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060 - Trip in die Unterwelt

060 - Trip in die Unterwelt

Titel: 060 - Trip in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hinaufzuschleppen. Jeder von uns rutschte vor Erschöpfung hundertmal aus. Wir taumelten alle.
    Es war weit nach Mitternacht, als ich endlich die Riegel vorschob, nachdem Coco vor jedem Eingang ein magisches Zeichen angebracht hatte. Dann halfen wir uns gegenseitig. Wir duschten, ich teilte trockene Kleidung aus. Wir zwangen Dorian und Angela, etwas zu trinken und zu essen. Coco brachte Angela, die vollkommen ruhig geworden war, in mein Bett; und irgendwie gelang es uns auch, zu schlafen. Fast gleichzeitig erwachten wir am nächsten Tag. Es war Mittag. Wir sahen aus wie eine Gruppe von Schiffbrüchigen, die sich an Land gerettet hat.

    Das Ende ist schnell berichtet.
    Coco fuhr mit meinem Wagen nach Olbia und kaufte Kleidung und einige riesige Pakete Essen ein. Ich ließ ein paar Kisten Wein kommen. Natürlich erholten sich Coco und ich am schnellsten. Dorian und Coco blieben fünf Tage bei mir. Coco kümmerte sich um Angela und ihn. Sie aßen, schliefen, saßen in der Sonne – schliefen und schliefen.
    Ich begann mit der Niederschrift meiner Erlebnisse. Immer wieder halfen mir Coco und – allerdings weitaus weniger, weil er noch immer geschwächt war – Dorian mit Erklärungen. Ich schilderte nur die Abenteuer, aber ich hatte ein herrliches Gefühl beim Schreiben. Es wurde ein hervorragendes Manuskript. Ich schrieb im Vorwort, der Roman hätte autobiographische Züge. Das schien den Cheflektor zu irritieren.
    Später erfuhr ich auch, wie Coco Zamis mich gefunden hatte. Dorian hatte in London hinterlassen, wohin er reisen würde. Sullivan hatte per Computer herausgefunden, dass sowohl in der Nähe von Dorgali als auch hier in den Bergen nördlich Arzachenas Höhlensysteme existierten. Vom Flugplatz Olbia aus hatte sich Coco einfach durchgefragt; und als sie die Ablehnung der Einheimischen spürte, forschte sie mit ihrer besonderen Gabe nach und fand schließlich mich.
    Nach einer Woche verschwand Angela plötzlich. Sie blieb unauffindbar.
    Ich brachte, nachdem sich Dorian erholt hatte, beide nach Olbia zum Flugplatz. Sie verließen Sardinien, die Gallura und mich mit der ersten Maschine nach Rom. Zu diesem Zeitpunkt war das Manuskript schon fast fertig.

    Einige Tage später
     
    Aprilanfang auf Sardinien. Ich verarbeitete die tausend Schrecken dadurch, dass ich sie niederschrieb, offensichtlich besonders schnell. Heute wehte der Ponente, der milde Vetter des Maestrale. Mitternacht. Die Heizung war abgeschaltet. Das Kaminfeuer brannte hell und erwärmte leicht den Raum. Es herrschte eine geradezu vorbildliche Ordnung – die letzte Erinnerung an die bezaubernde, resolute Coco Zamis. Ich betrachtete fröhlich den Stoß beschriebener Blätter neben der Maschine. Es war ein langes, gutes Manuskript.
    Wieder spielte France 3 Barockmusik. Der Wein im Pokal leuchtete, weil er vor den Flammen stand. Ich saß in dem weichen Sessel, fühlte mich ziemlich gut und war genau in der Stimmung – leicht angesäuselt –, in der man am besten schreibt, weil genügend, aber nicht zu viele Hemmungen abgebaut waren. Wie gesagt – Sardinien kann Ende März, Anfang April auch wunderschöne Tage haben.
    Natürlich dachte ich ununterbrochen an Angela Puddu, die schöne Sardin. Sie hatte nicht einmal gedankt. Sie war einfach verschwunden. Merkwürdiges Volk, diese Leute der Gallura.
    Es klopfte an der Tür. Einen langen Augenblick überfielen mich Erinnerungen. Panik stieg in mir auf. Ich unterdrückte sie und ging langsam zur Tür, den Feuerhaken aus sardischem Schmiedeeisen in der Hand, schob die Riegel zurück und öffnete die Tür.
    Angela! Sie lächelte mich unschuldig und ein wenig verlegen an. Sie trug einen Plastikregenmantel über einem weißen Jeansanzug.
    »Arnoldo«, sagte sie und schob sich an mir vorbei ins Zimmer. »Ich musste kommen. Ich weiß erst jetzt, was vorgefallen ist. Und – weißt du, warum ich weggerannt bin?«
    »Nein«, brummte ich. »Vermutlich aus Liebe und Dankbarkeit.«
    »Aus Liebe und Dankbarkeit bin ich zurückgekommen«, flüsterte sie. »Ich bin nicht mehr blind. Ich sehe zwar nicht mit meinen Augen, aber mein Verstand sieht jetzt die Welt so, wie sie ist. Ich brauche keine Hornhautverpflanzung mehr. Ich habe drei Augen – oder gar vier. Darf ich die nächsten vier Wochen hier schlafen?«
    Ich schob den Riegel wieder vor, schüttelte den Kopf und grinste. Ein komisches Völkchen, diese Leute aus der Gallura. Ich sah zu, wie sich Angela in den Schaukelstuhl neben das Feuer setzte und mich

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