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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gestolpert, denn so ein Glück ist nur dummen Kerlen und nicht so klugen Menschen, wie ich und Welley sind, beschert. Aber ein Placer, ein sehr gutes Placer haben wir entdeckt, und – was nicht immer vorkommt – wir haben Zeit gehabt, es bis zum letzten Körnchen auszubeuten; dann aber war es auch gleich hohe, ja sogar die höchste Zeit, denn es kamen allerlei Lumpenkerle dazu, vor denen sich jeder ehrliche Mann in acht zu nehmen hat. Nun müßte ich Euch die Gegend beschreiben, aber Ihr würdet das doch nicht verstehen, denn Ihr seid nicht einmal ein Greenhorn, sondern der reine Garnichts in Beziehung auf den fernen Westen. Es ist ein reines Elend, wenn man es mit Leuten zu tun hat, welche nur immer in ihrer Tinte sitzen und mit ihrer Schreibfeder auf dem Papiere Windmühle spielen; aber weil Ihr sonst ein leidlich guter und wohl auch gebildeter Gesellschafter seid, soll es mir auf wenigstens einige notwendige Andeutungen nicht ankommen.“
    Er tat einen tiefen Zug aus seinem Glase und fuhr dann fort:
    „Seid Ihr vielleicht im schönen Staate Idaho geboren?“
    „No!“
    „Nicht! Das ist sehr gut und doch auch wieder sehr schade für Euch, Mr. Meier. Gut, weil man Euch da für einen Menschen halten kann, mit dem man umgehen darf, denn da oben habe ich fast nur lauter Gesindel gefunden. Schade, weil dort das Gold nur so aus der Erde strebt und Euch, wenn Ihr dort das Licht dieser Welt erblickt hättet, vielleicht zwei große Klumpen davon über Eurer Wiege zusammengewachsen wären. Ich sage Euch, man hat von da oben Millionen an Gold und Silber und andern Metallen heruntergeschleppt. Ich wollte natürlich auch mein Teil davon haben und bin also mit meinem Kumpan Welley und einigen andern unternehmenden Männern hinauf. Habt Ihr vielleicht einmal in dem Stihi-Creek gebadet?“
    „No!“
    „Hört, in solchen Fällen will ich Euer No gelten lassen, sonst aber nicht! Ihr seid ein vortrefflicher Mensch und darum gönne ich es Euch, daß Ihr nicht so dumm gewesen seid, ein solches Bad zu nehmen. Der Stihi-Creek ist nämlich seiner sogar im Sommer ganz unbegreiflich großen Kälte wegen berüchtigt. Man sagt, daß selbst die Fische drin erfrieren. Ob sein Name in irgendeiner Beziehung zu dieser Kälte steht, kann ich nicht sagen, weil niemand weiß, was Stihi bedeutet.“
    „Stihi ist ein schoschonisches Wort und bedeutet den höchsten Grad von Kälte, also eiskalt.“
    Es machte mir heimlich Spaß, daß er mit einem schnellen Rucke emporfuhr und mich mit großen Augen maß.
    „Wie – – was – – – wie?“ stieß er erstaunt hervor.
    „Und unbegreiflich kann ich diese Kälte ganz und gar nicht finden, denn der Stihi-Creek wird direkt von den Eiswassern des Fremonts-Peak gespeist.“
    „Auch das noch? Auch das wollt Ihr wissen? Will dieses Küchlein schoschonisch gackern und wirft mit Schneebergen um sich, als ob sie Gummibälle wären!“ Er setzte sich wieder nieder und fügte lachend hinzu: „Aber ich gestehe, daß dieser Witz besser ist als der, den Ihr vorhin gemacht habt. Ich sehe, daß trotz Eurer früheren Wortkargheit noch ein ganz vernünftiger Mensch aus Euch werden kann, mein lieber Mr. Meier. Also vom Stihi-Creek muß ich sagen, daß er sehr goldreich ist; ich weiß es aus Erfahrung, denn an seinem Ufer lag das Placer, dem wir unsere Nuggets entnommen haben. Wir hatten eben alles eingepackt und wollten uns am nächsten Tage auf den Rückweg machen, als vier Kerle geritten kamen und sich an uns machten. Sie gaben sich alle Mühe, uns auszufragen, bekamen aber natürlich keinen Bescheid. Sie ärgerten sich darüber umsomehr, als sie in der weithin aufgewühlten Erde sahen, daß wir hier gearbeitet und wohl auch gute Geschäfte gemacht hatten, denn sie mußten die festen Ledersäcke bemerken, in denen die kleineren Nuggetbeutel steckten. Ich glaubte, sie hätten uns am liebsten kaltgemacht; aber wir legten die Revolver nicht aus unsern Händen weg und machten, um aus ihrer Nähe zu kommen, uns noch am gleichen anstatt erst am andern Tage auf den Weg.“
    „Sie sind Euch aber wohl gefolgt?“
    „Hm! Diese Frage ist gar nicht dumm, denn sie trifft das Richtige. Wir sind nämlich den Green-River hinab. Am Einflusse des Big Sandy-Creek machten wir eine längere Rast und merkten da, daß sie hinter uns her waren. Wir machten uns also schnell weiter fort, sahen sie aber, als wir über den South-Paß gingen, wieder auf unserer Fährte. Am Sweetwater hätten sie uns beinahe des Nachts

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