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060 - Trip in die Unterwelt

060 - Trip in die Unterwelt

Titel: 060 - Trip in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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dem stark riechenden Grappa voll.
    Ich schüttete das Zeug hinunter. Mein Magen revoltierte, aber dann breitete sich eine angenehme Wärme in meinem Innern aus.
    »Esel? Wie kommt das? Haben Sie einen Esel überfahren, Signore Arnoldo?«, fragte Fortunato.
    Er glaubte mir nicht, aber er nahm einen Schlüssel vom Brett und winkte mir, ihm zu folgen.
    »Nein. Ich erzähle es Ihnen nachher. Ist noch jemand in der Stazione der Carabinieri?«
    »Vermutlich. Kommen Sie! Geben Sie mir das Hemd und den Pullover!«
    Wir gingen in ein Zimmer. Ich duschte und sah, dass meine Hose nur mäßig beschmutzt war. Ich wusch die betreffenden Stellen mit Seife, und als mir Fortunato ein frisches Hemd brachte, zog ich es an. Dann trafen wir uns in dem winzigen Raum hinter der Rezeption.
    Ich erzählte ihm die Hälfte der Geschichte, nur so viel, wie ich für richtig hielt. Angela erwähnte ich mit keinem Wort.
    Fortunato schaltete die Espressomaschine ein und wartete schweigend. Schließlich hob er den Kopf und lauschte auf den Sturm, der mit unverminderter Wildheit tobte und heulte.
    »Ich glaube Ihnen, Arnoldo, aber ich kenne Sie seit vier Jahren und weiß, dass Sie zu viel Phantasie haben.«
    Ich sollte tatsächlich versuchen, den Roman damit anzufangen, was ich soeben selbst erlebt hatte. Geschichten, die das Leben schrieb. Ich brauchte nichts hinzuzuerfinden.
    Ich sah den weißhaarigen Mann mit den vielen geplatzten Äderchen in der Haut an und sagte schließlich: »Ich muss Ihnen etwas zeigen, Fortunato.«
    Als ich zum ersten Mal diese Insel betreten und mich binnen dreier Tage entschlossen hatte, hier zu bleiben und die Frühlinge und Sommer hier zu verbringen, waren der Barmann dieses Hotels und Fortunato, dieses sardische Faktotum, das einfach alle Arbeiten dieses Hotels verrichtete, auch schon da.
    Tonino sprach schlecht Deutsch und passabel Englisch, Fortunato sprach kein Englisch, aber gut Deutsch, und ich konnte nicht besonders gut Englisch und kein Wort Italienisch. Wir verständigten uns in einem schauderhaften Kauderwelsch, aber diese beiden Männer halfen mir, die Insel zu entdecken und die Menschen einigermaßen zu verstehen.
    »Ich glaube Ihnen wirklich«, sagte Fortunato.
    »In den Augenhöhlen des Esels steckten seltsame Edelsteine. Oder ein besonders geschliffenes Glas. Hier!«
    Ich griff in die Tasche, zog die beiden Seelenkristalle heraus und hielt sie auf der offenen Handfläche Fortunato entgegen.
    Dieser sprang auf, und dann passierte etwas Seltsames. Mit einer Schnelligkeit, die ich nie bei diesem etwa sechzigjährigen Mann vermutet hätte, sprang er rückwärts, schüttete die Kaffeetasse aus und hielt beide Unterarme vor die Augen.
    »Weg damit!«, schrie er mit seiner rauen, brüchigen Stimme. »Stecken Sie sie sofort zurück! Nicht ansehen, sonst sind Sie verloren! Und ich bin es auch. Los, machen Sie schon!«
    Ich hatte mich auf ihn konzentriert und die Kristalle nicht angesehen. Von der panischen Furcht des Mannes für einen Augenblick seltsam berührt, gehorchte ich und steckte die Kristalle wieder in die Tasche.
    Zitternd war Fortunato bis an die Wand zurückgewichen. Mit seinen Schultern fegte er einen Stapel Hotelprospekte vom letzten Jahr zu Boden.
    Ich verstand nichts mehr; nur eines: Ich befand mich in der Situation eines Blinden, der durch die Hölle stolperte und nicht erkannte, dass ihn zahllose Gefahren umgaben, die ihn töten konnten.

    Ich war ein naiver, ahnungsloser Mann. Doch bisher war ich immer in der Lage gewesen, zwischen meiner Phantasie, den Geschehnissen in meinen Romanen und dem wirklichen Leben zu unterscheiden. Absolut klar und perfekt. Wenn ich mich nicht mit Recherchen oder dem Schreiben selbst beschäftigte, war ich der normalste und vernünftigste Mann auf der Welt, bildete ich mir wenigstens ein.
    Und jetzt erlebte ich meinen eigenen persönlichen Gruselroman.
    »Haben Sie die verfluchten Kristalle weggesteckt, Arnoldo? Wirklich?«, fragte Fortunato mit zitternder Stimme.
    »Ja«, flüsterte ich und spürte, wie meine Lippen trocken wurden.
    Der Wind heulte. Das Hotelschild schaukelte kreischend. Es roch nach dem verschütteten Espresso.
    Wie oft hatten wir hier gesessen und nächtelang über die graue Vorzeit der alten Insel gesprochen, über die Fische und die Fischerei, über Banditen und alle anderen Dinge, die Männer interessierten, über die mittelalterlichen Ansichten, die alle Angehörigen der alten und viele Angehörigen der jungen Generation beschäftigten, über

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