0600 - Die Fee und die Horror-Reiter
Die Typen flüsterten miteinander, bevor beide nickten und die Hütte verließen.
Die Tür blieb dabei offen. Wenn Suko die Augen verdrehte, konnte er nach draußen sehen, wo sich die Männer in etwa vier Schritten Entfernung von der Hütte aufhielten und flüsternd miteinander sprachen, damit nur kein Fremder etwas hörte.
Natürlich war Suko gespannt, was sich die Kerle zu sagen hatten!
Leider bekam er nichts mit. Er ging allerdings davon aus, daß sich das Gespräch um John und ihn drehte.
Einer nickte schließlich, um einen Schritt nach hinten zu gehen.
Dann schaute er noch einmal in die Hütte.
»Willst du noch immer nicht reden?« rief er.
»Ich weiß nichts.«
»Gut, wir werden sehen.«
Zu welch einem Entschluß die Männer in Grau gekommen waren, erlebte Suko wenig später mit. Da hatten sie sich gegenüber aufgestellt und sich die Arme entgegengestreckt.
Die Hände fanden Kontakt.
Fast war es wie bei E.T. nur eben der Funke fehlte, der zwischen ihnen geknistert hätte.
Statt dessen breitete sich ein grüner Flecken aus, eine Art von Lichtteppich und in der Form einem Oval ähnelnd, keinen Kreis. Innerhalb des Lichts wirkten die Männer in Grau wie Bühnenfiguren bei einer schauerlichen Beleuchtung.
Doch das Licht veränderte sich. Es nahm an Intensität zu.
Zwischen ihnen konzentrierte es sich besonders stark. Dort war die Fläche aufgeladen.
Magie pulsierte.
Und dann weiteten sich Sukos Augen, als er das beinahe Unmögliche sah…
***
Der Wagen war gestohlen, allerdings schon vor Monaten. Es war kein neues Fabrikat, was den drei Personen aber relativ egal war.
Ihnen kam es darauf an, daß ihr Fahrzeug Platz bot. Da waren sie mit dem Daimler hochzufrieden.
Sie hießen Diana Lynn, Kalem, der Mann aus dem Orient und Ted Spider, dessen lange, knochige Finger tatsächlich Ähnlichkeit mit den Beinen einer Spinne aufwiesen.
Obwohl sie sich gewissermaßen zur Szene zählten, waren sie schlecht einzuordnen.
Am meisten fiel eigentlich Diana Lynn auf. Schon allein wegen ihrer schrillen, extravaganten Kleidung, von der sie sich einfach nicht abbringen ließ.
Auch an diesem Abend war sie wieder in ein außergewöhnliches Outfit geschlüpft.
Sie trug eine sehr enge Hose, deren gürtelloser Rand praktisch mit dem Bauchnabel abschloß. Die Hose war schwarz und weiß gestreift. Dieses Muster setzte sich bei ihrem Oberteil fort. Ein Top, unter dem bei jeder Bewegung ihre spitzen Brüste hüpften, was Diana überhaupt nichts ausmachte. Zwischen der Hose schimmerte die nackte braune Haut.
Das Haar kämmte sie meist zur Tina-Turner-Mähne. In dieser Woche zeigte es einen Dreifach-Schimmer. Eine Mischung aus Rot, Braun und Blond, wobei die Farben an verschiedenen Stellen ineinander überliefen.
Um den schlanken Hals hatten sich mehrere Reifen aus Metall gelegt. Es waren insgesamt acht. Sie lagen so fest und dicht aufeinander, daß sie kaum gegeneinander klingelten, wenn Diana sich bewegte.
Über Kalem, den Orientalen, war nicht viel zu sagen. Nur daß er aus Kurdistan stammte, angeblich aus seiner Heimat geflohen war, aber dorthin immer wieder zurückkehrte, um gewisse Geschäfte abzuwickeln. Kalim war ein schweigsamer Bursche mit düsteren Augen und einem kantigen Kinn. Er redete wenig und trug auch bei starker Hitze seine schwarze lange Jacke, die so einiges verbarg, was andere nicht unbedingt zu sehen brauchten.
Ted Spider fiel auch aus dem Rahmen. Nicht allein wegen der erwähnten Finger, auch wegen seiner Glatze, auf deren Mitte ein Maul mit heraushängender Zunge tätowiert worden war.
Sein Outfit bestand aus Leder. Schwarz wie die Nacht und mit zahlreichen Nieten beschlagen. Sein Kopf wirkte trotz der Glatze ziemlich lang. Wenn es je jemand gegeben hatte, der Triefaugen besaß, so traf die Beschreibung auf Spider zu.
Ein Trio, wie es selbst in London nur selten vorkam. Man konnte nicht unbedingt davon sprechen, daß sie befreundet waren, ihre Verbindung sahen sie mehr geschäftlich an, besonders was Kalem anging, denn er hatte den Stoff besorgt.
In den letzten Wochen war Kalem und damit seine Heimat wieder gefragter geworden. Der Nachschub an Stoff aus Kolumbien klappte nicht mehr so gut, man besann sich wieder auf den Orient, und Kalem sah goldene Zeiten auf sich zukommen.
Ted und Diana arbeiteten ebenfalls noch auf eigene Rechnung. Sie waren nur Mittelsmänner, die das Zeug verteilten und die entsprechenden Leute kannten, die es außer Landes schafften, denn sie hatten sich mehr auf
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