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060 - Jenseits der Dämmerung

060 - Jenseits der Dämmerung

Titel: 060 - Jenseits der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Oberfläche kannte.
    »Maadi?«, versuchte sie es erneut. »Lass uns bitte gehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Mols uns entdecken.«
    »Das haben sie längst. Ich kann sie spüren.« Ihre Stimme klang völlig sorglos, beinahe beschwingt.
    Aruula drehte sich um, obwohl in der Dunkelheit nichts zu erkennen war. Allerdings bezweifelte sie, dass die Mols wirklich in der Nähe waren, sonst wären sie und Maadi wohl nicht mehr am Leben.
    »Wie oft bist du schon hier gewesen?«, fragte sie.
    Maadi lachte. »Welchen Grund hätte es gegeben, vorher schon hierher zu kommen? Habe ich dir nicht gesagt, dass meine Familie erst heute verschwunden ist?«
    »Doch, ich dachte nur, du wärst vielleicht öfter hier unten…« Aruula ließ den Satz ausklingen. Im Kerzenlicht waren die Wände des Gangs jetzt nicht mehr zu sehen. Anscheinend hatten sie eine Art Höhle erreicht. Sie ging weiter, spürte, wie der Boden unter ihren Füßen zuerst sandig, dann felsig wurde.
    »Sieh doch!«, hörte sie Maadi plötzlich rufen. »Ein Haus!«
    Aruula folgte ihr und sah, wie sich ein Umriss aus der Dunkelheit schälte. Auf den ersten Blick erinnerte das riesige Etwas tatsächlich an ein Haus. Es war bestimmt zehn Schritte lang und drei Speerlängen hoch. Auf dem überstehenden Dach lag eine Dreckschicht, die Fenster waren blind vom Staub. Nur die Räder, die man an der Unterseite erkennen konnte, passten nicht zum Anblick des Hauses.
    Es kann sich bewegen, dachte Aruula, während sie ihr Schwert zog und Maadi am Arm fasste. »Lass mich zuerst hinein. Du bist unbewaffnet.«
    »Einverstanden. Aber wenn du meine Kinder siehst, darfst du sie nicht erschrecken. Sie haben vielleicht Angst, wenn sie das Schwert sehen.«
    Aruula stieg drei Stufen hoch und sah sich um. Links von ihr hing ein Metallgeländer, das ebenso wie die Treppe fingerdick mit Staub bedeckt war. Rechts war eine Holztür, die schräg in den Angeln hing. Vor ihr befand sich die Höhlenwand.
    »Gib mir eine Kerze«, sagte Aruula.
    Maadi zog eine aus dem Ring um ihren Kopf und reichte sie weiter. Aruula versuchte die Tür mit der Schwertspitze aufzustoßen, erreichte jedoch nur, dass die rostigen Angeln wegbrachen und das schwere Holz mit einem Knall in den Raum fiel. Staub wallte auf und nahm ihr für einen Augenblick die Sicht. Die Kerze flackerte, brannte jedoch weiter.
    Maadi schrie auf. »Tu den Kindern nicht weh!«
    Aruula ignorierte sie und betrat den Raum, als sich der Staub gelegt hatte. Direkt vor ihr befand sich ein Gang, rechts und links davon hölzerne Bänke, die sie in ihrer Anordnung an den Zug erinnerten, mit dem sie und Maddrax vor dem Weltrat geflohen waren. Allerdings wirkte hier alles viel primitiver.
    »Sind sie hier?«
    Maadi drängte sich vorbei. Heißer Wachs spritzte auf Aruulas Schulter und ihren Arm.
    Die Wärme der Kerzen strich wie ein warmer Windzug über ihr Gesicht.
    Ohne auf ihre Umgebung zu achten, bahnte sich Maadi den Weg durch den Gang. Ihr Umhang wischte Staub und Dreck von den Bänken, und Aruula bemerkte, dass einige davon gepolstert waren.
    Maadi erreichte die zweite Tür, die sie ohne große Schwierigkeiten öffnen konnte. Dahinter sah Aruula eine Metallwand, an der eine Leiter nach oben führte.
    »Es ist niemand hier!«, rief sie Maadi zu, als die daran emporzuklettern begann. »Wir sind allein!«
    »Dann werden sie bald zurückkommen. Ich bin sicher, dass sie sich hier versteckt haben.«
    Aruula schüttelte nur den Kopf, ohne zu antworten. Die Entdeckung dieses Hauses auf Rädern schien Maadis Wahnsinn noch Nahrung zu geben. Jetzt da sie glaubte, ihre Familie gefunden zu haben, würde sie kaum von der Rückkehr zu überzeugen sein.
    Was soll ich jetzt tun?, fragte sich Aruula. Natürlich konnte sie versuchen, den Weg zurück allein zu finden, doch damit überließ sie Maadi einem Schicksal, das sie unweigerlich in den Tod führen würde. Die Alternative war, sie zu betäuben und mitzuschleppen, doch dazu konnte sich Aruula noch nicht so recht überwinden.
    Wenn ich nur lauschen könnte, dachte sie und verfluchte die Gedanken, die sie immer wieder an diesen Punkt zurückführten. Es musste einfach eine andere Möglichkeit geben, um dieses Problem zu lösen.
    Aruula verließ den Raum und hockte sich auf die oberste Stufe der Treppe. Frustriert starrte sie auf die Kerzenflamme, beobachtete, wie das Wachs langsam nach unten lief und in den Staub tropfte. Sie konzentrierte sich auf Maadi, versuchte im Geist all das zu ordnen, was sie

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