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060 - Jenseits der Dämmerung

060 - Jenseits der Dämmerung

Titel: 060 - Jenseits der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Enden über das Dach geworfen. Dann schulterte Aiko das Gewehr und seilte sich ab. Peck folgte und landete nur Sekunden später neben ihm im Matsch. Breitbeinig ging er bis in die Mitte der Straße und blieb stehen.
    »Wenn du am Rand stehen bleibst«, sagte er so laut, dass man ihn auch auf dem Dach verstehen musste, »werden sie sich auf mich konzentrieren. So schnell wie dein Gewehr feuert, wirst du mindestens drei töten, bevor sie ihren Fehler bemerken. Die restlichen beiden erledigen wir dann auch noch.«
    Er zog sein Schwert und fasste es mit beiden Händen. Aiko fühlte sich an einen Samurai aus alten Zeiten erinnert, der an der Spitze seines Heeres dem Feind entgegensieht – nur dass dieses Heer aus einem Mann und einem Gewehr bestand.
    Die Tak 02 lag locker in seiner Hand. Aiko spürte den Abzug unter seinen Fingerspitzen und den getrockneten Schlamm, der langsam zu Boden rieselte. Das Pfeifen der Sucher war so laut in seinen Ohren wie das Schlagen seines eigenen Herzens. Die Nachtluft schmeckte kalt und rein.
    Es war der Moment vor dem Kampf, der stets am klarsten war. Dann, wenn die Sinne angespannt und offen waren und das Adrenalin durch den Körper strömte, erschien die Welt heller und lauter. Aiko liebte diese Sekunden der Klarheit, die stets viel zu früh beendet waren, ob durch heranstürmende Krieger, streitlustige Räuber oder durch die mutierten Riesenmaulwürfe, die sich in diesem Augenblick aus dem Schlamm erhoben.
    Peck hob sein Schwert und schrie ihnen Obszönitäten entgegen. Die Mols verharrten mit pendelnden Körpern, schienen der Situation nicht zu trauen. Einer von ihnen wandte sich Aiko zu, der völlig ruhig blieb und die Show Peck überließ. Der Körper des Mols fiel seitlich zurück in den Schlamm, als er sich seinen Artgenossen anschloss und zur Mitte der Straße kroch.
    Aiko wartete, den Finger fast am Abzug. Noch deckten zwei Mols drei andere mit ihren Körpern und schränkten das Schussfeld stark ein.
    Na kommt schon, dachte er.
    Jetzt begannen sie auseinander zu fächern und Peck einzukreisen. Aiko zielte nicht. Er hatte die Maschinenpistole auf lange Feuerstöße eingestellt, hoffte bereits mit einer ersten breit gestreuten Salve drei oder vier Tiere auszuschalten.
    Die Mols richteten sich vor Peck auf.
    Aiko verstärkte seinen Griff um die Waffe, wartete, bis er alle vor der Mündung hatte, und zog durch. Nichts geschah.
    Er wartet lange, dachte Matt ungeduldig, sehr lange.
    Die Mols hatten sich fast um Peck verteilt, und noch immer hatte Aiko nicht reagiert.
    Vielleicht hoffte er auf ein besseres Schussfeld, aber mit jeder Sekunde, die verging, wurde die Situation riskanter.
    »Was tut dein Freund? Warum schießt er nicht?« Quee hielt seine Harpune in beiden Hände. Die Knöchel seiner Finger traten weiß hervor.
    »Er weiß schon, was er – shit!«
    Unter ihm lief Aiko aus seiner Deckung. Im gleichen Moment stießen sich die Mols aus dem Schlamm ab und warfen sich Peck entgegen. Matsch spritzte empor, hüllte die ganze Szenerie ein und machte es unmöglich zu sehen, was geschah.
    Matt wollte schießen, zögerte dann jedoch. Das Risiko, einen der beiden Menschen zu treffen, war groß. Er steckte den Driller zurück und zog Quee vom Seil weg.
    »Blieb hier oben! Du musst die Harpunen koordinieren.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, seilte er sich ab, überwand das letzte Stück mit einem Sprung und lief los. Ein paar Meter entfernt tauchte ein Mol auf. Matt nahm die Waffe in beide Hände und drückte ab.
    Die Explosivgeschosse drangen tief in das Tier ein. Eines riss seine Vorderpfote auseinander, ein anderes schlug in seine Brust ein. Der Mol schrie beinahe wie ein Mensch, sackte zurück in den Schlamm und wälzte sich sterbend darin. Matsch spritzte meterweit durch die Luft.
    Die anderen Tiere reagierten auf seine Schreie und den stechenden Blutgeruch.
    Wahnsinnigen gleich schlugen und traten sie um sich, wühlten den Schlamm auf, bis nichts mehr zu erkennen war außer sich windenden Körpern.
    Plötzlich hörte Matt Schüsse, eine kurze Salve nur, aber eindeutig der Tak 02 entstammend. Er fuhr herum und sah kurz Mündungsfeuer aufblitzen.
    »Ich bin hier!«, schrie Aiko über den Lärm hinweg.
    »Okay!« Matt duckte sich unter einem Matschklumpen hinweg und warf sich erschrocken zur Seite, als dem Klumpen eine Klaue folgte. Instinktiv trat er danach, bevor er den Driller hochbrachte und schoss.
    Vergiss nicht, warnte eine innere Stimme, du hast nur noch zwanzig Schuss. Und

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