060 - Bis zum letzten Schrei
zehn
Meilen gegen den Wind riechst, dann bist du nicht zu halten.« Effers fand es
als selbstverständlich, daß er seine Rechte um die schlanken Hüften der Dänin
legte.
Tullier schluckte.
»Du hast mir mit Geld ausgeholfen, weil ich dir versichert habe, du würdest
innerhalb von achtundvierzig Stunden den ganzen Betrag zurückhaben. Andernfalls
gehört mein Jaguar dir.«
Effers
grinste. »Das habe ich schriftlich.«
»Richtig,
Maurice. Aber ich habe dir nicht empfohlen und schon gar nicht gestattet, meine
Freundin anzutasten.«
»Oh, ich habe
nicht gewußt, daß sie das nicht gern hat«, wunderte sich der andere, ohne das
überlegene Lächeln zu unterlassen. »Du hast mich gebeten, mich um sie zu kümmern,
während du spielst, weil du es nicht leiden kannst, wenn dir einer beim Setzen
über die Schultern guckt. Da tut man dir einen Gefallen, und prompt paßt es dir
nicht.«
Vivi Carlson
hob die Augen. »Vielleicht hat er noch gar nicht gemerkt, daß ich auch noch
etwas dazu zu sagen habe, Maurice«, sagte sie leise.
Simon Tullier
merkte spätestens in diesem Augenblick, woher der Wind wehte. »Per du seid ihr
auch schon?«
»Du hast ein
feines Gehör«, grinste Effers.
»Ich bestimme
immer noch selbst, von wem ich mich anfassen lasse und von wem nicht, Cherie«,
flötete Vivi Carlson. Ihre Augen strahlten. Sie waren klar wie ein Bergsee. »Wie
ich die Dinge sehe, scheint es so zu sein, als ob heute nacht in dem
Doppelzimmer, das wir gemietet haben, nur ein Bett belegt sein wird. Nämlich
deines, Simon.«
Maurice
Effers zuckte die Achseln. »Da kann man nichts dran machen, Simon. Glück in der
Liebe – Pech im Spiel! Bei dir scheint es heute umgekehrt zu sein. Sei froh
darüber!«
»Wenn du sie
anrührst, Maurice, dann bring ich dich um!« preßte Simon Tullier zwischen den
Zähnen hervor. Sein Gesicht war puterrot. Er mußte an sich halten, um hier im
Beisein von vielen Menschen keine Auseinandersetzung zu provozieren.
»Aber Simon!
Wer wird den gleich so heftig sein!« Maurice Effers Stimme klang kein bißchen
aufgeregt. »Laß jedem Menschen doch seine Freiheit! Jemanden zwingen wollen – das
wäre doch grundverkehrt. Und es widerspräche auch ganz deinen Prinzipien, nicht
wahr?«
Effers
bewies, daß er Simon Lautrec Tullier genau kannte. »Du nimmst es doch sonst
nicht so genau. Wenn sich ein Mädchen für einen anderen entscheidet, dann ist
das okay. Respektiere das! Hier sind viele schöne Frauen. Dir fällt es bestimmt
nicht schwer, mit einer davon anzubändeln. Frauen sind doch deine Spezialität.
Wenn du heute abend scharf auf Blond bist, dann probier’s doch da drüben bei
Tisch drei. Die Blondine ist eine Klasse für sich, findest du nicht auch?«
Kaum merklich
bewegte Effers den Kopf in Mornas Richtung.
Simon Tullier
warf einen Blick zu dem Spieltisch hinüber. Morna Ulbrandson saß so, daß ihr
Gesicht genau dem Eingang zugewandt war.
Tulliers
arrogante Lippen verzogen sich. »Ja«, meinte er leise. »Nicht schlecht. Danke
für den Tip, Maurice!« Ohne der Dänin oder Effers noch einen Blick zu gönnen, machte
er auf dem Absatz kehrt und ging auf Tisch 3 zu.
Tullier
spielte weiter sein Spiel, aber er fing jetzt auch zu flirten an. Das machte er
geschickt. Er gab Morna Tips. Und sie gewann sogar. Morna blieb kühl und
reserviert, obwohl sie es interessant fand, mit diesem merkwürdigen Mann ins
Gespräch zu kommen. Sie wußte nur zu gut, was für ein Spiel er mit ihr treiben
wollte. Er rechnete sich Chancen aus.
Aber sie ließ
ihn abblitzen.
Tullier, an
schnelle Erfolge beim weiblichen Geschlecht gewöhnt, warf die Flinte ins Korn,
als er erkannte, daß er hier nicht den gewohnten Sieg davontragen würde.
Wenig später
verließen Morna Ulbrandson und Petra Dolega den Spieltisch und leisteten Frank
Dolega in der Bar Gesellschaft.
»Es gibt
seltsame Zufälle im Leben«, meinte Morna Ulbrandson einmal, während sie an
ihrem eisgekühlten Drink nippte. »Ich habe das Gefühl, daß ich dem Burschen
noch mal über den Weg laufe.«
Frank Dolega
grinste. »Das wäre schon ein toller Zufall, Morna. Unser Programm für morgen
kennst du? Wir wollen mit dir eine Fahrt ins Elsaß machen. Gut essen und
trinken gehen, vor allen Dingen einen anständigen Rotwein, wie du ihn kein
zweites Mal irgendwo findest. Und abschließend wollen wir dir noch eine alte
Burg zeigen, Schwarzenstein. Die Festung stammt aus dem 13. Jahrhundert. Aber
so gut wie Schwarzenstein ist keine erhalten.«
»Okay,
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