, aber das Auge eines guten Goldsuchers ist scharf und weiß die Stelle trotz der darauf liegenden Erdschicht zu entdecken. Habt Ihr das verstanden, Sir?“
    „Yes!“
    „Schon wieder nur yes! Mr. Meier, ich sage Euch, wenn Ihr es Euch nicht angewöhnt, den Mund weiter aufzutun, werdet Ihr es im Leben nicht weit bringen! Denn wer nicht mit seinem Mundwerke umzugehen weiß, der bleibt immer auf der Stelle sitzen, wo er sitzt!“
    „Auch wenn er auf einer Bonanza oder einem Finding-hole sitzt?“
    „Auch dann! Was nützt ihm das Gold, wenn er darauf sitzenbleibt und nicht fortgeht, um es zu verkaufen? Übrigens habt Ihr jetzt zum erstenmal ein paar Worte mehr als nur eines gesagt, und ich will hoffen, daß Ihr bei diesem bessern Modus bleibt! Ihr seid sonst ein ganz guter, gesprächiger und redseliger Gesellschafter; aber ich gebe Euch den guten Rat, nicht so wortkarg zu bleiben wie bisher!“
    „Danke, Mr. Watter!“
    „Bitte, bitte! Nun möchtet Ihr wohl wissen, ob ich meine Goldkörner in einer Bonanza, an einem Placer oder in einem Finding-hole gefunden habe?“
    „Yes!“
    „Hört, fangt nicht schon wieder mit diesem dummen Yes an! Es bringt mich aus dem Konzept und macht mich irr. Wenn Ihr etwas Gescheites von mir hören wollt, so müßt Ihr Euch auch bemühen, wie ein gescheiter, ordentlicher Mensch zu reden; das muß ich Euch in allem Ernst bemerken! Eine Bonanza habe ich natürlich nicht gefunden, denn solche großen Klumpen fallen einem nicht so in das Maul!“
    „Würde auch einen tüchtigen Knacks geben und schade um die Zähne sein!“
    „Richtig! Da macht Ihr ja schon einen Witz! Wenn es auch ein herzlich schlechter war, so ist das doch vernünftiger als das ewige Yes und No. Über ein Finding-hole sind wir auch nicht

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