060 - Jenseits der Dämmerung
ganzen Raum verteilten, und Lehmspuren von jemandem, der barfuß ging. Sie verliefen sehr gradlinig, als habe die Person das Zimmer so schnell wie möglich verlassen wollen.
»Aruula?«, fragte er laut. Neben ihm zuckte Quee erschrocken zusammen und überspielte die Reaktion mit einem peinlich berührten Grinsen.
Matt folgte den Spuren ins nächste Zimmer und bis zu einem Loch im Boden. Ein letzter Pfeil, mit dem Finger in den Dreck gekratzt, beseitigte seine Zweifel.
»Sie war hier«, sagte er, »und sie ist in dieses Loch geklettert.«
Er leuchtete hinein und sah den Tunnel, der darunter verlief.
»Dann hat sie etwas sehr Dummes getan.« Peck ging am Rand des Lochs in die Hocke.
»Dort unten gibt es nichts außer Mols und den Tod.«
»Es gibt noch etwas anderes dort unten.«
»Und was?«
Matt lächelte knapp. »Uns.«
***
Aruula hatte getan, was sie konnte. Sie hatte Maadi zurück in den fahrbaren Raum gebracht, die Tür in den Rahmen gelegt und mit einer umgestürzten Holzbank verkeilt. Die Fenster auf der linken Seite befanden sich weniger als eine Handbreit von der Felswand entfernt und konnten von den Mols nicht geentert werden. Die auf der rechten Seite hatte Aruula mit Kerzen gesichert. Auch wenn die Scheiben halb blind waren, musste doch die Menge allein genügen, um die Tiere auf Abstand zu halten. Dass sie sich hoch genug aufrichten konnten, um die Fenster zu zerschlagen, glaubte Aruula zwar nicht, aber es half ihr, sich mit diesen Schutzmaßnahmen vom eigentlichen Problem abzulenken.
Mit den letzten Kerzen sicherte sie die Treppen auf beiden Seiten des Raums, dann schob sie die Tür zurück in den Rahmen und drückte die Holzbank dagegen. Anschließend setzte sie sich auf eine der Holzbänke und umschloss ihre Knie mit den Armen.
»Warten wir jetzt?«, fragte Maadi, die mit gefalteten Händen äußerst damenhaft auf einer gepolsterten Bank saß. Mittlerweile hatte sich Aruula so an ihr wächsernes Gesicht gewöhnt, dass sie es kaum noch bemerkte.
»Ja«, sagte sie. »Wir warten.«
»Haben sie gesagt, wann sie zurückkehren?«
»Nein, sie haben nichts gesagt.« Aruula gähnte und stützte das Kinn auf die Knie. Maadi verhielt sich erstaunlich ruhig und hatte sich sogar ohne Murren von ihren kostbaren Kerzen getrennt. Sie schien zu ahnen, dass sie das Ende ihrer Reise erreicht hatte und die Suche vorüber war. Vielleicht gaukelte der Wahnsinn ihr dieses Szenario vor, um sie nicht mit der Wahrheit konfrontieren zu müssen – einer Wahrheit, die von den Mols am Rande der Höhle diktiert wurde und ihren Tod bedeutete.
»Du hast doch mit ihnen gesprochen?«, fragte Maadi zum wiederholten Male.
Aruula schloss die Augen. Sie war es Leid, die ewig gleichen Fragen zu hören und die ewig gleichen Antworten zu geben, aber sie wusste, dass sie nur so für eine Weile Ruhe bekam und nachdenken konnte.
»Ja«, antwortete sie also wie erwartet. »Sie sagen, dass sie dich vermissen und froh sind, dass du sie gefunden hast. Sie müssen nur noch etwas erledigen, dann holen sie dich hier ab.«
Maadi lächelte.Eine Wachsplatte sprang von ihrer Wange ab und fiel zu Boden. Die Haut darunter war gerötet und schuppig.
»Hoffentlich kommen sie bald. Sie sind bestimmt hungrig.«
Der Gedanke an Nahrung ließ das nächste Problem in Aruulas Gedanken aufsteigen. Sie hatten kein Wasser, kein Essen und besaßen keine Möglichkeit sich etwas zu besorgen.
Die Mols dort draußen hatten einen Angriff nicht nötig. Sie mussten einfach nur warten, bis ihre Beute verdurstete.
Aber das werden sie nicht, dachte Aruula. Sie werden kommen, sobald die Kerzen verlöschen. Und dann werden wir sterben.
***
»Ihr hättet wirklich nicht mitkommen müssen.« Es war Matt fast schon ein wenig peinlich, dass Peck seine Ehrenschuld so ernst nahm.
»Doch.«
Das war die einzige Antwort, die er darauf erhielt. Schweigend gingen sie weiter durch die Tunnel. Da jeder von ihnen eine Öllampe trug, war der Gang rund um sie herum fast taghell erleuchtet, was es ihnen ermöglichte, den großen Ansammlungen von Molkot aus dem Weg zu gehen.
»Was ist das für ein Fluch?«, fragte Matt nach einer Weile, um das Schweigen zu brechen.
Pecks Blick schien in weite Ferne zu schweifen. »Die Leute nennen ihn den Fluch von Mad Maadi. Ihrer Familie gehören zwei der größten Schiffswerften in Pootland. Wie ihr vielleicht wisst, ist die Stadt für ihre Schiffbaukunst berühmt .«
»Ich hörte davon.«
»Benn, ihr Mann, war ein ehemaliger
Weitere Kostenlose Bücher