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060 - Trip in die Unterwelt

060 - Trip in die Unterwelt

Titel: 060 - Trip in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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erlernt.
    »Das sollte dein Vater besser nicht hören. Ich kenne die Patronen, mit denen er Ostern auf Orangen schießt. Ich will sie nicht im Bauch haben.«
    Sie trank einen gewaltigen Schluck Wein, als sei sie kurz vor dem Verdursten. Als sie das Glas absetzte, zitterten ihre Finger.
    Ich zündete mir nervös eine Zigarette an und leerte die Flasche ins eigene Glas.
    »Mein Vater – er weiß nicht, wo ich bin. Aber sie werden kommen, Arnoldo. Sie suchen dich. Sie kommen und werden dich brandmarken wie einen Stier.«
    Ich glaubte, mich verhört zu haben. Brandmarken? Mich? Schließlich zahlte ich Miete, und nicht eben wenig.
    »Wer sind sie ?«, fragte ich verblüfft.
    Angela war für mich ein kleines Geheimnis. Natürlich bin ich als Autor für solcherlei Schwingungen besonders empfindlich, aber trotz aller Phantasie und der Fähigkeit, auch in einem harmlosen Vorfall eine dramatische Aktion sehen zu können, blieben viele Dinge um diese junge Frau unerklärlich, fast mysteriös.
    Sie hob den Kopf, als lauschte sie der Musik aus der Macchia, die ich jetzt nicht mehr hören konnte. Ihr Flüstern klang drängend, fast qualvoll.
    »Sie – das sind die Fänger. Nimm die Seelenkristalle nicht! Nimm sie nicht in die Hand, Arnoldo! Sieh sie auf keinen Fall an! Ich muss wieder weg. Komm mit mir! Du bist sonst verloren.«
    Sie hatte Angst, das erkannte ich deutlich.
    Ich schaltete das Kofferradio ab, das nur noch einen zischenden Ton von sich gegeben hatte. Dann schüttelte ich den Kopf, trank einen Schluck Wein und sah sie genauer an.
    »Ich denke nicht daran, wegzulaufen«, sagte ich mit einiger Bestimmtheit. »Ich bringe dich natürlich nach Hause zurück. Dann muss ich aber wieder schreiben.«
    »Sie werden dich fangen und brandmarken, Arnoldo. Komm mit mir! Ich bringe dich an einen Platz, wo du sicher bist.«
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, stöhnte ich auf. Der Esel schrie nicht mehr, aber sein letzter Schrei hatte so geklungen, als wäre das Tier bei einem geheimnisvollen Ritual geschlachtet worden. Der Wind heulte unverändert wütend. Der Regen trommelte gegen die Jalousien.
    »Flüchte, Arnoldo! Komm mit mir, sonst bist du verloren! Du musst sonst qualvoll sterben«, sagte Angela und stürzte den Wein hinunter, als wäre er Mineralwasser.
    »Ich bringe dich zurück«, sagte ich, denn ich konnte mir unschwer vorstellen, was ihr Vater sagen würde, wenn er von jemandem etwas über diesen Besuch zu dieser Stunde erfuhr.
    Dann hörte ich draußen das Geräusch einer Maultrommel und eine klagende Flöte.
    »Zu spät, Arnoldo«, sagte Angela. »Zu spät! Sie sind da! Wir werden beide elend umkommen. Ich habe dich gewarnt. Jetzt können wir nicht mehr fliehen.«
    Ihre leblosen Augen schienen Dinge zu sehen, von denen ich nicht einmal träumte. Im gleichen Augenblick schlugen Fäuste und irgendwelche harten Gegenstände an die Balken der Tür. Langsam drehte ich mich um und verbrannte mir die Finger an der Zigarette; doch ich merkte es kaum. Ich ging mit einem flauen Gefühl im Magen zur Tür und streckte eine Hand nach der Klinke aus. Die Tür wurde geöffnet, ohne dass ich die Klinke berührt hatte. Der Wind schmetterte sie gegen die Wand. Tote Insekten fielen aus den Spinnennetzen. Jemand warf mir aus der Dunkelheit eine weiche, dicke Kugel ins Gesicht. Ich wollte schreien, brachte aber keinen Ton hervor.
    Dann sah ich, wie das Blut an mir herunter lief. Hinter mir schrie Angela lang gezogen und gellend auf.
    Es war eine Tierblase voll warmen Blutes, die mir die Männer – oder waren es Spukgestalten? – ins Gesicht geschmettert hatten.
    Etwa ein Dutzend mittelgroßer Gestalten mit schauerlichen Dämonenmasken drängten mich in den Raum zurück. Ununterbrochen gab die Maultrommel ihr dröhnendes Dong-Ding-Dong von sich. Die Flöten wimmerten. Ich stand in einer Blutlache; Blutspritzer waren auch an den weißen Wänden, breite Bahnen liefen über das Sims herunter.
    Während die Männer einen Kreis bildeten und sich drehend bewegten, ununterbrochen auf Handtrommeln, Flöten und Maultrommeln spielten, schoben sie mich bis zum Tisch zurück. Die junge Frau, die sich in den Schaukelstuhl gekauert hatte, beachteten sie nicht. Angela hatte die Beine hochgezogen und wirkte wie ein verängstigtes kleines Kind, das verprügelt worden war.
    Schauerliche und laute Musik erfüllte bald den großen Raum des Hauses. Ein feierlicher unorganisierter Rundtanz begann. Die Möbel standen dabei im Weg.
    Die Männer trugen Ketten

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